Essen. Als „Ex-Bulle“ ist Wolfgang Zacheja in Essen-Altendorf schon bekannt. Doch in seinem neuen Job im Stadtteil hat er ganz andere Aufgaben.
Auf dem Ehrenzeller Platz ist Wolfgang Zacheja längst bekannt: Der ehemalige Polizist ist jetzt in Altendorf im Einsatz, um Kriminalität vorzubeugen. „Da kommt der Ex-Bulle“ – diesen Satz hat der 64-Jährige in seinen ersten Wochen öfter gehört. Doch mittlerweile ist er in Altendorf schon viel mehr als das.
„Ich bin jetzt wirklich Helfer“, sagt Zacheja. „Ich unterstütze die Menschen und habe ihre unterschiedlichen Lebensweisen zu akzeptieren.“ Seit seiner Pensionierung als Polizeibeamter hat er eine 60-Prozent-Stelle beim Diakoniewerk Essen inne, um in Altendorf für mehr Sicherheit zu sorgen. Finanziert wird die Stelle von der Stadt Essen. Das Sicherheitsempfinden der Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils ist gering, zeigte eine Studie zum Thema. Um das zu ändern, ist Zacheja seit März zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten auf den Straßen Altendorfs unterwegs.
Kriminalität und Sicherheitsgefühl in Altendorf
„Mir wird oft gesagt, man könne sich hier abends nicht raus trauen“, sagt Zacheja. Er will jetzt zu einem höheren Sicherheitsgefühl beitragen. Viele ältere Menschen, die schon lange in Altendorf leben, sind etwa bereits Opfer von Raub geworden. „Viele Leute, die hier wohnen, haben ihr Leben lang gearbeitet und möchten jetzt im Alter in Ruhe und Sicherheit leben“, so Zacheja.
Die Polizeistatistik zeigt zum Beispiel allein für den Ehrenzeller Platz fünf Fälle von Körperverletzung, vier Drogendelikte und einen Diebstahl im vergangenen Jahr. Bis Anfang August gab es auf dem Platz in diesem Jahr bereits drei Körperverletzungen, die zur Anzeige gebracht wurden. Zahlen für den gesamten Stadtteil gibt die Polizei Essen nicht heraus. „Die Präsenz von Polizei und Ordnungsamt hat schon viel gebracht, die offene Drogenszene ist auf dem Ehrenzeller Platz so gut wie nicht mehr zu sehen“, sagt Zacheja.
Berüchtigt ist unter Essenerinnen und Essener bereits die Altendorfer Straße. Doch Zacheja will den Stadtteil alles andere als abschreiben. „Manchmal erinnert mich die Altendorfer Straße ein bisschen an New York, ich finde das toll, es ist ein Schmelztiegel, es ist Leben“, sagt er. „Konflikte wird es immer geben, aber wir wollen sie friedlich lösen.“
Zacheja glaubt an Altendorf und daran, dass sich etwas ändern kann. Er ist unterwegs, spricht mit den Menschen, hört sich ihre Probleme und Sorgen an, vernetzt verschiedene Akteure. Bald will er zum Beispiel Vertreterinnen und Vertreter von Jugendamt, Ordnungsamt, Polizei, Suchthilfe, Stadtteilarbeit und kommunalem Integrationszentrum an einen Tisch bringen, um über die Sicherheitslage in Altendorf zu sprechen.
Berufung des ehemaligen Polizisten
Der andere Teil seiner Arbeit findet auf den Straßen statt. „Ich versuche Vertrauen zu gewinnen, auch Vertrauen in Altendorf als einen lebenswerten Stadtteil“, sagt Zacheja. Er kooperiert mit Streetworker Alfred Allroggen, beide gemeinsam haben schon einem Obdachlosen zu einer Wohnung verhelfen können. „Das sind diese kleinen Erfolge, um die es geht“, sagt Zacheja.
Schon den Weg zur Polizei fand er nach dem Abitur, weil er etwas tun wollte gegen soziale Ungleichheiten und die Drogenszene. „In meiner Abi-Klasse sind zwei am Drogenkonsum gestorben, irgendwie war das meine Berufung.“ Jetzt hat er statt des Ruhestands eine neue Aufgabe gefunden, für die er brennt. „Es macht mir richtig viel Spaß“, sagt er mit einem Strahlen im Gesicht.