Essen. Die Verbraucherpreise sind im April in NRW um 7,7 Prozent gestiegen. Teurer wurden vor allem Lebensmittel, besonders Schweinefleisch und Paprika.
Das Gefühl beim Einkaufen, dass fast alles noch teurer geworden ist, trügt nicht: Die Inflationsrate ist in NRW nach vorläufigen Daten des Landesstatistikamts erneut gestiegen und war in diesem April mit 7,7 Prozent so hoch wie zuletzt 1973 in der großen Ölkrise. Aktuell bekommen das die Menschen vor allem im Supermarkt zu spüren: Während die nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine erstmals über zwei Euro gesprungenen Spritpreise sich in diesem Monat wieder nach unten bewegten, wurden Nahrungsmittel noch einmal deutlich teurer – allein gegenüber März um weitere 3,8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verteuerten sie sich um mehr als zehn Prozent.
Energie bleibt größter Preistreiber
Aufs Jahr gerechnet sind Kraftstoffe nach wie vor die größten Inflationstreiber: Diesel war in diesem Monat um die Hälfte teurer (49,9 Prozent) als im April 2021, Benzin um ein Drittel (32,1 Prozent). Im Haushalt kostet aktuell Strom (29,8 Prozent), Gas (34,1 Prozent) und Fernwärme (30,8 Prozent) jeweils ein rundes Drittel mehr als vor Jahresfrist. Mit Abstand den heftigsten Preisschock erlebt derzeit, wer seinen Heizöltank füllen muss, er zahlt 74,1 Prozent mehr. Auch beim Heizöl sind die Preise nach dem Schock im März um Ostern aber wieder etwas gesunken.
Im Supermarkt zahlen derzeit vor allem Grillfans drauf – Schweinefleisch kostet 13,9 Prozent mehr. Dieser Sprung bezieht sich nicht auf den Vorjahresmonat, sondern fand binnen vier Wochen statt. Auf Drängen der Fleischindustrie um Tönnies, Family Butcher’s (Reinert), Westfleisch und Co. sowie der Ferkelzüchter und Mastbetriebe ging Preisführer Aldi voran und erhöhte die Preise deutlich, die anderen Supermarkt- und Discountketten zogen nach.
Gewächshaus-Gemüse ist derzeit besonders teuer
Unter anderem wegen der immensen Energiekosten sind auch viele Gemüsesorten aus dem Gewächshaus kurzfristig teurer geworden, die eigentlich noch keine Saison haben, allen voran Paprika mit einem Plus von 15,8 Prozent gegenüber März. Das meiste Importgemüse in NRW kommt aus den Niederlanden, wo die Landwirte besonders über die immens gestiegenen Gas- und Stromkosten klagen. Paprika zum Beispiel müssen konstant über 20 Grad gehalten werden, in den meisten Betrieben geschieht dies mit Erdgas.
Im Vorjahresvergleich, und das ist der übliche Inflationswert, sind Speisefette und Öle besonders teuer geworden (+27,7 Prozent), zuletzt war auch dies eine Folge des Kriegs in der Ukraine, die der größte Lieferant von Sonnenblumenöl ist. Nachdem das ausverkauft war, griffen die Leute nach Rapsöl, das nun ebenfalls eine Mangelware und entsprechend teurer geworden ist.