Essen. Ein privater Investor will am Berthold-Beitz-Boulevard ein Studentenwohnheim bauen. Es wäre nicht das erste private Wohnheim.

Am Berthold-Beitz-Boulevard soll ein privat betriebenes Studentenwohnheim entstehen. Das kündigt der Aachener Projektentwickler „Dudoq“ an. Nachdem die Stadt eine Bauvoranfrage positiv beantwortet habe, wolle man im Sommer 2022 den Bauantrag einreichen.

Errichtet werden soll auf einem 5000 Quadratmeter großen Grundstück an der Kreuzung Berthold-Beitz-Boulevard/Ecke Zangenstraße ein Komplex mit 160 Wohneinheiten. Zielgruppe seien die Studierenden der Uni Duisburg-Essen, zudem liege die privat betriebene FOM-Hochschule in fußläufiger Nähe. „Wir freuen uns, den angespannten Markt für studentisches Wohnen mit einem bezahlbaren Angebot in einem Objekt mit hohen Nachhaltigkeitsansprüchen entlasten zu können“, sagt Heiner Frieters, Geschäftsführer der Dudoq Real Estate GmbH.

Mehr als 40.000 Studenten

Die Uni Duisburg-Essen gehört zu den zehn größten Hochschulen in Deutschland. An beiden Standorten studieren mehr als 40.000 Männer und Frauen, Tendenz leicht steigend. Im Essener Stadtgebiet ist die Uni nicht nur auf dem Campus zu Hause, sondern die Hochschule besetzt viele Gebäude: ein Großteil des so genannten „Cinemaxx-Turms“ am Berliner Platz ist Standort der Bildungswissenschaften. Ein Komplex an der Altendorfer Straße („Weststadt Karree“, bis vor kurzen auch Domizil von Electro Conrad“) ist belegt durch die Fachschaft Mathematik. Ingenieurswissenschaften sitzen der alten Maschinenbauschule an der Schützenbahn / Viehofer Platz, und das Klinikum in Holsterhausen ist auch Teil der Universität.

Studierendenwerk gibt freie Kapazitäten mit neun Prozent an

Im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten finden Studierende in Essen derzeit noch vergleichsweise leicht einen Platz zum Wohnen. Das Studierendenwerk Essen-Duisburg, das im Stadtgebiet neun Wohnheime betreibt, gibt an, derzeit etwa neun Prozent aller Wohneinheiten freistehen zu haben. „Durch die Corona-Pandemie unterlag unsere Auslastung in den letzten zwei Jahren großen Schwankungen“, berichtet Stephanie Wolke vom Studierendenwerk. Die neun Prozent freie Kapazitäten seien der Durchschnittswert des ersten Quartals 2022. Im März seien naturgemäß etwas mehr Zimmer frei gewesen – das liege an der normalen Fluktuation zum Ende eines Semesters. Die Uni Duisburg-Essen ist im April ins neue Sommersemester gestartet.

Falls – wie geplant – wieder mehr Veranstaltungen in Präsenz und nicht digital stattfänden, sei davon auszugehen, dass die Auslastung weiter zunehme. Das Studierendenwerk vermietet Zimmer und Apartments, die zwischen 245 und 450 Euro monatlich an All-inclusive-Miete kosten.

Private Anbieter werben um Studierende und Pendler

Der Markt für studentisches Wohnen ist seit Jahren in Bewegung: Das erste privat betriebene Wohnheim in Essen, das sich ausschließlich an Studierende oder Auszubildende richtete, entstand 2015 in Borbeck. Das zweite wurde zum Wintersemester 2018/19 an der Natorpstraße (Ostviertel) errichtet auf dem Gelände der ehemaligen Spedition Eupen. Dort betreibt seitdem eine gemeinnützige Stiftung das „Berend Lehmann Haus“ mit 135 öffentlich geförderten Wohneinheiten. Nicht nur an Studierende, sondern auch an Pendler oder Berufsanfänger richten sich weitere Wohnangebote in Innenstadtnähe – im Hochhaus am Viehofer Platz sind unter dem Namen „Livus“ ebenfalls sogenannte „Mikroapartments“ entstanden, die mit Komfort und kompletter Einrichtung werben; Ähnliches gibt es an der Jägerstraße (Westviertel) mit dem Titel „Urban Living“.

Der Projektentwickler „Dudoq“ kündigt für sein zu errichtendes Gebäude nicht nur voll ausgestattete Wohnungen an, die alle eigene Bäder und Küchen besitzen, sondern wirbt auch mit Services wie Pkw- sowie Radstellplätzen und „Co-Living-Flächen“, also Aufenthaltsbereichen sowie einem Waschsalon. Wann das neue Wohnheim tatsächlich fertig ist und wie hoch dann die Mieten sind, ist noch unklar.