Essen-Bergerhausen. Der Bergerhauser Firmenchef Dieter Ochel positioniert sich öffentlich gegen den Krieg in der Ukraine. Warum das für ihn eine Herzenssache ist.
Mit einem Appell an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, geschaltet als ganzseitige Zeitungsanzeige, hat der Essener Firmenchef Dieter Ochel (77) seinem Entsetzen angesichts des Krieges in der Ukraine Ausdruck verliehen. Warum ihm das wichtig war.
„Ich musste es tun, ich musste das loswerden, egal, was es kostet“, sagt Dieter Ochel, Chef der Firma AMR Anlagen-Maschinen-Rohrleitungs-Engineering GmbH in Essen-Bergerhausen, die technische Anlagen für Firmen im In- und Ausland plant und erstellt. Ochel appelliert in der in ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb gehaltenen Anzeige an Putin als Mensch und Vater, den Krieg sofort einzustellen und solidarisiert sich mit den Ukrainern. „Wir können das Leid der Menschen und Tiere nicht mehr ertragen“, heißt es im Text.
Unternehmer aus Essen-Bergerhausen kann die Bilder aus der Ukraine nur schwer ertragen
Wenn er abends spät von der Arbeit nach Hause komme und den Fernseher einschalte, könne er es kaum aushalten, die Mütter mit Kindern auf der Flucht zu sehen, die Menschen, die alles aufgeben müssen und sich mit einer Tasche, aus der ein Hündchen schaut, auf den Weg machen. „Es passt einfach nicht mehr, sich abends auf die Couch zu setzen und ein Glas Wein zum Feierabend zu trinken, während dort die Menschen sterben“, sagt Ochel.
Es sei ihm ein Bedürfnis, dagegen aufzustehen, unabhängig davon, wie die Resonanz darauf ausfalle. „Bisher habe ich sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, aber ich halte es auch aus, wenn negative Reaktionen kommen. Als ich die Anzeige geschaltet habe, war mir ja bewusst, dass das kommen kann.“
„Meine Kinder haben gefragt, warum ich das Geld für die Anzeige nicht für die Ukraine spende, aber mir war jetzt wichtig, gegen das, was gerade passiert, Stellung zu beziehen.“
Bei all dem Leid, das die Menschen in der Ukraine gerade aushalten müssten, sei es schon bemerkenswert, dass die Menschen ihre Tiere mit in Sicherheit zu bringen versuchten, findet Ochel. Für ihn spielt das Thema „Menschen und Tiere“ immer schon eine wichtige Rolle. Der Unternehmer besitzt auf seinem privaten Hof nicht nur eine kleine Schafherde und vier Alpakas, sondern hat auch den historischen Schürmannhof an der Kaninenberghöhe in Bergerhausen so umgebaut, dass dort Senioren mit ihren Tieren einziehen können.
Auf dem Schürmannhof leben Senioren und Tiere zusammen
Ochel findet es traurig, dass Mensch und Tier im Alter meist getrennt voneinander im Seniorenheim und Tierheim untergebracht werden. So entstand die Idee von Seniorenwohnungen, in denen Tierhaltung ausdrücklich erwünscht ist. Als im Jahr 2004 der Schürmannhof zum Verkauf stand, erwarb Dieter Ochel das Ensemble und realisierte das Projekt „Leben mit Tieren“.
Nach drei Jahren Umbauzeit konnten die ersten Mieterinnen und Mieter dort einziehen, bis heute gibt es keinen längeren Leerstand. Für eine Flüchtlingsfamilie mit Tieren hat Ochel aber dennoch Platz. „Ich habe mich bereits bei der Stadt registrieren lassen, mal schauen, was so kommt.“ Als er 2015 eine Wohnung für Flüchtlinge angeboten habe, sei ihm niemand zugeteilt worden.
Hochzeitsfeiern in der Bergerhauser Scheune sind wieder möglich
Die große Scheune des Schürmannhofs werde auch wieder für Hochzeitsfeiern genutzt. Nachdem sich Nachbarn über Lärmbelästigung beschwert hatten, sei inzwischen mit Schallschutzmaßnahmen nachgerüstet worden, um die Auflagen der Stadt zu erfüllen. Seit anderthalb Jahren seien Feiern dort wieder möglich, wegen Corona aber bisher noch selten gewesen.
Für 2022 seien die Termine bereits ausgebucht, derzeit liefen die Buchungen für 2023. „Die Saison geht von Mai bis Ende September, weil die Scheune noch keine Heizung hat. Die soll aber noch kommen“, erklärt Dieter Ochel. 160 Menschen könnten dort feiern.
Das Osterfeuer auf dem Schürmannhof, das in der Vor-Corona-Zeit besonders bei Familien beliebt war, fällt erneut aus. „Das ist unter den aktuellen Umständen mit zu viel Aufwand verbunden. Da brauche ich allein 60 Leute für die Durchführung und dann weiß man nicht, wie viele Besucher überhaupt kommen“, so Ochel.