Essen. Alexander Klaws war schon Tarzan, Winnetou und Deutschlands erster „Superstar“. Warum er für die RTL-Passion nun als Jesus ans Kreuz geht.
Premiere für „Die Passion“ in Essen: Am Mittwoch, 13. April, will RTL das Live-Musik-Event ab 20.15 Uhr vom Burgplatz aus übertragen und die letzten Tage im Leben von Jesus Christus in die heutige Zeit transportieren. Das mit reichlich Popsongs aufgehübschte Bibelspiel hat in den vergangenen Jahren in den Niederlanden für hohe Zuschauer-Quoten gesorgt.
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Nach zwei Corona-bedingten Verschiebungen soll Essen nun die erste deutsche Stadt sein, die diese speziellen Passionsspiele austrägt. Die Rolle des Jesus übernimmt jemand mit Lendenschurz-Erfahrung: Alexander Klaws, Deutschlands ersten DSDS-Gewinner, hat man im Ruhrgebiet schon als „Tarzan“ im gleichnamigen Oberhausener Musical gefeiert, aber auch als „Winnetou“ in Bad Segeberg. Wie gut er sich auch mit der Position des Heiland auskennt, erzählt Alexander Klaws im Gespräch mit Martina Schürmann.
Das Interview finden lesen Sie weiter unten. Unsere bisherigen Berichterstattung zur „Passion“ in Essen finden Sie hier:
- Gil Ofarim trotz Anklage mit dabei – aber nicht live
- RTL macht aus dem Burgplatz ein Golgatha
- Nelson Müller bewirtet „Jesus“ am Imbissstand
- Was die Kirchen vom TV-Event erwarten
- So liefen die Vorbereitungen in der Essener Innenstadt
- RTL holt „Die Passion“ nach Essen: Kreuzigung als TV-Event
Ein privater TV-Sender widmet sich der Passion, Quote mit der Kreuzigung: Wie haben Sie auf das Angebot reagiert, der Jesus von RTL zu werden?
Alexander Klaws: Ich fand‘s einfach großartig. Die „Passion“ nach Deutschland zu holen, war meiner Meinung nach überfällig. In Holland wird sie schon seit Jahren gezeigt. Selbst in Amerika hat das Event schon stattgefunden. Dass man nun den Versuch wagt, so ein Projekt nicht nur vor Ort auf die Bühne zu bringen, sondern auch live im Fernsehen zu übertragen, finde ich mutig und groß. Ich habe mich jedenfalls irre gefreut, als ich das Angebot bekam. Denn es ist schon etwas Besonderes, der Erste zu sein, der diese Rolle in Deutschland übernehmen darf. Ich spüre die Verantwortung. Aber ich bin gerne jemand, der den Stein ins Rollen bringt.
Wie bereitet man das Leiden Jesu Christi denn fürs Fernsehen auf?
Es ist natürlich immer die gleiche Geschichte, sie wird nur immer anders inszeniert. Wie Thomas Gottschalk sagt: Das ist eine Geschichte von gestern, aber auch eine Geschichte für heute. Menschlichkeit, Solidarität, Respekt, Nächstenliebe, das sind doch Begriffe, die gerade in diesen Tagen wieder ganz wichtig sind und die wir mit der „Passion“ aufgreifen und neu vermittelt wollen. Die Leute, die dir gerade noch Unterstützung zugesagt haben, lassen dich im nächsten Moment fallen und verraten dich. Das ist doch etwas, was in der heutigen Gesellschaft ständig passiert. Jesus hat das zuhauf erlebt. Die Geschichte wird die Leute immer interessieren.
Bei RTL muss man sich dafür aber keinen Bart wachsen lassen wie in Oberammergau?
Nein, ich trage auch kein Gewand. Wir erzählen die Geschichte aus heutiger Sicht und mit aktuellen deutschen Pop-Songs, die zufällig auf die Geschichte passen. Was großartig funktioniert. Wir hoffen, dass das viele Menschen berührt. Natürlich wird ein Teil der Leute die „Passion“ feiern, andere werden das ablehnen. Aber wir wollen ja auch niemanden bekehren, sondern für Offenheit und Toleranz werben.
Sie haben schon in der Mutter aller Bibel-Musicalstoffe mitgespielt, waren viele Jahre Andrew Lloyd-Webbers „Jesus Christ Superstar“. Was verbinden Sie mit der Rolle?
Ein paar wirklich unvergessliche Auftritte. Ich habe „Jesus Christ Superstar“ in Dortmund mal über Ostern spielen dürfen, das war nicht nur Show, das war beinahe wie ein Gottesdienst. Die Leute haben sich bekreuzigt, wenn ich die Peitschenhiebe bekommen habe. Man hat spüren können, was den Leuten die Figur, der Stoff bedeutet. Ob man nun religiös ist oder nicht, die Geschichte macht etwas mit einem.
Die „Via Dolorosa“ führt in der „Passion“ nun über die Einkaufsstraße von Essen. Es mutet schon ein wenig schräg an, zwischen Shoppenden und Schaulustigen zur Kreuzigung zu schreiten.
Definitiv. Und das Publikum wird ja auch Teil der Geschichte sein und in das Storytelling einbezogen. Wie das an dem Abend aussehen wird, weiß ich auch noch nicht genau, aber die Interaktion mit dem Publikum ist ja das Spannende, wenn man kein Schauspiel- oder Musicalbeamter ist, der die Dinge immer gleich macht. So einer bin ich einfach nicht. Ich stürze mich immer voll und ganz in meine Rolle und lass mich überraschen, was passiert.
Bei einem Live-Event unter freiem Himmel, mit verschiedenen Übertragungsorten und zig Darstellern dürften die Überraschungen nicht ausbleiben.
Es wird in jedem Fall ein aufregender Abend, nicht alles lässt sich im Voraus planen. Aber der Burgplatz, wo die große Bühne steht, hat schon echt was Erhabenes und die Atmosphäre rund um den Dom wirkt extrem majestätisch auf mich. Essen ist ein mehr als passender Rahmen für unsere Passion.
Während den Kirchen die Mitglieder momentan reihenweise davonlaufen, macht RTL nun Bibel-TV. Soll so ein populäres Fernsehevent auch ein Abend der religiösen Wiedererweckung sein?
Überhaupt nicht, da distanziere ich mich ganz bewusst. Ich bin jemand, der die Geschichte erzählt und Jesus verkörpert, mehr aber auch nicht. Ich möchte die Leute zu mehr Menschlichkeit aufrufen und finde es sogar gut, wenn man bestimmte Dinge, die in der Kirche nicht gut laufen, kritisch hinterfragt. Aber ich finde es trotzdem wichtig, dass die Leute an etwas glauben, was auch immer das sein mag.