Essen. Französisches Programm elektrisiert das Publikum in der Essener Philharmonie. Solist Emmanuel Pahud sorgt für besondere Begeisterungsstürme.
Egal ob barocke Tragédie lyrique von Hofkompositeur Jean-Philippe Rameau oder ein unverwüstlicher Klassiker wie Maurice Ravels „Boléro“ – die Essener Philharmoniker wussten im 10. Sinfoniekonzert das Publikum mit einem facettenreichen französischen Programm wahrhaft zu elektrisieren.
Zumal mit Emmanuel Pahud auch noch ein Weltklasse-Solist für das Flötenkonzert von Jacques Ibert an der Seite von Generalmusikdirektor Tomáš Netopil stand. Ein wunderbar luftiges, trotz dichter Orchesterbesetzung transparentes Werk in der Nähe der Groupe des Six, das Pahud mit geradezu tänzerischem Körpereinsatz hinzauberte. Da flatterte und fabulierte er sich atemlos durch den Kopfsatz, verlieh der kantabel ausschwingenden Melodik des Andante wie auch in seiner Debussy-Zugabe Flügel, um mit funkensprühender Bravour „scherzando“ den Jubelapplaus herauszufordern.
Statt staubiger Louis XV-Perücke wehte frischer Wind durch die Tänze
Nicht weniger virtuos gaben die Philharmoniker die Suite aus Rameaus „Hippolyte et Aricie“. Statt staubiger Louis XV-Perücke wehte frischer Wind durch die Tänze: belebend in den Tempo- und Taktwechseln, federleicht abgesetzt in der Artikulation, pointiert in der Rhythmik. Das geht auch ohne historische Instrumente.
Debussys „La mer“ als Inbegriff des großen impressionistischen Tongemäldes entwarf Netopil in dezidierter Klangästhetik mit sicherem Sinn für die wellenartigen Steigerungen und die innere Dynamik, von den Philharmonikern voll farblichem Feingespür für das musikalisch nachempfundene Spiel von Wellen und Wind umgesetzt.
Und als orchestrale Großtat am Schluss verfehlte der „Boléro“ seine mitreißende Wirkung nicht von den tadellosen Soli in Flöte bis Posaune bis zur tsunamihaften Wucht des tumultuösen finalen Höhepunktes. Allbekannt und doch so packend!