Essen-Frohnhausen. Wer eine IT-Ausbildung anstrebt, vielleicht auch studieren will, kann am Nixdorf-Berufskolleg jetzt zweigleisig fahren. Schule feiert Geburtstag.
Nach siebenjähriger Generalsanierung, die etwa 20 Millionen Euro gekostet hat, ist das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg in Frohnhausen kürzlich offiziell wiedereröffnet worden. Der Neustart fällt außerdem mit dem 50. Geburtstag der Schule zusammen – und einem neuen Angebot für junge Männer und Frauen, das landesweiten Modell-Charakter hat.
Das Nixdorf-Kolleg ist einer von nur drei Standorten in NRW, an dem im Sommer die so genannte „Studienintegrierende Ausbildung“ (SiA-NRW) startet. „Sie reduziert das Risiko, eine Ausbildung oder ein Studium abzubrechen, erheblich und steigert gleichzeitig die Erfolgschancen auf ein Maximum“, sagt Jörg Gleißner, der Leiter des Nixdorf-Berufskollegs. Gleißner ist zeitgleich Leiter der Geschäftsstelle „SiA-NRW“ in Düsseldorf.
Gleißner, von Hause aus Ingenieur, weiß nur zu gut, dass die Abbrecherquoten in naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen erheblich sind – das neue Landesprogramm, das im August offiziell startet, soll das Problem lindern.
Erste Studieninhalte gibt’s im ersten Jahr – danach wird entschieden
Junge Leute mit Fachabi oder der allgemeinen Hochschulreife können dann eine Ausbildung zum Fachinformatiker oder eine IT-Ausbildung mit kaufmännischem Schwerpunkt beginnen – ganz regulär in einem Unternehmen, ganz regulär mit entsprechendem Besuch der Berufsschule. „Das Besondere ist“, erklärt Gleißner, „dass interessierte Kandidaten in dieser Zeit bereits erste Studien-Inhalte vermittelt bekommen.“ Diese werden an der privaten FOM-Hochschule, die ihren Hauptsitz in Essen hat, vermittelt. „Gleichzeitig werden die Schülerinnen und Schüler von uns intensiv begleitet“, sagt Gleißner.
Nach zwölf bis 18 Monaten können die Auszubildenden dann selbst entscheiden, wie es weitergehen soll: die Uni lieber weglassen und voll auf Ausbildung setzen? Oder weiter beides gleichzeitig? So könne man das Risiko von Fehlentscheidungen und verlorener Jahre deutlich reduzieren, sagt Gleißner. Am Ende stünde immer mindestens ein Ausbildungsabschluss – wer parallel Ausbildung und Studium durchzieht, hat nach vier Jahren eine ordentliche Ausbildung plus Bachelor-Abschluss. Gleißner garantiert, dass sämtliche Studien- und Ausbildungsmodule exakt aufeinander abgestimmt seien; somit seien doppelt vermittelte Lerninhalte so gut wie ausgeschlossen.
Fachkräftemangel in der IT-Branche
Das Nixdorf-Kolleg am Westbahnhof pflegt seit Jahrzehnten einen exzellenten Ruf in der Ausbildung von Berufen, die mit Informationstechnik zu tun haben. „Obwohl die Zahl unserer Schülerinnen und Schüler permanent steigen, gibt es in der Branche Nachwuchsprobleme“, sagt Gleißner. Der Bedarf an gut qualifizierten Fachkräften sei derzeit nicht zu decken. Gleichzeitig sei auch das eklatante Missverhältnis der Anteile von Männern und Frauen in den Bildungsgängen am Nixdorf-Kolleg weiter nicht behoben – trotz vieler Maßnahmen in Betrieben, Schulen und einer breiten Aufklärungsarbeit. „Obwohl viele technische Berufe auch kreativ sind, scheuen weiter viele junge Frauen davor zurück“, bedauert der Schulleiter. „Und das, obwohl Berufe in der Informationstechnologie häufig besser bezahlt werden und zukunftssicherer sind als in vielen gestalterischen Berufen“, sagt Gleißner.
Die umfangreiche Sanierung des Gebäudes zählt zu den größten Schulsanierungen in der jüngeren Stadtgeschichte. Was als Renovierung von Fenstern und Fassaden anfing, wuchs im Laufe der Arbeiten zu einer Kernsanierung – ein Großteil der Schülerinnen und Schüler musste phasenweise ausquartiert werden in Räume der ehemaligen Gesamtschule Süd in Stadtwald. Diese Ausquartierung ist seit Beginn des laufenden Schuljahres abgeschlossen.