Essen. Künstliche Intelligenz zwischen Bühnentanz und Straßenbau: Die KI Biennale startet in der Lichtburg mit einer Expertenrunde und dem „Air Man“.

Die Künstliche Intelligenz kann schon vieles, in puncto Glamourfaktor ist freilich noch ein bisschen Luft nach oben. Und so war der Gala-Begriff für die Auftaktveranstaltung der ersten Essener KI Biennale in der Lichtburg am Mittwochabend doch ein wenig hoch gegriffen. Ist das Thema KI eben vor allem ein Debattenthema, ein technisches und wissenschaftliches Faszinosum, das unter der Benutzeroberfläche liegt. Wie uns die KI aber auch staunen lässt und die Kunst mit ihr buchstäblich abheben kann, das wurde beim Show-Finale mit dem „Air Man“ und seinem fliegenden Drohnen-Ballett klar.

Die leuchtenden Miniflieger mit der Anmutung eines choreographierten Fledermaus-Schwarms waren der sinnliche Höhepunkt des Eröffnungsabends, der sich vor allem mit den vielen Einsatzmöglichkeiten, aber auch mit den Risiken von KI beschäftigte. Bis zum 13. Juni soll das Thema in Essen auf unterschiedlichen Ebenen und mit vielerlei Veranstaltungen verhandelt werden. Kunstausstellungen gehören dazu wie Lesungen und eine Kinoreihe, aber auch Tagungen auf dem Digital Campus Zollverein.

Die von der Essener Marketing GmbH erdachte und mit Partnern realisierte Biennale will das Thema Künstliche Intelligenz in vielen Bereichen von Gesellschaft über Kultur, Wissenschaft und Arbeit behandeln. Das sei in der Komplexität bislang einmalig, heißt es. „Es gibt derzeit nichts Vergleichbares“, sagt auch Dirk Günnewig, Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, das die Biennale immerhin mit einem „sechsstelligen Betrag“ gefördert hat.

„Die KI ist dabei, in Quantenschritten unser Leben zu erobern“

KI, davon ist auch Oberbürgermeister Thomas Kufen überzeugt, werde schließlich „der Motor der Zukunft sein“. „Die KI ist dabei, in Quantenschritten unser Leben zu erobern“, sagt auch Dirk Stenkamp vom TÜV Nord. Bei aller Euphorie sei aber auch über Regulierungen zu reden. Stenkamp plädiert für eine „neutrale Drittprüfung von KI, zumindest da, wo sie Leben gefährden kann“. Damit selbstfahrende Autos Hindernissen ausweichen, braucht es Daten. Daten, über deren Nutzung gleichsam den tanzenden Drohnen aber Fragen schweben: Wie „füttern“ wir KI-Algorithmen? Wie kontrollieren wir die intelligenten Maschinen – oder kontrollieren sie am Ende uns?

WDR-Moderator Tobias Häusler diskutierte darüber mit verschiedenen Gesprächspartnern, darunter die Journalistin Ina Karabasz (Handelsblatt), Sebastian Weber, Tech-Experte von E.ON und Professor Jochen Werner, ärztlicher Direktor der Essener Uniklinik, die als Vorreiter in Sachen Smart Hospital gilt. Werner ist vom Nutzen der KI überzeugt: „Die Diagnostik wird noch einmal viel, viel besser werden.“ Auch bei er Energiewende oder beim Straßenbau werde die KI künftig eine wichtige Rolle spielen, so die Runde. Aber tanzen dürften die ferngesteuerten Drohnen eben nur in der Lichtburg.

Mehr Infos zum Festival unter www.ki-biennale.de