Essen. Speditionen leiden besonders unter den hohen Dieselpreisen. Warum dies bald auch die Verbraucher treffen wird, zeigen zwei Beispiele aus Essen.
Fritz Rüther ist Geschäftsführer der Spedition Axtra und sitzt in diesen Tagen viel am Telefon und verhandelt mit seinen Kunden über höhere Zahlungen. Angenehm sind diese Gespräche nicht, aber ihm bleibt nichts anderes übrig. Denn den explosionsartig gestiegenen Dieselpreis an der Tankstelle kann er anders nicht mehr auffangen. Die aktuelle Lage ist angespannt: „Wir versuchen, uns über Wasser zu halten“, meint Rüther.
100 Lkw hat die Essener Spedition tagtäglich auf der Straße. Sie arbeitet vorwiegend für Paketdienste, muss in engen Zeitfenstern liefern. Schon das ist anspruchsvoll, doch die jetzige Preisspirale fordert das Unternehmen umso mehr.
Ein Drittel der Speditionskosten macht alleine Diesel aus. Mit rund zehn Millionen Euro schlugen sie im vergangenen Jahr zu Buche. Wie hoch sie dieses Jahr ausfallen werden? Fritz Rüther hofft, dass es nicht mehr als zwölf Millionen Euro werden. Aber wer kann das in diesen Tagen schon verlässlich sagen.
„Das größte Problem sind die enormen Preissprünge beim Diesel“
„Das größte Problem für uns sind die enormen Preissprünge, die wir in den vergangenen Wochen erlebt haben“, beklagt Rüther. Allein von Januar bis Mitte März ist Diesel um 36 Prozent teurer geworden. Rüther hat zwar mit seinen Kunden so genannte Preisgleitklauseln vereinbart. Diese erlauben ihm, die Steigerungen weiterzugeben. Doch das funktioniert immer erst sechs bis acht Wochen zeitversetzt. Im Moment bekommt Rüther also die Vergütung auf der Basis der Januar-Dieselpreise, zahlt aber an der Tankstelle ungleich mehr. Das geht zu Lasten der Liquidität. „Es geht nur, wenn wir die Last verteilen“, sagt er mit Blick auf die Verhandlungen mit den Kunden.
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In der jetzigen Situation noch mehr Sprit zu sparen, gehe indes nicht. „Wir haben schon in den vergangenen Jahren alles ausgereizt“, sagt Fritz Rüther. Das Rad lasse sich nicht zweimal erfinden. Seine Lkw fahren bereits mit maximal 85 Stundenkilometer über die Autobahn, an der Tankstelle kauft er zu Sonderkonditionen ein.
Spediteur hält Proteste für gut, lehnt aber Blockaden ab
Rüther ist seit 2006 am Markt, hat zusammen mit seinem Vater Axel die Spedition gegründet. Beide begannen mit einem Auftrag, einem Mitarbeiter und einem Lkw. Heute beschäftigt das Unternehmen 250 Mitarbeiter. Die Axtra ist ein typischer Mittelständler. Die Auftragslage ist gut. Vor allem in den beiden Corona-Jahren mit dem extremen Paketaufkommen konnte sich die Spedition vor Arbeit kaum retten. Die Margen in der Branche sind dennoch nicht hoch, der Wettbewerb ist groß. Rüther befürchtet daher, dass mancher Kollege die Dieselkrise nicht überleben dürfte, weil ihm die nötige Kapitaldecke fehlt.
Mittlerweile tragen die ersten Speditionen bundesweit ihren Protest auf die Straße. Am Mittwoch dieser Woche blockierten Lkw sogar Autobahnen in NRW – teils mit schlimmen Folgen, weil Autos in das Stauende fuhren. Fritz Rüther hat an den Aktionen nicht teilgenommen, lehnt solche Blockaden ab. Dennoch hält er es für richtig, dass Speditionen auf die „derzeitige prekäre Situation hinweisen“.
Nicht nur Diesel ist für Speditionen teurer geworden
Auch Spediteur Markus Sander stöhnt dieser Tage über die hohen Dieselpreise. Er habe seine Fahrer angehalten, möglichst dann zu tanken, wenn es vergleichsweise günstig ist. Aber was heißt dieser Tage günstig? Zwar haben die Preise in den vergangenen Tagen wieder etwas nachgelassen. Am Freitagnachmittag kostete der Liter Diesel 2,13 Euro. Das ist aber immer noch deutlich teurer als vor ein paar Wochen.
„Das ist alles im Moment ziemlich viel“, meint der Chef der M. Sander Transporte, der 42 Fahrzeuge auf dem Hof hat. Denn nicht nur Diesel sei teurer geworden, genauso Schmierstoffe, Ad blue, Fahrzeugteile. „Wenn ich dann noch daran denke, dass der Mindestlohn im Oktober auf 12 Euro steigen wird, graut mir“, meint der Fuhrunternehmer, der in Essen im Güternahverkehr unterwegs ist.
Genau wie Fritz Rüther verhandelt Markus Sander derzeit mit seinen Kunden, dass sie ihm für seine Leistung mehr Geld geben. Doch auch diese stünden natürlich unter Druck, weil sie ebenfalls mit Kostensteigerungen auf breiter Front zu kämpfen hätten. „Doch ich muss versuchen, den Dieselpreis 1:1 weiterzugeben. Sonst sind viele Fahrten nicht mehr wirtschaftlich“, meint Sander.
Der Unternehmer hofft, dass die deutsche Politik dem Vorbild anderer Länder folgen wird und die Steuern auf Sprit deutlich senkt. „Momentan fühle ich mich mit meinem Problem ziemlich allein gelassen.“