Essen. Ein bestens vorbereiteter Chor, eine makellose Sopranstimme und das Dirigat von Kevin John Edusei sorgen für Jubel beim Essener Sinfoniekonzert.
Sie waren Zeitgenossen und repräsentieren die deutsche Hochromantik. Und Gastdirigent Kevin John Edusei knüpfte jetzt im 6. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker das Band noch enger: Felix Mendelssohn Bartholdy hatte 1846 die Uraufführung von Robert Schumanns Sinfonie Nr. 2 geleitet, acht Jahre nach seiner eigenen Vertonung des 42. Psalms „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“.
Ein von Stimmungen und extremen Farben geprägtes Stück
Wenn dieses bedeutende kirchenmusikalische Werk nun in geradezu Mahlerscher Orchestergröße erklang, lag das an der „Nocturne“ von Samy Moussa (Jahrgang 1984), die Gast-Dirigent Kevin John Edusei als stilistischen Kontrast nahtlos in die Psalmkantate einfügte. Ein von Stimmungen und extremen Farben geprägtes Stück traditioneller Tonsprache, in dem sich zwischen grummelnder Schwere und gleißendem Licht klangliche Urgewalten entluden.
Mit ebenso kristalliner Schärfe und dynamischer Kraft freilich erstand in Chor und Orchester Mendelssohns Musik, der man mehr Wärme und andachtsvolle Intimität gewünscht hätte. Nichtsdestoweniger zeigte sich der Philharmonische Chor, von Patrick Jaskolka bestens vorbereitet, stimmlich auf der Höhe von der a-cappella-Passage bis ins sichere Fugato. Giulia Montanari bot dazu als Solistin einen makellosen, reintönigen Sopran, der auch dramatische Ambitionen verriet.
Schumanns Zweite wird zum Dokument von Siegestaumel und mitreißender Lebensfreude
Schumanns Zweite formte Edusei dann mit spinnenlangen Fingern und anspringendem Dirigat als Dokument von Siegestaumel und mitreißender Lebensfreude, auch wenn der Komponist über Depressionen klagte, die ihn Jahre später tatsächlich in die Nervenheilanstalt brachten. Hier herrschte bei den Philharmonikern glühendes Musizieren, leuchtkräftig in den Bläsern und filigran sauber in den Streichern (Scherzo!). Heller Applaus für Orchester und einen Dirigenten, den man gern wiedererleben mag.