Essen-Katernberg. Nachbarn hatten sich über eine Rattenplage rund um ein Essener Wohnhaus beklagt. Der Hausbesitzer erklärt, wie es dazu kam und was er jetzt tut.
Nachbarn eines Hauses an der Katernberger Straße in Essen hatten sich über eine Rattenplage beschwert. Die Bewohner des Hauses mit der Nummer 41 würden ihren Müll nicht richtig entsorgen und so die Nagetiere anziehen, die immer frecher würden. So die Vorwürfe, die sie auch mit Fotos belegten.
Rattenplage: Im Corona-Lockdown kleingeschnittene Jeans statt Toilettenpapier genutzt
Der Hauseigentümer erklärt jetzt, dass er das Problem im Griff habe. Er bestreitet jedoch nicht, dass die Zustände vor einigen Wochen „ein Alptraum waren“, wie er selbst erklärt. Die Hausbewohner hätten seinen Angaben nach im Corona-Lockdown kleingeschnittene Jeans statt Toilettenpapier genutzt, den Müll nicht in, sondern rund um die Mülltonnen entsorgt und es habe einen Wasserschaden in dem Haus gegeben.
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Aber: Zu dem Zeitpunkt sei er gar nicht der Eigentümer gewesen. Der Voreigentümer hatte die Verwaltung des Sieben-Parteien-Hauses abgegeben und dann sei die Situation außer Kontrolle geraten. Er selbst sei zusammen mit seinen Geschwistern erst seit Mitte April offiziell der Hauseigentümer. Auch die Stadt hatte zuletzt bestätigt, dass es einen Eigentümerwechsel gegeben hat.
Neuer Eigentümer kommt aus Essen-Katernberg
Seinen Namen will der jetzige Eigentümer nicht in der Zeitung lesen. Er sei jedoch ein „Katernberger Junge“, in dem Essener Stadtteil aufgewachsen und zur Schule gegangen. Zusammen mit seinen Geschwistern besitze er mehrere Häuser in Katernberg. „Wir versuchen so viel wie möglich, um den Stadtteil schön zu machen“, erklärt er. Das sei auch die Intention gewesen, das Haus zu kaufen.
Um die Zustände in der Immobilie an der Katernberger Straße 41 zu verbessern, habe er alle Mieter zusammengerufen – und einen Dolmetscher gleich dazu. Fast alle Bewohner seien aus den Balkanstaaten.
Rattenplage: Abmahnungen für Mieter in Katernberg
Die Ansage des neuen Vermieters: Das Grillen im Hof ist verboten. Wer seinen Müll neben die Tonne stellt, das Treppenhaus nicht putzt oder sich anderweitig nicht an die Hausordnung hält, bekommt eine Abmahnung. Zusammen mit der dritten Abmahnung kommt auch gleich die Kündigung. So erging es dann auch gleich einem der Mieter. Er habe ausziehen müssen: „Der hat seinen Müll konsequent neben die Tonne gestellt.“
Einer anderen Familie habe der Vermieter eine Ersatzwohnung angeboten und die Ursprungs-Wohnung kernsaniert. Außerdem habe er Zettel verteilt, auf denen die Mülltrennung erklärt wird. Einige Familien würden bei den strikten Regeln „voll mitziehen“, andere hätten sich in ihrer Privatsphäre gestört gefühlt.
Der neue Eigentümer erklärt, er sei jeden zweiten Tag in das Haus an der Katernberger Straße gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Im Keller habe sich der Müll meterhoch gestapelt und die Ratten seien ihm entgegengesprungen. „Ich bin dann rückwärts wieder raus, habe mir einen Schutzanzug angezogen, Freunde gerufen und alles rausgeholt.“
Im Keller des Hauses habe es eine Klappe gegeben mit direktem Weg in die Kanalisation. „Die Klappe war nicht geschlossen“, so der Vermieter, die Ratten hätten freien Zugang zu Kanalisation und Haus gehabt. Ende Februar wurden die Stadtwerke Essen nach Angaben der Stadtpressestelle gebeten, Rattenbekämpfungsmaßnahmen in der Kanalisation durchzuführen. Nach Angaben des Vermieters sei auch ein Kammerjäger im Einsatz gewesen, um dem Ungeziefer auf dem Grundstück professionell an den Kragen zu gehen.
Grundstücksreinigung, Rattenbekämpfungsmaßnahmen, größere Müllbehälter
Die Stadt sitzt dem Katernberger im Nacken, vor allem, seitdem sich Nachbarn zuletzt über die Zustände beschwert hatten. Grundstücksreinigung, Rattenbekämpfungsmaßnahmen, größere Müllbehälter: Bessern sich die Zustände nicht, drohen Strafen.
Mittlerweile sei die Lage unter Kontrolle, erklärt der neue Eigentümer. Auch das Quartiershausmeisterteam und Johannes Maas, Vorsitzender des Katernberger Werberings, wissen: „Im Hof sieht es ordentlich aus.“ Nachbarin Eva-Maria Wöhler erklärt, sie habe zwar zuletzt noch Ratten gefangen, aber die Situation habe sich gebessert. Bis zu den Nagern hat sich der Vermieter-Wechsel offenbar noch nicht rumgesprochen.
Wie kann verhindert werden, dass das Unheil von neuem beginnt? „Ein bis zwei Familien aus anderen Ländern können sich gut integrieren“, glaubt der neue Vermieter. Ein ganzes Haus mit Menschen aus anderen Ländern sei manchmal ungünstig: „Man kann eine Kultur nur lernen, wenn man mitlebt.“
Auf der anderen Seite müssten sich die Immobilien-Besitzer auch um ihre Häuser kümmern. „Miete ohne Gegenleistung geht nicht“, so die Meinung des Esseners. Seine Meinung: „Wer nur abkassiert, ohne sich zu kümmern, der sollte in Deutschland keine Immobilien besitzen.“