Essen-Dellwig. Der Neubau einer Eisenbahnbrücke in Essen-Dellwig bremst den Verkehr aus. Und dies noch bis Ende des Jahres. Was Pendlern und Anwohnern blüht.

Mit deutlicher Verspätung hat die Deutsche Bahn die Sanierung der Eisenbahnbrücke Prosperstraße in Essen-Dellwig in Angriff genommen. Der erste Bauabschnitt – der Rückbau des Brückenbauwerks – sollte eigentlich im Dezember 2021 beginnen, startete aber erst Anfang Mai dieses Jahres. Zwar wurde die Prosperstraße am heutigen Dienstag (10.5.) wieder für den Straßenverkehr freigegeben, die Baustelle jedoch wird die Menschen im Quartier noch bis Ende des Jahres begleiten – Straßensperrungen inklusive.

Ulrich Schulte-Wieschen schien es geahnt zu haben. Bereits im April vergangenen Jahres befürchtete der SPD-Fraktionschef im Bezirk IV ein Verkehrschaos in Dellwig, wenn die Deutsche Bahn den Neubau der Brücke Prosperstraße startet. Damals war allerdings noch die Rauchstraße gesperrt, wo die Bahn bereits eine Eisenbahnüberführung erneuert hatte. „Zum Glück wurde die Sperrung Rauchstraße unmittelbar vor dem Baubeginn an der Prosperstraße aufgehoben“, sagt Schulte-Wieschen. Dies habe die Bezirksvertretung IV im Vorfeld mehrfach gefordert. „Damit wird die ohnehin angespannte Verkehrslage in Dellwig zumindest etwas abgemildert.“

Auf einer Brachfläche an der gegenüberliegenden Haus-Horl-Straße wird der neue Deckel für die Eisenbahnbrücke gefertigt. Auch diese Straße wird im Laufe des Sommers einmal komplett gesperrt werden müssen.
Auf einer Brachfläche an der gegenüberliegenden Haus-Horl-Straße wird der neue Deckel für die Eisenbahnbrücke gefertigt. Auch diese Straße wird im Laufe des Sommers einmal komplett gesperrt werden müssen. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Am Montag vergangener Woche rückte die Bahn mit schwerem Gerät in Dellwig an. Gleich zwei Bagger räumten parallel das Brückenbauwerk ab. Nur ein verbliebener T-Träger zeugt noch davon, wo die Bahnlinie die Prosperstraße querte. Bis der neue Deckel der Brücke, an dem momentan auf einer Brachfläche an der gegenüberliegenden Haus-Horl-Straße gewerkelt wird, aufgesetzt werden kann, wird noch einige Zeit vergehen. Folgende Arbeiten stehen in diesem Sommer noch auf dem Bauprogramm:

Die Gleise führen derzeit ins Leere. Erst zum Ende dieses Jahres soll die Brücke wieder in Betrieb genommen werden.
Die Gleise führen derzeit ins Leere. Erst zum Ende dieses Jahres soll die Brücke wieder in Betrieb genommen werden. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Voraussichtlich vom 7. Juni bis einschließlich 6. Juli werden die Bohrpfähle für die Stützwände gefertigt sowie die neue Eisenbahnüberführung gebaut. Die Prosperstraße wird erneut komplett gesperrt.

Einschub des „Deckels“ erfolgt im Juli

Vom 15. Juli bis 19. Juli erfolgt der Einschub der neuen Überbauplatte, die mit Spezialfahrzeugen in die Endlage gebracht wird. Kurz gesagt: Der Deckel kommt drauf. Mit dieser Maßnahme ist dann auch eine Sperrung der Haus-Horl-Straße notwendig“, so eine Bahnsprecherin.

Vom 15. bis 23. August stehen schließlich Betonarbeiten am Brückenbauwerk an – und wieder wird der Verkehr auf der Prosperstraße komplett ausgebremst.

Bei allen Sperrungen gilt eine Umleitung für den motorisierten Verkehr über die Donnerstraße, Weidkamp, Alte Bottroper Straße und Bottroper Straße. Alle, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, müssen auf die Haus-Horl-Straße, Gleisstraße und Rauchstraße ausweichen, so wie es auch zuletzt beim Rückbau der Brücke der Fall war.

Zwischen den Vollsperrungen kann die Prosperstraße nur einspurig befahren werden

Zwischen den Vollsperrungen kann die Prosperstraße nur einspurig befahren werden. Während des Einschubs der Überbauplatte im Juli mit Sperrung der Haus-Horl-Straße können Fußgänger eine eigens für diese Zwecke eingerichtete Treppe am Bahndamm nutzen. „Alle Umleitungen werden ausgeschildert“, erklärt eine Bahnsprecherin.

Dass die Eisenbahnbrücke nicht schon im Sommer in Betrieb geht, hat Gründe: Oberleitungsarbeiten, Arbeiten an den Gleisen sowie an der Leit- und Sicherungstechnik verzögern den Start. Von den Arbeiten ist die Abzweigung Essen-Bottrop Süd sowie die Strecke Essen-Prosperstraße-Levinstraße betroffen. Die auf diesem Streckenabschnitt verkehrenden Güterzüge werden entsprechend umgeleitet.

Improvisierter Fußgängerüberweg an der Eisenbahn-Baustelle Prosperstraße in Essen-Dellwig.
Improvisierter Fußgängerüberweg an der Eisenbahn-Baustelle Prosperstraße in Essen-Dellwig. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Die Verkehrslage vor Ort bleibt also noch über Monate prekär. Auch wenn Stadtwerke-Sprecher Roy Daffinger auf Nachfrage ankündigt, dass die Dauerbaustelle Levinstraße schon bald der Vergangenheit angehören dürfte. Im Januar 2020 hatten dort die Stadtwerke Essen mit den Kanalbauarbeiten im Rahmen der Renaturierung Pausmühlenbach begonnen. Doch schon seit dem 30. September 2019 war die Straße auf der gesamten Länge von rund 650 Metern für den Durchgangsverkehr gesperrt. Grund waren Vorarbeiten, wie beispielsweise die Sondierung auf Kampfmittel.

Durchfahrt der Levinstraße in Essen-Dellwig wohl wieder Mitte Juni möglich

Daffinger: „Die Abbauarbeiten der Baustelle beginnen Anfang Juni.“ Eine Durchfahrt sollte dann wieder ab Mitte des Monats gewährleistet sein. „Was zumindest die Route zum Wohnquartier Haus-Horl-Straße deutlich verkürzen würde und auch die Erreichbarkeit der drei großen Discounter Aldi, Lidl und Penny erleichtert“, sagt Schulte-Wieschen.

Die Phasen der Straßen-Vollsperrungen sind für die Deutsche Bahn jedoch alternativlos. „Ansonsten hätten die Bauarbeiten in Nachtarbeit abgewickelt werden müssen. Doch dies wäre den Anwohnern nicht zumutbar gewesen“, erfuhr Schulte-Wieschen in einer Videokonferenz mit Bahn AG und Stadt. Außerdem erlaube eine Vollsperrung ein effektiveres Arbeiten vor Ort, ohne das der gesteckte Zeitplan nicht einzuhalten wäre. „Ziel ist es weiterhin, die Brücke im Dezember 2022 wieder in Betrieb zu nehmen“, so eine Bahnsprecherin.