Essen. Essens teuerste Schulsanierung steht vor dem Ende: Im Mai 2021 soll das Nixdorf-Kolleg nach sieben Jahren fertig sein. Die Kosten stiegen erneut.
Nach sieben Jahren Bauzeit bahnt sich erstmals ein Ende von Essens teuerster Schulsanierung an: Das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg am Westbahnhof in Frohnhausen soll im Mai 2021 endgültig fertig sein. Die General-Instandsetzung, die nach zweijähriger Vorplanung im Jahr 2014 startete und ursprünglich mit rund 12 Millionen Euro veranschlagt war, wird am Ende knapp 20 Millionen Euro gekostet haben.
Ans Nixdorf-Berufskolleg gehen derzeit rund 2100 Schüler. Die Schule hat ein weites Einzugsgebiet, weil sie auf IT-Berufe, Elektro- und Kommunikationstechnik spezialisiert ist. Entsprechend technisch hochwertig ist die Inneneinrichtung. Doch Generationen von Schülern haben „das Nixdorf“ als – mit Verlaub – baufällige Ruine erlebt: „Besonders gefährlich war es an den Fenstern“, erinnert sich Schulleiter Jörg Gleißner. „Die Scheiben waren brüchig, die Rahmen drohten vereinzelt, herauszufallen, wenn man die Fenster öffnete.“
Es begann mit einer reinen Dach- und Fassadensanierung
Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1970. Die Stadt begann ab 2014 zunächst eine Sanierung von Fassade und Dach, doch schnell stellte sich heraus: Der Brandschutz stimmt nicht, die Leitungen sind hin, und es müssen Schadstoff-Sanierungen stattfinden. „Aufgrund der komplexen Mängel wurden die Fassadenarbeiten zunächst unterbrochen und unverzüglich ein Gesamtkonzept erstellt“, heißt es in einer Vorlage für den Schulausschuss im November 2014.
Ganze Bildungsgänge wurden ausgelagert in die Gebäude der Gesamtschule Süd an der Frankenstraße in Rellinghausen, die damals bereits abgewickelt wurde, und anderthalb Jahre später stand fest: „Im Zuge der Arbeiten und Analysen führten vorher nicht erkennbare, bautechnische Erfordernisse sowie erhebliche Brandschutzmängel zu einer Erweiterung der notwendigen Bauaufgabe.“ So stand es geschrieben in der nächsten Verwaltungsvorlage für die zuständigen Gremien. Das war im März 2016, hingenommen werden musste: Die Sanierung wird nicht 12, sondern mehr als 16 Millionen Euro kosten.
Schülerzahlen blieben stabil trotz der langen Sanierungsarbeiten
„Die lange Bauzeit hat zu immer neuen, erheblichen Umplanungs-Aufwendungen geführt“, berichtet der Schulleiter. „Doch wir haben hier ein sehr gutes Stundenplaner-Team, ohne das wir diese Jahre nicht durchgestanden hätten.“ Baulärm während der Unterrichtszeit, Umwege in den Fluren wegen Absperrungen und ständig Gerüste vor der Nase – am „Nixdorf“ gehörte das zum Alltag. Geschadet hat das der Schule, sagt der Schulleiter, aber nicht: „Die Schülerzahlen waren stets stabil und sind sogar leicht gestiegen.“
Auch Ausweich-Quartier muss saniert werden
Die ehemalige Gesamtschule Süd an der Frankenstraße bietet seit Jahren ein Ausweichquartier für die Schüler des Nixdorf-Berufskollegs. Wenn am Berufskolleg die Arbeiten abgeschlossen sind, soll die ehemalige Gesamtschule Süd wieder leergezogen werden.
Auch dort muss erheblich saniert werden: Ein Gebäude weist massive Fassaden-Schäden auf. Das brachte den langen geplanten Umzug der Erich Kästner-Gesamtschule (Steele), die in Rellinghausen dauerhaft einen Zweitstandort etablieren wollte, kurzerhand zu Fall.
Anfang 2022 soll der Standort Frankenstraße saniert werden, damit die Gesamtschule dauerhaft dort einziehen kann; auch hier ist von geschätzten 20 Millionen Euro Aufwand die Rede.
Jetzt, im August 2020, ist erstmals ein realistisches Ende der Bauarbeiten absehbar, auch wenn die dritte Kostensteigerung hingenommen werden muss: Mittlerweile verschlingt die Sanierung knapp 20 Millionen Euro, auch wegen immer neuer Verzögerungen, die eintraten. Die kamen zustande, weil es schwer war, geeignete Firmen aufzutreiben, weil die Baufahrzeuge langfristig den Schulhof ramponierten, der Staub sich in die Steine im Flur und auf den Treppen setzte. Der Boden ist jetzt rutschig, heißt es in der aktuellen Vorlage für den Schulausschuss, es bestehe „dringender Handlungsbedarf“ bei der so genannten „Rutschfestigkeitsertüchtigung.“
20 Millionen Euro für eine Schulsanierung – ist das nicht unglaublich viel Geld? Ein Neubau und Abriss des alten Gebäudes wäre immer noch wesentlich teurer gewesen, sind sich die Fachleute einig. Aktuelle Beispiele geben ihnen recht: Allein die Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck, die gerade neu errichtet wird, kommt mittlerweile auf über 60 Millionen Euro Baukosten. Veranschlagt waren mal rund 45 Millionen Euro.