Essen. Acht heiße Tage in Folge: Nach 1976, 2003 und 2006 hat Essen gerade die vierte große Hitzewelle erlebt, so Experten des Deutschen Wetterdienstes.

Brütend heiße Tage mit mehr als 30 Grad im Schatten und tropische Nächte mit Höchsttemperaturen jenseits der 20-Grad-Marke: Mit acht solcher heißen Tage in Folge – vom 6. bis einschließlich 13. August – hat Essen eine der bemerkenswertesten Hitzewellen in den zurückliegenden 50 Jahren erlebt.

Diplom-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn ist stellvertretender Leiter des Regionalen Klimabüros in Essen-Bredeney (DWD). Er sagt: „Der Klimawandel ist da“.
Diplom-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn ist stellvertretender Leiter des Regionalen Klimabüros in Essen-Bredeney (DWD). Er sagt: „Der Klimawandel ist da“. © WAZ | STEFAN AREND

Die Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Essen-Bredeney nennen die August-Rekordhitze in einem Atemzuge mit den „ganz großen Hitzewellen“ 1976 (Ende Juni, Anfang Juli), August 2003 und Juli 2006 – jener Monat, in dem in ganz Deutschland das unvergessliche WM-Sommermärchen geschrieben wurde.

Der Diplom-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn, stellvertretender Leiter des Regionalen Klimabüros in Essen, hat die Daten der Wetterstation in Bredeney unter die Lupe genommen. Die Hitzewellen 1976, 2003 und 2006 seien zwar länger ausgefallen als die aktuelle August-Welle. Aber anders als zuletzt seien einzelne Tage in der Vergangenheit knapp unter 30 Grad gewesen. „Also ist die gerade erlebte Hitze für Essen ein außergewöhnliches Ereignis“, bilanziert der DWD-Fachmann.

Jahrestemperaturen liegen seit 2014 teilweise deutlich über dem Durchschnittswert

Bei den Jahrestemperaturen falle auf, dass seit 2014 alle Jahre zum Teil deutlich über dem Durchschnitt von 10,1 Grad lägen. Als Rekordjahr rage 2018 heraus.

Nicht nur die steigenden Temperaturen hierzulande – heiße Sommer und milde Winter – weisen auf den Klimawandel hin. Auch die zurückgehenden Niederschläge stützen diesen Trend. Thomas Kesseler-Lauterkorn: „Beim Niederschlag sind sogar seit 2009 alle Jahre im Vergleich zum Mittel zu trocken. Das ist schon auffällig.“ Der Experte beobachtet eine „frappierende Erwärmung“ auch in der Region seit Ende der 1980er Jahre.

Fest stehe, dass Essen und die Region aus den beiden Jahren 2018 und 2019 „ein großes Niederschlagsdefizit“ mitgenommen hätten. „2018 und 2019 sind zusammen etwa 350 bis 400 Millimeter pro Quadratmeter weniger gefallen als im langjährigen Durchschnitt.“ Im laufenden Jahr 2020 seien zwar Februar und die erste Märzhälfte sehr nass gewesen. „Aber seit Mitte März ist es ja wieder trocken bis sehr trocken.“ Und auch die Temperaturdaten der Messstation Bredeney belegten: „Der Klimawandel ist nichts Abstraktes mehr, er ist da.“

Experte des Deutschen Wetterdienstes Bredeney: „Trockenheitssituation ist angespannt“

Thomas Kesseler-Lauterkorn hat grob überschlagen: Danach fehlten im bisherigen Gesamtjahr 2020 (bis Ende Juli) im Vergleich zum langjährigen Mittel der ersten acht Monate schon wieder etwa 100 bis 150 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter. „Insgesamt ist die Trockenheitssituation also weiter sehr angespannt“, so der Meteorologe.

Je wärmer, desto mehr Licht: Bei den Sonnenstunden war 2018 ebenfalls herausragend, aber auch 2019 lag noch deutlich über dem Sonnenscheinmittel von 1542 Stunden. Auch 2020 ist bislang ein sehr sonniges Jahr. Herausragend waren die Frühlingsmonate März, April und Mai. Thomas Kesseler-Lauterkorn: „Mit 750 Stunden haben diese drei Monate fast schon die Hälfte des Gesamtjahresschnitts erzielt.“