Essen. Bei Herzinfarkt und Schlaganfall geht es um Sekunden. Die Uniklinik Essen will Patienten mit einem neuen Angiografiegerät noch zügiger behandeln.
Es ist ein neues Gerät – und ein Quantensprung. So versichern es die Experten an der Uniklinik Essen, die Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten ab sofort noch besser und schneller versorgen wollen. Wer als Notfall mit einer der beiden Diagnosen eingeliefert wird, muss sofort behandelt werden. „Es geht um jede Sekunde“, sagt Prof. Dr. Amir Mahabadi, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie. Im Wettlauf mit der Zeit soll nun eine hochmoderne Angiografie-Anlage helfen.
Uniklinik Essen setzt auf neue Anlage für Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten
Bei einer Angiografie wird den betroffenen Patienten ein Kontrastmittel gespritzt, bevor Bilder von ihren Gefäßen aufgenommen werden. So können die Mediziner eine gefährliche Verengung ausfindig machen und beseitigen, zum Beispiel durch einen Stent. Das rettet Leben.
Das Verfahren ist lange erprobt, doch die neue Anlage kann mehr als Vorgängermodelle: „Normalerweise können wir uns mit den Geräten nur Schädigungen anschauen, die das Herz betreffen, oder solche, die das Gehirn betreffen. Mit dieser Anlage und ihrer Ausrichtung sehen wir gleich beides“, erklärt Prof. Dr. Tienush Rassaf, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie. Das könne für einen großen Teil der Patienten wichtig sein: „Wir wissen heute, dass zwischen 30 und 60 Prozent der Betroffenen bei einem Schlaganfall auch einen Schaden am Herzen erleiden.“ Umgekehrt gehe auch ein Herzinfarkt oft mit einer Schädigung im Hirn einher. Schließlich werden beide Erkrankungen durch verschlossene Gefäße verursacht.
Notfälle müssen nicht erst über das Klinikgelände transportiert werden
Statt den akuten Herzinfarktpatienten ins Herzzentrum zubringen und den Schlaganfallpatienten in die Neuroradiologie, werden an der Uniklinik nun beide erst umgehend mit der neuen Angiografie-Anlage untersucht: Sie befindet sich im selben Gebäude wie die Zentrale Notaufnahme (ZNA) Nord für internistische Notfälle. Schon das bedeutet einen Zeitgewinn: Wer in die Notaufnahme Nord eingeliefert wird, kann sofort mit dem Aufzug zur Angiografie im zweiten Stock gebracht werden. Die Patienten müssen nicht erst über das weitläufige Klinikgelände in die passende Fachabteilung transportiert werden. Und die „Stroke Unit“ für Schlaganfallpatienten befindet sich ebenfalls im selben Haus wie die ZNA.
Die Uniklinik hatte das 1,5 Millionen Euro teure Angiografie-Gerät bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragt und aufwendig am neuen Standort installieren lassen. Nachdem die Technik nun bereitsteht, sind die Teams am Zug, die künftig noch enger zusammenarbeiten sollen. Wird ein Patient eingeliefert, werden Neurologen, Neuroradiologen und Kardiologen alarmiert. Aktuell wird das medizinische Personal entsprechend geschult, schon im Laufe des Juni soll die Anlage genutzt werden.
Prof. Rassaf sowie der Leiter der Notfallmedizin, Prof. Dr. Clemens Kill, und der Direktor der Radiologie und Neuroradiologe, Prof. Dr. Michael Forsting, sind sich einig, dass das mit der Neuanschaffung verbundene Konzept deutschlandweit einzigartig ist. Profitieren sollen die, Jahr für Jahr, rund 1000 Herzinfarktpatienten und etwa 1500 Schlaganfallpatienten an der Uniklinik Essen. Die übrigens, so betont Dr. Mahabadi, nicht nur schneller, sondern auch schonender behandelt werden: „Mit der neuen Anlage brauchen wir weniger Kontrastmittel.“ Die sind zwar wichtig, um aussagekräftige Bilder zu erhalten, können aber etwa Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion zusätzlich belasten.