Essen. Das Ende der Maske im Einzelhandel ist für viele eine neue Freiheit. Aber etliche Kaufleute und Kunden in Essen haben sich an die Maske gewöhnt.

Das Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel naht. Trotzdem sind sich Kaufleute, Mitarbeiter und Kunden nicht einig, wie es angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens weitergehen soll: frei und ohne Maske oder doch lieber auf Nummer sicher und mit? In unserer Umfrage lassen wir den Handel in Essen zu Wort kommen.

In den großen Essener Einkaufszentren stehen die Zeichen auf Lockerung

Im Einkaufszentrum Rathausgalerie stehen die Zeichen auf Lockerung. Centermanager Frederik Westhoff verweist auf die günstige Architektur des Gebäudes mit hohen Decken, offenen Rolltreppen, freiem Zugang zu den U-Bahnen: Das alles begünstige ein „natürliches Belüftungssystem mit viel Frischluftzufuhr“. Von sich aus als Centerbetreiber das Tragen von Masken vorzuschreiben, komme nicht infrage. Die Rathausgalerie werde also keine eigenen Regeln aufstellen, sondern den Vorgaben der Landesregierung folgen. „Jeder soll selbst entscheiden, ob er mit Maske einkauft oder ohne“, sagt Westhoff.

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Ähnlich verfährt das Einkaufszentrum Limbecker Platz, das größte innerstädtische Shopping-Center in Deutschland. Centermanager Anastasios Meliopoulus stellt klar: „Wir werden die Maskenpflicht aufheben. Gleichwohl stehe es den Kunden und Mietern frei, ob sie die Maske tragen wollen.“

In der Ladenstraße des Allee-Centers Altenessen fällt die Maskenpflicht schon zum verkaufsoffenen Sonntag am 3. April. Man werde keine über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehende Maskenpflicht in den Ladenstraßen der Center vorschreiben, insbesondere da die einzelnen Ladenbetreiber in ihren Geschäften nur selbst über eine Maskenpflicht entscheiden können, teilt Centermanagerin Andrea Schwenke mit. Man habe aber Verständnis dafür, dass Kunden weiterhin eine Maske tragen.

Eher zurückhaltend äußert sich noch der Discount-Riese Aldi-Nord. Man wolle zunächst die exakte Ausgestaltung der jeweiligen Länderverordnungen abwarten und erst dann entscheiden. „Dort, wo die Verordnungen auch weiterhin eine Maskenpflicht als Schutzmaßnahme vorsehen, setzen wir diese auch auf jeden Fall um“, so ein Konzernsprecher. Und fügt hinzu: „Wo es keine rechtliche Vorgabe mehr gibt, behalten wir uns eine Empfehlung an Mitarbeiter und Kunden vor, weiterhin freiwillig eine Maske zu tragen.“

Apotheken in Essen appellieren, weiterhin Maske zu tragen

So mancher Inhaber eines Supermarktes will sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festlegen. Es wird nicht nur hingewiesen auf die Verantwortung gegenüber der Kundschaft, sondern auch auf die Fürsorgepflicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Gesundheit ebenso zu schützen sei.

Angesichts immer neuer Rekordwerte bei den Infektionszahlen appellieren die Apotheken in Essen, beim Besuch der Apotheke weiterhin Masken zu tragen. „Gerade in unseren Apotheken haben wir viele vulnerable Kunden und Patienten, wie z. B. alte Menschen und chronisch Kranke, die besonders geschützt werden müssen,“ erklärt der Essener Apothekensprecher Hanno Höhn. Für sie sei eine Infektion nach wie vor mit besonderen Risiken verbunden. Durch die Maske schütze man sich und andere vor Infektionen.

Einzelhandelsverband Ruhr: „Man wird es nicht allen recht machen können“

Wie kniffelig die Situation für den Handel ist, weiß Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ruhr in Essen, sehr genau. Die Branche hat eine schwierige Zeit hinter sich und sei nun für jeden Kunden dankbar. „Aber man wird es nicht allen recht machen können“, sagt Heistermann. Kunde A habe sich inzwischen an die Corona-Schutzvorschriften gewöhnt, deshalb erwarte er im Geschäft größtmögliche Sicherheit und begrüße weiterhin eine Art Maskenpflicht. Kunde B hingegen sehne sich eindeutig nach Freiheit ohne Maske.

Genau dieses Dilemma sieht man auch beim Edeka-Betrieb Hundrieser, der in Essen drei große Supermärkte führt. „Wie man es macht, wird es für die eine oder die andere Kundengruppe falsch sein“, sagt Sandra Altenburg, Mitarbeiterin der Geschäftsleitung. Hundrieser orientiert sich daher am Edeka-Verbund, der den Kunden rät, freiwillig die Maske zu tragen. Das heißt aber auch: Wer dies nicht will, kann es bleiben lassen. Für die Mitarbeiter gilt aber weiterhin die Tragepflicht.

Einige Händler seien dabei, individuelle Infotafeln für ihre Geschäfte anzufertigen, auf denen appelliert wird, beim Einkauf weiterhin die Maske zu tragen. Denkbar: Wer das Geschäft ohne Mundschutz betritt, könnte höflich aufgefordert, doch bitte die Maske aufzusetzen. Verschiedene Händler wollen dem Kunden eine Maske in die Hand drücken, falls er keine bei sich habe. Letzten Endes, so Heistermann, komme es auf den einzelnen Kaufmann an. „Die Kaufleute kenne ihre Kunden sehr genau und wissen daher, was sie zu tun haben.“