Essen-Haarzopf. Der Autor Klaus Heimann ist bekannt für seine Krimis. Aus den Briefen von Vater und Großvater während des Krieges ist jetzt ein Roman entstanden.
Eigentlich ist Klaus Heimann für seine Krimis mit Ortsbezug bekannt. Jetzt hat sich der Autor aus Essen-Haarzopf einem sehr bewegenden Projekt gewidmet: Er hat Feldpostbriefe seines Vaters, der im Zweiten Weltkrieg sehr jung eingezogen wurde und in Kriegsgefangenschaft geriet, zu einem Roman verarbeitet. Arbeitstitel: „Haarzopfer Schicksale“.
Als Klaus Heimann nach dem Tod seiner Mutter deren Haus ausräumte, fand er einen ganzen Stapel Briefe und Unterlagen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die komplette Korrespondenz seines Vaters (1925-2001) mit seinem Großvater (1883-1975) in Haarzopf sei erhalten – für Klaus Heimann bewegende Zeilen, die eine Vorstellung von der Situation an der Front in den letzten Kriegsjahren, aber auch von der Zeit des Wiederaufbaus im heimischen Haarzopf vermitteln. Dort lebte seine Familie an der Fängershofstraße, pflegte einen kleinen Gemüsegarten zur Selbstversorgung.
Der Autor Klaus Heimann lebt bis heute in Essen-Haarzopf
Auch Klaus Heimann ist seiner Heimat Haarzopf bis heute treu geblieben. Er las die Briefe von der Front und aus der Kriegsgefangenschaft aufmerksam und erfuhr dabei viel über seinen Vater, dessen Heimatverbundenheit, über Krieg und Zerstörung und was sie mit den Menschen machten. Für Heimann waren die Briefe samt der Antworten aus der Heimat nicht nur als Sohn und Enkel berührend. „Mir war schnell klar, dass ich diesen Schatz literarisch aufarbeiten wollte“, so der Autor.
Der Vater ist mit 17 Jahren eingezogen worden, statt unbeschwerter Jugendjahre warteten Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst, die Westfront. So fand Klaus Heimann unter anderem den letzten Brief seines Vaters, der die Großeltern von der Front erreichte, zehn Tage, bevor der Vater im September 1944 in Belgien in Gefangenschaft geraten sei. Geschrieben worden sei er auf der Rückseite einer Karte, die der Vater wohl irgendwo gefunden habe. Auch der erste Brief aus britischer Gefangenschaft ist erhalten. „Die Kriegsgefangenen erhielten damals zwei Formulare pro Monat, auf denen sie exakt 24 Zeilen schreiben durften, natürlich unverfängliche Nachrichten, denn die Briefe wurden zensiert“, so der Autor.
Die Großeltern in der Heimat schwankten zwischen Hoffen und Bangen
Der erste Brief vom Oktober 1944 habe drei Monate benötigt, bis er in Essen eingetroffen sei. Für seine Großeltern hat das vier Monate des bangen Wartens, der Verzweiflung und Hoffnung bedeutet: „In der Zeit seit der Gefangennahme im September 1944 gingen zwei Vermisstenmeldungen der Kompanie bei ihnen ein.“ Am Ende hatte die Familie Glück: Sein Vater sei unverletzt geblieben und 1947 nach Hause zurückgekehrt, so Klaus Heimann. „Die Erfahrungen des Krieges und der Gefangenschaft haben von da an sein politisches Bewusstsein geprägt.“
Autor ist bekannt für seine Krimis
Das Buch ist bereits fertig und soll im Sommer im Hummelshain Verlag Kettwig erscheinen. Wenn es die Corona-Bedingungen wieder zulassen, will Klaus Heimann den Roman, dessen Titel noch nicht feststeht, auch im Rahmen von Lesungen vorstellen.
Eigentlich ist der Haarzopfer Klaus Heimann (61) bekannt für seine Krimis. 2015 erschien sein erster Kriminalroman „Taxi zum Nordkap“.
Auf ihm baut die Krimireihe um Kommissar Sigi Siebert auf, die meist in Essen spielt. Der siebte Band soll im November erscheinen.
„Das Buch ist ganz bewusst keine Biografie. Ich habe die Geschichte meines Vaters eingebettet in eine Romanhandlung“, betont Klaus Heimann. In der Romanbiografie erzählt er eine fiktive Geschichte, die er mit Fakten und Zitaten aus den Briefen anreicherte. Aus mündlicher Überlieferung weiß er nicht so viel über diese Zeit. Sein Vater habe zwar gelegentlich von damals erzählt, aber mehr Einzelerlebnisse und oft eher die positiven Dinge. „Ich konnte als Jugendlicher damit nicht so viel anfangen, bin da nicht so in die Tiefe gegangen“, sagt der Autor.
Das Buch ist fertig und soll im Sommer erscheinen
Das hat sich mit dem Fund der rund 40 Briefe und etwa 70 Karten geändert, in denen oft einfach Alltagsdinge besprochen wurden, die aber trotzdem so viel transportierten. Er habe versucht, sich in die Gefühlswelt von Vater und Großvater hineinzuversetzen, in das Leben in einer Zeit, in der man erst mit 21 volljährig wurde, aber mit 18 an die Front musste.