Essen. Bis zum Ende des Jahres sollten alle 86 Zivilschutzsirenen in Essen aufgebaut sein. Doch aus den Plänen wird wohl nichts - aus diversen Gründen.

Es ist zum Heulen mit Essens Sirenen: Zwar hat der Rat der Stadt am Mittwoch endlich das notwendige Geld für den Endausbau des Zivilschutznetzes bewilligt. Jedoch tauchen nun Hindernisse auf, die die eigentlich bis zum Ende des Jahres geplante Fertigstellung des akustischen Warnsystems in Frage stellen - nun aus anderen Gründen als jenen finanziellen, die zuletzt immer das Problem waren.

„Es ist derzeit schwierig abzusehen, wann auch die letzte Sirene in der Stadt ihre Arbeit aufnimmt“, räumte Ordnungsdezernent Christian Kromberg auf Nachfrage dieser Zeitung ein.

Lieferengpässe für Materialien wie Technikkomponenten, Personalausfälle durch Coronaerkrankungen und die sich immer schneller füllenden Auftragsbücher bei den bundesweit zwei Anlagen-Anbietern sind die Gründe für absehbare Verzögerungen. Zudem hat es inzwischen einen regelrechten Run auf die Sirenen gebeben, weil der Bund deren Installation in den Kommunen nur noch bis Ende 2022 finanziell fördert.

Der jüngste Plan dürfte Makulatur sein

Vor diesem Hintergrund dürfte der Plan der Stadt Essen Makulatur sein, der vorsah, das Netz bis zum Jahresende lückenlos ausgebaut zu haben. Noch vor kurzem hieß es im städtischen Ordnungsausschuss: Der dritte und letzte Bauabschnitt, der für knapp 900.000 Euro die Installation der Heuler an weiteren 37 noch fehlenden Standorten ermöglicht, sollte in diesem Jahr fertig sein.

Trotz aller inzwischen unübersehbaren Hürden gibt sich Kromberg zuversichtlich. Essen sei im Vergleich zu anderen Kommunen in der derzeitigen Konkurrenzsituation „in einer guten Ausgangsposition“, da alle formalen Voraussetzungen für den Netzausbau vom Schallgutachten über die festgelegten Standorte bis hin zu abgeschlossenen Ausschreibungen und Verträgen längst erfüllt seien. Das haben viele andere Städte noch vor sich.

Und trotz der absehbaren zeitlichen Verzögerungen ist es dem Ordnungsdezernenten wichtig zu betonen, „dass wir mit der zweiten Ausbaustufe insbesondere im Essener Süden schon jetzt eine akzeptable Abdeckung des Stadtgebiets mit Warnmitteln haben“. Die aktuell mögliche Heuler-Konzert reiche dort zwar „nicht für ein gutes Hören“, aber immerhin sei „ein etwas mitkriegen gewährleistet“, so Kromberg.

Zur Not mit Lautsprecherdurchsagen warnen

Dort, wo sich auf nicht absehbare Zeit akustische Lücken auftun, müsse eben nach Altväter Sitte Kompensation geleistet werden - etwa durch Lautsprecherwagen, die in den unversorgten Gebieten unterwegs seien.

Insgesamt sind nach dem bereits vor Jahren in Auftrag gegebenen Schallschutzgutachten stadtweit 86 Sirenen notwendig, um die Bevölkerung bei Katastrophenfällen, Fabrikunfällen oder Großbränden in flächendeckend in „erhöhte Aufmerksamkeit“ zu versetzen, damit sie Warnungen in den Medien oder über die einschlägigen Apps nicht verpasst.

In einem ersten Bauabschnitt wurden 30 Standorte im Essener Norden bestückt, da dort die meisten Menschen wohnen und die meisten Störfälle in Betrieben, auf Autobahnen und Wasserstraßen passieren können. In einem zweiten Schub kamen dann weitere 19 Anlagen hinzu, von denen 17 fertiggestellt sind - einige davon inzwischen auch im Essener Süden.