Essen-Haarzopf. Stadtteil-Kooperation: Warum der pensionierte Lehrer Wolfgang Gerlach den Haarzopf-Krimi seines ehemaligen Nachbarn Klaus Heimann bearbeitet hat.

  • Ehemaliger Lehrer schreibt Bühnenfassungen von Romanen.
  • Jetzt hat er ein Werk des Autors Klaus Heimann bearbeitet.
  • Beide leben in Essen-Haarzopf.

Nicht jeder Roman eignet sich fürs Theater: Auf der Suche nach neuem Stoff für die Bühnenbearbeitung wurde der Autor Wolfgang Gerlach aus Essen-Haarzopf gleich in der Nachbarschaft fündig. Er schrieb den Krimi „Gang zum Friedhof“ von Klaus Heimann um, der ebenfalls in Haarzopf lebt und schon etliche Krimis mit Lokalbezug veröffentlicht hat.

Der pensionierte Lehrer Wolfgang Gerlach (66) und Autor Klaus Heimann kennen sich seit Jahren, sie waren früher Nachbarn, ihre Söhne sind befreundet. Beide leben nach wie vor in Haarzopf, beide schreiben: Gerlach meist Bühnenfassungen von Romanen, Heimann vor allem Krimis. So widmete Wolfgang Gerlach sich jetzt einem der Romane Heimanns, der jetzt auch als Bühnenfassung vorliegt und darauf wartet, aufgeführt zu werden.

Autor aus Essen-Haarzopf leitete früher die Theater-AG an seiner Schule

Texte für die Bühne zu erstellen, ist Wolfgang Gerlachs Leidenschaft, war aber auch Teil seines Jobs. Der gebürtige Wuppertaler hat Englisch und Kunst mit Schwerpunkt Fotografie auf Lehramt studiert, war nach dem Studium einige Zeit als Pressefotograf und Fotograf der Messe Essen tätig. 1985 trat er seine Stelle als Lehrer an einem Gymnasium in Recklinghausen an, leitete dort von 2004 bis zu seiner Pensionierung 2020 auch die Theater-AG.

„Da hat man häufig das Problem, dass die Anzahl der Rollen nicht zu der der Schülerinnen und Schüler passt. Also habe ich immer mal wieder Szenen dazugeschrieben oder Dialoge für die Bühne angepasst“, berichtet Gerlach aus seinem Berufsleben.

Autor mit Interesse für Musik

Wolfgang Gerlachs Leidenschaft gilt nicht nur dem Theater, sondern auch der Musik. So sei er Mitte der 1990er Jahre dem Haarzopfer Chor „Seelenbohrer“ beigetreten. Zwischen 1996 und 2005 schrieb er fast 100 Songparodien für die „Haarzopf Harmonists“, die im Chorkarneval der Gemeinde Christus König aktiv waren.

Kontakt: www.wolfgang-gerlach-theatertexte.de

Im Laufe der Jahre wagte sich Gerlach auch an Werke bekannter Autorinnen und Autoren wie Autorin Gisa Pauly, Journalist Ulrich Wickert und Comedian Bernd Stelter, dessen Camping-Krimi „Der Tod hat eine Anhängerkupplung“ über Gerlachs Schreibtisch ging. „Da man offenbar mit mir zufrieden war, mache ich weiter“, sagt der Haarzopfer, der in Kürze wohl das dritte Buch Stelters bearbeiten wird. Und da er ja nicht einfach so bekannte Stücke für die Bühne umschreiben dürfe, seien auch gelegentlich Parodien daraus geworden, wie der „Mord im Sauerland-Express“, der einen natürlich sofort an Agatha Christie denken lässt.

Theatergruppen können ein Leseexemplar des Stücks anfordern

Die Kooperation mit dem Haarzopfer Autor Klaus Heimann habe sich eher zufällig bei der Suche nach neuen Stoffen ergeben. „Sein erster Roman war für eine Bühnenfassung nicht so geeignet, da habe ich seine Bücher zunächst etwas aus den Augen verloren“, sagt Gerlach, der auch als Lektor, zum Beispiel für Reiseführer oder Essays, in deutscher und englischer Sprache tätig ist.

Bei Klaus Heimanns Krimi „Gang zum Friedhof“, der auch im Stadtteil spielt, kam die Verbindung der beiden Haarzopfer Autoren dann doch zustande. Jetzt liegt die Bühnenfassung vor und kann als kostenloses Leseexemplar, etwa von Laien-Theatergruppen, angefordert werden. „Wer sich entscheidet, das Stück zu spielen, kauft dann einen kompletten Rollensatz. Der Preis hängt von der Länge des Stücks ab, aber auch davon, ob Laien- oder Profi-Bühnen es zur Aufführung bringen“, erklärt Gerlach. „Damit wird man nicht reich, aber es macht halt Spaß.“

Das Thema Theater jedenfalls wird den 66-Jährigen auch in Zukunft beschäftigen. Er könne sich durchaus vorstellen, „eine Theatergruppe aus dem Boden zu stampfen“, die seine Bühnenfassungen spielt. Dass dies in Haarzopf passiert, ist nicht ganz unwahrscheinlich.