Essen-Kettwig. Wird die Bezirksvertretung im Essener Süden den Plänen für das Baugebiet Am Stammensberg zustimmen oder Bürgerkritik aufgreifen? Darum geht es.
Für die einen ist es eine erhaltenswerte Grünschneise, für die anderen ein verwildertes Grundstück, oftmals zweckentfremdet als Müllabladeplatz: das etwa 1,6 Hektar große Gebiet östlich der Ringstraße und nördlich der Straße Am Stammensberg. So stoßen die Pläne der Stadt für ein Neubaugebiet auch auf ein sehr geteiltes Echo in der Bevölkerung, was sich in den Bemerkungen und Anregungen bei der öffentlichen Auslage des Bebauungsplans, die bis 10. Februar befristet war, widerspiegelt.
Mehr als 50 Stellungnahmen aus der Bevölkerung gingen bei der Verwaltung ein, nur einige der dort gemachten Anregungen bzw. aufgeworfenen Problemstellungen werden aber letztlich in den Plänen berücksichtigt werden können. Der Bezirksvertretung IX, die am 31. Mai im Kettwiger Rathaus tagt, empfiehlt die Verwaltung jedenfalls die Zustimmung zum Bebauungsplan.
Reihenhäuser sowie barrierefreie Wohnungen geplant
Die Stadt Essen hat sich zum Ziel gesetzt, in dem Plangebiet „die Entwicklung eines qualitätsvollen Wohngebietes mit verschiedenen Wohnungstypologien in Mehr- und Einfamilienhäusern“ umzusetzen, wie es in einer Mitteilung heißt. Bereits im Oktober 2016 wurden in der Bezirksvertretung (BV) IX die ersten Pläne für eine Bebauung vorgestellt. Die Fläche, die nicht im Landschaftsschutzgebiet liegt, war als potenzielle Wohnbaufläche im April 2016 in das Arbeitsprogramm Bauleitplanung 2016/17 aufgenommen worden. Es gab eine Bürgerversammlung, bei der zwei Varianten diskutiert wurden. Anregungen daraus wurden 2020 in einem neuen Plan verdichtet.
Das ist vorgesehen: Es wird sich um Einfamiliendoppel- sowie Reihenhäuser handeln sowie barrierefreie Wohnungen mit Balkonen in drei Mehrfamilienhäusern, die zum Teil mit einer Tiefgarage ausgestattet werden. Zwei Einzelgrundstücke sollen zur individuellen Bebauung an private Bauherren veräußert werden. Im Entwurf sind eine Grünfläche von 1500 qm und ein Spielplatz im Südosten des Areals zur Versorgung der dort künftig lebenden Familien sowie der Umgebung eingeplant.
Anlieger befürchten Verkehrschaos auf der Ringstraße
Etliche Anlieger befürchten künftig ein Verkehrschaos in dem Bereich – und tragen dies als Kritik bei der öffentlichen Auslegung an die Verwaltung heran. Diese bezieht sich in ihren Antworten auf den Verkehrsgutachter: Der bewerte den Verkehrsfluss an dem Knotenpunkt Ring-/Montebruchstraße tatsächlich als „schlecht“.
Eine Lösung wäre ein Umbau. „Dieser ist jedoch nicht Gegenstand dieses Verfahrens“, stellt die Verwaltung klar und erläutert: „Im Übrigen wurde die Zufahrt zum Plangebiet aufgrund der Empfehlungen des Gutachters nach Süden verschoben, so dass die erforderlichen Sichtdreiecke für einen sicheren Anschluss der Straße eingehalten werden.“
Bürgersprechstunde im Kettwiger Rathaus
Nach langer Pause aufgrund der Coronabeschränkungen kann wieder eine Bürgersprechstunde stattfinden. Dafür stehen die Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt und ihre Stellvertreter Ludger Hicking-Göbels, Herbert Schermuly, Benjamin Brenk und Gerd Kolbecher am Montag, 30. Mai, zur Verfügung: im Rathaus Kettwig, Raum 203, von 15 bis 15.45 Uhr.
Die Sitzung der Bezirksvertretung IX (Kettwig, Werden, Heidhausen, Fischlaken, Schuir) findet dann einen Tag darauf, am 31. Mai, im großen Saal des Rathauses Kettwig, Bürgermeister-Fiedler-Platz 1, statt. Die öffentlich Sitzung beginnt um 16 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen u.a. die Schulentwicklungsplanung und der Kita-Ausbau im Stadtbezirk sowie Verkehrsangelegenheiten.
Bürger beklagen die Vernichtung von Wald
Ein immer wieder auftauchender Kritikpunkt der Bürgerschaft: die Vernichtung von Grün und die Versiegelung des Bodens. Beispielhaft schreibt eine Erzieherin: „Ich arbeite in der Nähe vom Bauort. Einer unserer Bildungsaufträge ist es, den Kindern die Natur näher zu bringen, sowie ein Bewusstsein für die Umwelt zu schaffen. Die Umsetzung solcher Förderung geschieht allein durch die Praxis, nämlich das Erleben von Natur.“ Dies sei bislang durch den Zugang zum Wald an der Ringstraße möglich gewesen. Der Wald lade dazu ein, „sämtliche Natureindrücke zu sammeln“.
Die Verwaltung hält dagegen: Sie verweist auf den neuen Spielplatz, der sich unmittelbar an der Grenze zum bestehenden Wald befinden werde und auf dessen Fläche Bäume stehen blieben, die sich eignen, erhalten werden. Vom Kindergarten aus sei zudem ein kleiner Fußweg geplant, der sogar den Zugang zum Gelände leichter mache. „Insofern kommt die Planung dem erzieherischen Bedarf eher entgegen.“
Rat entscheidet über Baugebiet Ende Juni
Die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter haben am kommenden Dienstag nun Gelegenheit, zu diesen und anderen Punkten noch einmal in die Diskussion einzusteigen und die Bürgeranregungen selbst zu bewerten. Stimmt das Gremium der Planung zu, ist der Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen am 2. Juni an der Reihe, sein Votum abzugeben. Auf die Tagesordnung im Rat kommt der Bebauungsplan Am Stammensberg schlussendlich am 22. Juni.