Essen-Rüttenscheid. Die größte Blume der Welt soll bald im Essener Grugapark blühen. Die Titanenwurz ist riesig, extrem selten und stinkt. Was bisher bekannt ist.

Sie stinkt bestialisch, ist riesig und extrem selten: Ein Exemplar der größten Blume der Welt – die Titanenwurz – treibt aktuell im Essener Grugapark aus. Bis sich die nach Aas stinkende Blüte für wenige Stunden öffnen wird, dauert es allerdings noch ein wenig. Vom Grugapark heißt es vage, dass es in der zweiten Mai-Hälfte so weit sein könnte.

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Eine Höhe von 1,28 Metern hatte die Pflanze am Freitag erreicht, alleine über das Wochenende sei sie um 30 Zentimeter gewachsen, berichtet Thorsten Claas, Blumen- und Zierpflanzengärtner, am Montagvormittag im Tropenhaus. Am Dienstag war sie nach Angaben des Grugaparkes dann schon 1,75 Meter groß und wurde an ihren finalen Standort gebracht. Besichtigen kann man sie aber aktuell noch nicht öffentlich – sondern erst zur Blüte.

Titanenwurz in Essen: Knolle wiegt 70 Kilogramm

Seit 1988 arbeitet Claas im Grugapark. Die Titanenwurz sei für ihn ein absolutes Highlight seines Berufsleben. „Im Ruhrgebiet hat man selten die Chance, so etwas zu sehen“, sagt Claas. Zuletzt hatte im Revier 2019 eine Titanenwurz in Dortmund geblüht, 2017 lockte ein 2,72-Meter-Exemplar 5000 Schaulustige in den Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum.

Grugapark Essen: Eine Titanenwurz wächst und soll bald blühen.
Grugapark Essen: Eine Titanenwurz wächst und soll bald blühen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Ob auch die Essener Pflanze eine solche Höhe erreicht, ist schwer zu prognostizieren. „Die zwei Meter werden wir wohl übertreffen. Im Moment wächst sie zehn bis zwölf Zentimeter pro Tag“, sagt Dr. Martin Gülpen, im Grugapark zuständig für Botanik, botanische Veranstaltungen und fachlicher Leiter der Schule Natur. Die Knolle aus Bochum habe damals um die 40 Kilogramm gewogen, die Essener Knolle bringt stolze 70 Kilo auf die Waage.

Titanenwurz in Essen: Grugapark erhielt Knolle aus dem Palmengarten Frankfurt

Doch wie kommt eines dieser extrem seltenen Gewächse überhaupt nach Essen? Gülpen berichtet davon, dass die Knolle aus dem Palmengarten Frankfurt stammt.

Dr. Martin Gülpen über die Essener Titanenwurz: „Die zwei Meter werden wir wohl übertreffen. Im Moment wächst sie zehn bis zwölf Zentimeter pro Tag.“
Dr. Martin Gülpen über die Essener Titanenwurz: „Die zwei Meter werden wir wohl übertreffen. Im Moment wächst sie zehn bis zwölf Zentimeter pro Tag.“ © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Gärtner Thorsten Claas erzählt, dass er im vergangenen Jahr zusammen mit Kollegen im Transporter samt Anhänger in die Mainstadt aufgebrochen war, um die 70-Kilo-Knolle abzuholen. Dafür ist er den Frankfurtern „sehr dankbar“. Schon als Lehrling habe er von solch einer Chance geträumt, nun ist es tatsächlich so weit.

Thorsten Claas, Gärtner im Grugapark, sagt über die Titanenwurz: „Im Ruhrgebiet hat man selten die Chance, so etwas zu sehen“
Thorsten Claas, Gärtner im Grugapark, sagt über die Titanenwurz: „Im Ruhrgebiet hat man selten die Chance, so etwas zu sehen“ © WAZ | Johannes Pusch

Neben dem aktuell austreibenden Exemplar nahm er 2021 in der Mainstadt eine weitere Titanenwurz-Knolle in Empfang. Diese stand beim Ortsbesuch am Montagvormittag direkt neben der schon deutlich größeren Pflanze. Ob sie ähnlich wachsen und möglicherweise blühen wird? Das bleibt abzuwarten. Derzeit ragt ein Blatt aus der Erde, ob es sich ebenfalls um einen Blütenstand handelt, wird sich zeigen.

Titanenwurz wurde im Februar 2022 „umgetopft“

Beide Knollen sind Mitte Februar 2022 mit ordentlich Manpower „umgetopft“ worden. Seitdem stehen sie jeweils in einem Substrat samt Drainage in einem elastischen Sack auf Paletten im Tropenhaus in den Pflanzenschauhäusern.

Die Titanenwurz am Montagvormittag (9. 5.).
Die Titanenwurz am Montagvormittag (9. 5.). © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Interessierte konnten sie bisher allerdings nur durch eine Fensterscheibe begutachten – sie befanden sich quasi in Quarantäne. Das soll zumindest im Fall der bald blühenden Pflanze nicht so bleiben: Thorsten Claas und sein Gärtner-Team werden sie an einem besser erreichbaren Ort im Grugapark aufstellen, vermutlich nicht so weit weg von ihrem bisherigen Standort. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Besucherinnen und Besucher die Rarität aus nächster Nähe erleben können, wenn sich die Blüte öffnet. Man geht davon aus, dass auch in Essen Tausende dem seltenen Naturspektakel beiwohnen wollen.

Eine Titanenwurz blühte in Bochum im September 2017. Der Andrang damals war enorm.
Eine Titanenwurz blühte in Bochum im September 2017. Der Andrang damals war enorm. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Essener Titanenwurz blüht frühestens nächste Woche

Aber wann blüht die Essener Titanenwurz denn nun? Genau voraussagen lässt sich das nicht. Am Freitag hieß es auf den Social-Media-Kanälen des Grugaparks: „Wir erwarten die Blüte in ca. 10 bis 14 Tagen.“ Frühestens würde sich die Blüte demnach am Montag (16. 5.) öffnen, spätestens am Freitag (20. 5.) – wenn denn alles glattgeht. Dr. Martin Gülpen bleibt am Montag ebenfalls vage, als er sagt. „Vielleicht in 10 bis 15 Tagen.“

Wenn sie aufgeht, bleibt nicht viel Zeit: Die Blüte einer Titanenwurz hält nicht lange durch; nur ein paar Stunden, dann knickt sie ein. Der Grugapark will frühzeitig über den Zeitpunkt informieren. Der genaue Standort der riesigen stinkenden Pflanze soll dann ebenfalls mitgeteilt werden.

Die Essener Titanenwurz in einer Detailansicht.
Die Essener Titanenwurz in einer Detailansicht. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

>>> INFO: Die Titanenwurz, Amorphophallus titanum

  • Die Titanenwurz (Amorphophallus titanum) ist auf Sumatra beheimatet. Nach Angaben des Grugaparks umfasst die Gattung Amorphophallus rund 200 Arten, die in Regenwäldern vorkommen.
  • Die Titanenwurz entwickelt den größten unverzweigten Blütenstand des Pflanzenreichs. Wenn sich die Blüte öffnet, produziert die Titanenwurz Wärme und verströmt einen Aasgeruch. Dadurch sollen Insekten angelockt werden, die erwarten, Nahrung zu finden. Der „Täuschblume“ dienen die Insekten allerdings nur als Bestäuber.
  • Wenn die Pflanze nicht mehr blüht, entwickelt sich nach Angaben des Grugaparks ein riesiges Blatt von bis zu fünf Metern Höhe, das nach 10 bis 15 Monaten abstirbt. Nach einer längeren Ruhephase könnte sich eine neue Blüte entwickeln.