Essen. Der Umbau des Colosseums zu einem Gründerzentrum verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Die Planungen wurden unterbrochen. Das ist der Grund.
Die neuen Eigentümer haben den geplanten Umbau des ehemaligen Musical-Theaters Colosseum in Essen auf Eis gelegt. Wie einer der Investoren, die RAG-Stiftung, am Dienstag mitteilte, seien „die ursprünglichen Umbaupläne vorerst unterbrochen worden“.
Als Grund nannte die RAG-Stiftung die enorm gestiegenen Preise in der Bauwirtschaft - auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges. „Dadurch fehlt uns die Planungssicherheit“, betonte eine Sprecherin der Stiftung. Generell seien die Partner aber nach wie vor daran interessiert, das Gebäude weiter zu entwickeln.
Allerdings steht auch das bisherige Konzept auf dem Prüfstand. Derzeit würden die beteiligten Partner über alternative Umbau- und Nutzungsmöglichkeiten des ehemaligen Colosseums beraten, hieß es dazu weiter. Details nannte die Sprecherin der Stiftung nicht. „Wir beraten jetzt, wie es weiter gehen soll“, sagte sie.
Colosseum gehört der RAG-Stiftung, Eon und einem Immobilienunternehmer
Nach dem Rückzug des Hamburger Musicalbetreibers Stage Entertainment hatte Anfang 2020 die RAG-Stiftung zusammen mit dem Pensionsfonds des Energieversorgers Eon das Colosseum-Gebäude gekauft. Der Kaufpreis soll damals im mittleren einstelligen Millionenbereich gelegen haben. Später beteiligte sich Marcus Kruse, geschäftsführender Gesellschafter des Essener Projektentwicklers Kölbl Kruse, dessen Unternehmen auch mit den Arbeiten beauftragt ist.
Der Umbau der denkmalgeschützten ehemaligen Krupp-Werkhalle zu einem Gründer- und Innovationszentrum sollte ursprünglich 2021 beginnen. Ziel war es, dort nach dem Vorbild der „Factory Berlin“ Start-ups, Kreativen sowie Unternehmen Raum zur Entfaltung zu bieten.
ür die RAG-Stiftung soll die Investition in das Gründerzentrum in erster Linie eine renditeversprechende Unternehmung sein. Die Großaktionärin beim Essener Chemiekonzerns Evonik ist für die Finanzierung der Ewigkeitskosten des Bergbaus zuständig und ist daher bemüht, ihr Stiftungsvermögen gewinnbringend anzulegen. Die Renditeerwartungen beim Colosseum-Projekt sind unter den derzeitigen Marktbedingungen aber offenbar schwer umsetzbar.
Zwischenlösung im FUNKE-Medienturm gefunden
Einen Schritt hat die RAG-Stiftung dennoch bereits getan. Denn ungeachtet der Verzögerungen beim Bau ging im Februar 2022 das Gründerzentrum Bryck an den Start. Dafür mietete die RAG-Stiftung als Hauptgesellschafterin der Innovationsschmiede Räume im nahe gelegenen FUNKE-Medienturm am Jakob-Funke-Platz an.
Mittlerweile nehme Bryck mehr und mehr Fahrt auf, erste Start-ups, Beteiligungsfonds, Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen und Bildungseinrichtungen sind Partner geworden und ebenfalls im Medienturm eingezogen. Perspektivisch halten die Colosseum-Eigentümer aber an den Plänen fest, nach dem Umbau des Colosseums das Gründerzentrum Bryck dort anzusiedeln.