Essen. Die 200-Stunden-Marke wurde in Essen in einem März noch nie geknackt. Jetzt sorgt der aktuelle März mit fast 250 Sonnenstunden für einen Rekord.

Noch ist der März nicht zu Ende. Aber schon jetzt steht fest, dass er in die Essener Wettergeschichte eingehen wird. „Denn mit hochgerechnet etwa 245 bis 250 Stunden Sonnenschein in Essen-Bredeney wird er den bisherigen Rekord regelrecht pulverisieren“, sagt der Diplom-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

Bis einschließlich Montag (28. März) hat der Experte bereits 238 Stunden gezählt. Bis Ultimo dürften voraussichtlich noch weitere Stunden hinzukommen. „Eigentlich schien die Schallmauer von 200 Stunden Sonne im März unübertreffbar zu sein“, fügt der Experte hinzu.

Alter Spitzenwert in Essen liegt bei 199,7 Sonnenstunden

Die Terrassen am Ruhrufer in Essen-Werden: Die Menschen genießen nahe dem Treidelplatz den Frühling.
Die Terrassen am Ruhrufer in Essen-Werden: Die Menschen genießen nahe dem Treidelplatz den Frühling. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die 200-Stunden-Marke ist seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in einem März noch nie geknackt worden. Die Top Drei in Essen waren der März 2003 mit 199,7 Stunden Sonne, gefolgt vom März 2011 mit 199,0 Stunden und der März 2014 mit 193,1 Sonnenstunden. Noch gut in Erinnerung dürfte auch der sogenannte „Corona-März 2020“ sein, der mit 188,6 Stunden ebenfalls sehr sonnig war und den ersten Lockdown weniger depressiv empfinden ließ.

Wie sehr der Super-März 2022 herausragt, zeigt auch der Vergleich mit dem langjährigen Durchschnittswert für den Zeitraum 1991 bis 2020. Dieser beträgt für den März in Bredeney gut 125 Stunden. „Das heißt: In diesem März schien die Sonne in etwa doppelt so viel, wie im Durchschnitt zu erwarten wäre“, so der DWD-Experte, der auch stellvertretender Leiter des Regionalen Klimabüros Essen ist. Der diesjährige März würde sogar einem Juli gut zu Gesicht stehen, der in Bredeney im Mittel auf rund 208 Stunden Sonne kommt.

Der Sonnenrekord ist die eine Seite der Medaille, die Trockenheit die andere. Die Wetterstation Bredeney hat bis jetzt für den März nur rund zehn Millimeter Niederschlag registriert und viel werde wohl nicht mehr dazukommen. „Damit werden wir am Ende im Bereich der trockensten März-Monate landen.“ Zum Vergleich: 2014 waren es 11,7 Millimeter und 1993 11,9 Millimeter Niederschlag an der DWD-Station.

Rekord an Sonnenstunden bedeutet keinen Temperaturrekord

Sonne satt gab es schon am Sonntag (27. Februar): Die Menschen genießen den blauen Himmel und das Sonnenlicht auf den Liegen vor dem Ruhr Museum auf Zollverein.
Sonne satt gab es schon am Sonntag (27. Februar): Die Menschen genießen den blauen Himmel und das Sonnenlicht auf den Liegen vor dem Ruhr Museum auf Zollverein. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Übermäßig viel Sonne am blauen Himmel – das muss keinesfalls Temperaturrekorde mit sich bringen. Zwar liegt die März-Mitteltemperatur am Ende über dem Durchschnitt, allerdings nicht rekordverdächtig. Essen-Bredeney kommt hochgerechnet auf 8,3 °Celsius und damit immerhin knapp zwei Grad über dem langjährigen Klimamittel. Zum Vergleich: Die Rekord-Märzmonate der Jahre 2014 und 2017 lagen jeweils bei 9,2° Celsius.

Auf die nach Rekordmonaten wie diesen häufig gestellte Fragen, ob ein Zusammenhang zum Klimawandel besteht, gibt Thomas Kesseler-Lauterkorn eine klare Antwort. Wie immer gelte, dass ein einzelner Monat noch kein Beleg für den Klimawandel sei, die Häufung der extremen Monate in den letzten zwanzig Jahren sei jedoch ein klares Indiz. „Insofern passt auch der März 2022 in das Bild des ‘gewandelten Klimas’“.