Essen. Essener Bäckereien erhöhen die Preise. Was die Gründe sind und warum Verbraucherinnen und Verbraucher mit weiteren Erhöhungen rechnen müssen.
Die Preise für Brötchen, Brot und Kuchen steigen in Essen: Viele Bäckereien haben sie bereits erhöht und die Kundschaft muss mit weiteren Preissteigerungen rechnen. Ein Brötchen kostet in vielen Bäckereien bereits 40 Cent. Weil neben Energie und Mehl aber auch nahezu alle weiteren Zutaten teurer werden, zeigt sich das im gesamten Sortiment.
„Wir haben in allen Bereichen Preissteigerungen“, sagt Dennis Rast, Gesamtverkaufsleiter der Bäckerei Döbbe. Die Energie für den Betrieb der Backstube ist ebenso teurer geworden wie der Sprit für die Lieferfahrzeuge, auch die Einkaufspreise für Butter, Molkereiprodukte, Öle, Fette und Eier erhöhen sich. „Selbst die Zuckerpreise steigen“, sagt Tim Brakmann, kaufmännischer Leiter bei Döbbe. „Das Problematische bei den Backwaren ist das Mehl. Die Preisentwicklung ist da im Wesentlichen vom Weizen getrieben.“ Ein Brötchen kostet bei Döbbe aktuell 38 Cent, zuvor waren es 36 Cent.
Lesen Sie rund ums Thema auch:
- Hohe Energiepreise – Eon-Chef sieht Gefahr einer Rezession
- Höchste Inflation in NRW seit 50 Jahren
- Heizkostendeckel bei Hartz IV – Essen hält an Praxis fest
- Dieselpreis: So kämpfen Essener Speditionen um ihre Existenz
Aber auch andere Artikel im Sortiment sind teurer geworden oder werden es vermutlich noch. „Wir erhöhen punktuell die Preise für die Artikel, die betroffen sind“, sagt Brakmann. Eine allgemeine Erhöhung, die die Inflation widerspiegelt, wolle man vermeiden, damit die Waren für die Kundschaft noch bezahlbar blieben. „Wir merken, dass den Kunden das Geld fehlt“, so Brakmann. „Deshalb wollen wir die Preise so günstig wie möglich halten.“
Bäckereien in Essen erhöhen Preise für Brötchen und andere Backwaren
In vielen Bäckerei-Filialen kostet ein Brötchen aktuell bereits 40 Cent, etwa bei Bäcker Peter, in der Bäckerei Förster und beim „Borbäcker“ Siebers. Ausschlaggebend hierbei sind die weltweit stark ansteigenden Weizenpreise. „Der Einkaufspreis für Weizenmehl ist von 32 auf über 50 Cent pro Kilo gestiegen“, sagt Robert Siebers vom Borbäcker. Bei 650 Tonnen Weizenmehl, die der Betrieb pro Jahr verarbeitet, schlage diese Erhöhung heftig zu. Ein Grund dafür ist der Krieg in der Ukraine. Zwar stammt der Weizen, der in der Essener Bäckerei verarbeitet wird, nicht von dort, aber er fehlt anderswo und verschiebt den weltweiten Handel mit dem Rohstoff, der an der Börse gehandelt wird.
„Wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert und sich das Angebot verknappt, hat das Auswirkungen auf den Preis“, sagt Siebers. Dass ihm das Weizenmehl ausgehen könnte, befürchte er nicht. „Wir werden in Deutschland kein Verfügbarkeitsproblem haben“, sagt Siebers. Das bestätigt auch Christa Förster von der Bäckerei Förster. „Durch unsere Genossenschaft sind wir gut aufgestellt.“
Dennoch bringen die teuren Rohstoffe die Essener Bäckereien in eine schwierige Situation – sie sehen sich dazu gezwungen, einen Teil davon an die Kundschaft weiterzugeben, müssen aber im Vergleich zur Konkurrenz weiterhin wettbewerbsfähig bleiben und wollen die Kundschaft nicht an die Supermärkte und deren Aufbackprodukte verlieren. Dazu versuchen sie die Erhöhungen so punktuell wie möglich einzusetzen. Die Folge: Der Ertrag für die Betriebe werde geringer, so Siebers.
Essener Bäcker werden die Preise weiter erhöhen
Und der Balanceakt in der Branche werde noch weitergehen, vermutet Siebers. „Der Preis für Butter hat sich schon verdoppelt, wir zahlen aktuell über acht Euro für ein Kilo.“ Eine Palette mit 600 Kilogramm reiche im Betrieb für gerade einmal eineinhalb Wochen. Und zum 1. Mai seien 25 Prozent Mehrkosten für H-Milch hinzugekommen, was nun auch Einfluss auf die Heißgetränke hat.
Ungewiss ist zudem die weitere Entwicklung auf dem Weizenmarkt. „Ende Mai wird sich zeigen, wie die nächste Ernte ausfällt“, sagt Brakmann, der kaufmännische Leiter bei Döbbe. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen voraussichtlich in den kommenden Wochen und Monaten mit weiteren Preiserhöhungen in den Essener Bäckereien rechnen. „Es wird weiterhin punktuelle Preiserhöhungen geben“, sagt Siebers. Denn selbst wenn sich die Situation im Einkauf von Rohstoffen entspannen sollte, bleiben noch die hohen Energiepreise. „Die Energiekosten schlagen gewaltig zu – wir backen ja den ganzen Tag“, sagt Christa Förster.