Dellwig. Die Baustelle Rauchstraße in Dellwig ist noch nicht beendet, da droht die nächste an der Prosperstraße. Politiker befürchten ein Verkehrschaos.

Baustelle Rauchstraße und kein Ende: Vor zwei Jahren begannen die Arbeiten zur Erneuerung der Eisenbahnbrücke Rauchstraße in Dellwig. Die Brücke wurde - wenn auch mit Verzögerung - Anfang vergangenen Jahres fertig - dafür sorgte die Deutsche Bahn (DB). Doch die damit verbundene Durchfahrtssperre der Rauchstraße als wichtige Verkehrsverbindung des Berufsverkehrs nach Bottrop, hält unvermittelt an. Und es könnte noch schlimmer kommen.

Seit die Rauchstraße gesperrt ist, gab es eigentlich nur eine einzige gute Nachricht von Seiten der Stadt. „Die Einmündung zur Gleisstraße ist nun wieder frei“, erklärt Ulrich Schulte-Wieschen, SPD-Fraktionschef in der Bezirksvertretung IV und beruft sich dabei auf einen Sachstandsbericht der Verwaltung, die der BV nun vorliegt. Die Freude darüber hält sich dennoch in Grenzen, denn durch die Sperrung der Rauchstraße kam und kommt es immer wieder zu einer Rückstauung des Verkehrs am Reuenberg und Prosperstraße bis hin zur Donnerstraße. „Daran hat sich nichts geändert“, moniert der SPD-Mann.

Pumpanlage soll künftig Regenwasser in die Kanalisation befördern

Abgemeldete Pkw an der Rauchstraße

Die Sperrung der Rauchstraße scheinen einige Autohändler dazu zu nutzen, Pkw zwischenzulagern. Im Bereich kurz vor der Eisenbahnbrücke aus Richtung der Prosperstraße jedenfalls stehen seit einiger Zeit eine Reihe abgemeldeter Autos. Bezirksvertreter Ulrich Schulte-Wieschen: „Das kann eigentlich kein Zufall sein. Ich habe hier schon bis zu sieben Pkw gezählt, die beidseitig der Straße abgestellt wurden. Allesamt ohne Kennzeichen.“ Woher die Autos stammen, ist noch nicht geklärt. Das Problem: „Seit die Rauchstraße gesperrt wurde, gibt es in diesem Bereich praktisch keinerlei soziale Kontrolle“, sagt der SPD-Politiker.

Hintergrund der Straßensperrung ist eine Pumpanlage, die vor Ort installiert werden soll, um ein von Fachleuten befürchtetes Überfluten der Durchfahrt bei Starkregen zu vermeiden. Bei den Bauarbeiten an der neuen Brücke wurde offensichtlich die Straße abgesenkt. Indiz dafür ist die größere Durchfahrtshöhe des neuen Brückenbauwerks. Während diese früher bei 3,90 Metern lag, ist die neue Brücke nicht mehr „kennzeichnungspflichtig“, wie der frühere SPD-Ratsherr Thomas Osterholt erfuhr. „Das bedeutet, dass die Durchfahrtshöhe nun bei ca. 4,5 Metern liegen muss.“ Und dies sei nicht allein der neuen Brücke geschuldet. Der Vorsitzender des SPD-Ortstverein Dellwig sitzt als Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Verkehr und Mobilität und verfolgt die Vorgänge an der Rauchstraße daher seit Jahren mit Argusaugen.

Durch diese Absenkung liegt das Straßenniveau unterhalb der Gullys. „Ein automatischer Ablauf des Regenwassers in die Kanalisation ist daher ausgeschlossen“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Deshalb muss nun eine Pumpe mögliches Stauwasser in die Kanalisation befördern. Die Stadt Essen spricht von einem „Sicherheitsrisiko“, und will durch die neue Technologie endgültig Abhilfe schaffen.

Stadt Essen bereitet die Ausschreibung für Planung und Bau der Pumpe vor

Die Eisenbahnbrücke an der Prosperstraße wird erneuert. Die Arbeiten der DB sollen noch im Dezember dieses Jahres beginnen.
Die Eisenbahnbrücke an der Prosperstraße wird erneuert. Die Arbeiten der DB sollen noch im Dezember dieses Jahres beginnen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Doch die Sache hat einen Haken. „Das Amt für Straßen und Verkehr bereitet zwar derzeit die Vergabe der Planung und des anschließenden Bauauftrags vor, doch wann die Baumaßnahme abgeschlossen sein wird, steht noch in den Sternen“, sagt Ulrich Schulte-Wieschen – und sieht Probleme heraufziehen. Denn betrachtet man den schleppenden Verlauf der aktuellen Baustelle Rauchstraße, droht in absehbarer Zeit ein Konflikt mit einer weiteren Brückenerneuerung an der Prosperstraße in Höhe der Haus-Horl-Straße.

Dieser Neubau soll Anfang kommenden Jahres beginnen, erfuhr Thomas Osterholt bereits im Jahr 2019 vom damaligen Bauleiter der DB. Eine Aussage, die nun von der Deutschen Bahn konkretisiert wurde: „Die Erneuerung der Eisenbahnüberführung Prosperstraße in Essen-Dellwig ist nach wie vor für das Jahr 2022 geplant“, so eine Bahnsprecherin. Derzeit plane die DB, die Arbeiten im Dezember 2021 zu beginnen und die Brücke im Dezember 2022 in Betrieb zu nehmen. Über die verkehrlichen Auswirkungen in Folge der Bauarbeiten werde man rechtzeitig informieren. Das heißt, dass die Zeit, die Sperrung Rauchstraße zu beenden, sogar noch kürzer wird.

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Bei der geplanten Brückenerneuerung soll die zweispurige Prosperstraße, die als eminent wichtiger Zubringer zur Autobahn A 42 und ebenfalls nach Bottrop gilt, in einer Fahrtrichtung gesperrt werden. Dies bestätigte auch Dirk Langner, Sachbearbeiter im Amt für Straßen und Verkehr, der im Stadtteilparlament Stellung zum Thema Brücke Rauchstraße nahm. „Wenn dies passiert, dann kommt es hier zum kompletten Verkehrschaos“, sagt Ulrich Schulte-Wieschen. „Und in der BV fehlt eigentlich jedem der Glaube, dass das Thema Rauchstraße bis dahin vom Tisch ist.“

Teilsperrung der Prosperstraße könnte erneut für Verkehrschaos sorgen

Was eine Sperrung der Prosperstraße bedeuten kann, erlebten die Dellwiger bereits Mitte des vergangenen Jahres, als die Prosperstraße wegen eines Wasserrohrbruchs in Nähe der Schilfstraße eine Woche lang komplett gesperrt werden musste. „Damals waren die Nebenstraßen völlig überlastet, das galt besonders für die Haus-Horl-Straße“, erinnert sich Thomas Osterholt. „Da staute sich der Verkehr nicht nur am nahen Reuenberg, sondern kilometerweit bis hoch zur Bottroper Straße.“

Auch Bezirksvertreter Ulrich Schulte-Wieschen wetterte damals gegen die hohe Zahl an Baustellen, die parallel im Stadtbezirk abgearbeitet werden. Schon deshalb ist von der BV eher kein Entgegenkommen zu erwarten, sollten die Arbeiten an der Rauchstraße nicht forciert werden. „Dem Stadteilparlament ist natürlich bewusst, dass die Prosperstraße überörtliche Bedeutung besitzt und deshalb in der Verantwortung des Rates liegt. Dennoch wollen wir, schon im Interesse der Bürger, im Fall der Fälle Anträge stellen und auch Informationen an unsere Ratsfraktionen weitergeben.“ Schließlich sei die BV der erste Ansprechpartner der Politik vor Ort.

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