Essen. „Bock auf Bewegung“ steht Sonntag beim Herz-Kreislauf auf Zollverein auf fast 100 Trikots. Die Gesamtschule Bockmühle startet mit diesem Motto.

Wenn am Sonntag (1. Mai) auf dem Zollverein-Gelände in Essen der 8. Herz-Kreislauf startet, ist ein kompletter Jahrgang der Altendorfer Gesamtschule Bockmühle dabei: „Bock auf Bewegung“ steht auf den einheitlichen Trikots der mehr als 80 Schüler. Zählt man Lehrer und Co. hinzu, stellt die Schule fast 100 der insgesamt 1200 Läufer.

Die Idee hatte Jahrgangsstufen-Leiterin Julia Braunsch, die vor zwei Jahren privat an dem vom Elisabeth-Krankenhaus veranstalteten Lauf teilgenommen hat. „Die Atmosphäre war so motivierend!“ Sie habe zuletzt lange überlegt, was sie mal mit ihrer Stufe unternehmen könne und feststellen müssen, dass coronabedingt fast nichts umsetzbar war. Der Lauf ist draußen, für Kinder und Jugendliche kostenlos, und die 5000-Meter-Distanz stehe bei ihrer EF – der Einführungsphase in die Oberstufe – ohnehin auf dem Lehrplan.

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„Die Schüler sind nach dem Lockdown gestresst an die Schule zurückgekehrt. Es ist schön, dass wir mal etwas ohne Druck, Leistungserwartung und Noten machen können“, sagt die Sportlehrerin. Allerdings gelte Ausdauersport vielen als langweilig: „Ich habe nicht erwartet, dass alle sofort Hurra schreien.“ Mit einer Power-Point-Präsentation habe sie für den gemeinsamen Kraftakt geworben und klar gemacht, dass nicht jeder über die fünf Kilometer antreten müsse: So gebe es am Sonntag auch ein 1,5-km-Schüler-Format – und die 10-km-Strecke für geübtere Läufer.

Erlös des Laufs wird in Sport- und Spielgeräte investiert

„Meine Freunde und ich waren erst gar nicht motiviert“, verrät die 18-jährige Tilbe Batur, bei der bisher Ballett und Schwimmen auf dem Programm stehen. Doch dann kam der Bock auf Bewegung, hätten sie sich gegenseitig angestachelt: „Fünf Kilometer, das schaffen wir schon!“

Fünf Kilometer – das schafft jeder, sagt Dr. Oliver Bruder, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie im Elisabeth-Krankenhaus und Mitorganisator des Herz-Kreislaufs. „Das klappt selbst mit Rollator, und wenn man geht statt zu laufen.“ Wichtig ist dem Mediziner, mit dem Lauf für regelmäßige Bewegung zu werben. Wer in jungen Jahren damit anfange, habe später ein vermindertes Herzinfarktrisiko.

Daher kommt der Erlös des Laufs über die 1000-Herzen-Sozialinitiative Vereinen, Initiativen und Projekten zugute, die Kinder in Bewegung bringen. Auch die Bockmühle profitiert davon: Für jeden ihrer Starter erhält der Förderverein 25 Euro. Neue Bälle und Schläger, Netze für Basketballkörbe – er habe viele Ideen, was man von den gut 2500 Euro kaufen könne, sagt Rainer Gottsacker, der den Ganztag der Schule koordiniert und stellvertretender Fachbereichsleiter Sport ist.

Erlös des Laufs kommt Kindern und Jugendlichen zugute

Der 8. Herz-Kreislauf findet am Sonntag, 1. Mai, auf Zollverein mit folgenden Laufformaten statt: 5-km-Jedermann-Lauf, 10-km-Hauptlauf und 1,5-km-Schülerlauf. Die Startgebühr beträgt 17,50 Euro, Teilnehmer unter 18 Jahren laufen kostenlos mit. Infos auf: www.herz-kreislauf-essen.de

Vereine, Initiativen und Projekte, die Kinder in Bewegung bringen, sollen vom Erlös des Laufes profitieren: Die Sozialinitiative 1000 Herzen möchte helfen, Orte zu schaffen, die Kindern als Bewegungs- und Sportraum dienen können. Interessenten mailen an:

Vor gut zwei Jahrzehnten habe sich die Bockmühle auf den Weg zur „bewegten Schule“ gemacht; dazu gehören nicht nur Sport als Abi-Fach und Sport-LK. „Wir machen in den Pausen die Turnhallen auf, bieten Tischtennis, Kicker, Koordinationsspiele.“ Nach der Pandemie werde das noch besser angenommen. „Und bei 1500 Schülern ist der Durchsatz an Material hoch.“

Schüler: „Wenn wir sonst etwas machen, steht niemand am Rand und applaudiert“

Für Tilbe Batur ist das ein Argument: „Es ist doch super, dass die kleineren Kinder von dem Geld, das wir erlaufen, Spielgeräte bekommen.“ Das findet auch Bager Bingöl (16), der anfangs nur mittelmotiviert war, schon weil der Lauf in den Ramadan fällt und er die fünf Kilometer ohne Getränk meistern muss. Beim Probelauf hat das geklappt.

„Wir können mal Ersatz für die ausgefransten Tischtennisschläger gebrauchen“, meint auch Alan Uthayasooriyan. Der 18-Jährige ist noch nicht lange an der Schule und sieht die Aktion auch als Chance für die Stufe, einander besser kennenzulernen. Außerdem beschreibt er ein Gefühl, das wohl die meisten Schüler kennen: „Wenn wir sonst etwas machen, steht niemand am Rand und applaudiert.“