EsseN-Bergerhausen. . Der Eigentümer des Schürmannhofes muss für 2018 alle Veranstaltungen absagen. Nutzungsänderung war nicht genehmigt. Jetzt geht es um Lärmschutz.

Seit zehn Jahren ist die Scheune des Schürmannhofs ein beliebter Ort für Hochzeiten und andere Feiern. Auch das Kaffeetrinken zum Osterfeuer fand bisher dort statt. Jetzt musste Eigentümer Dieter Ochel nicht nur die Osterveranstaltung, sondern auch 18 Hochzeiten für dieses Jahr absagen. Bereits 2017 habe er acht Vermietungen stornieren müssen, Der Grund: Im vergangenen Sommer stellte sich heraus, dass beim Kauf der Immobilie von der Stadt die erforderliche Nutzungsänderung für die Scheune nicht beantragt worden war, so Ochel.

„Das war ein Fehler, das sehe ich natürlich ein. Aber ich dachte, das kann man schnell heilen“, sagt Ochel. Das sei ein Irrtum gewesen. Seit August stehe er in Kontakt mit der Stadt, noch sei das Problem nicht gelöst. Es gebe in der Sache zwar bereits positive Bescheide, jetzt solle er aber ein Schallschutz-Gutachten beibringen, weil sich Nachbarn über Lärmbelästigung beklagt hätten.

Zum Schallschutz hat Eigentümer Dieter Ochel bereits eine Glastür an der Scheune einbauen lassen.
Zum Schallschutz hat Eigentümer Dieter Ochel bereits eine Glastür an der Scheune einbauen lassen. © Michael Korte

Der Bergerhauser Unternehmer hatte den Schürmannhof an der Kaninenberghöhe, auf dem vorher Bauer Gantenberg ansässig war, 2004 von der Stadt gekauft. Dreieinhalb Jahre ließ er das Anwesen denkmalgerecht umbauen, richtete 14 Seniorenwohnungen ein. „Im Kaufvertrag ist mir die Nutzung der Scheune für Feierlichkeiten ausdrücklich zugesagt worden. Das ist Teil des Finanzierungskonzepts“, so Ochel. Seiner Meinung nach profitiere die Stadt und vor allem der Stadtteil Bergerhausen von dem attraktiven historischen Ensemble.

Partyscheune wurde bisher gut angenommen

Die Partyscheune sei in den vergangenen zehn Jahren sehr gut angenommen worden. „Es gibt ja hier in Essen kaum einen vergleichbaren Ort zum Feiern, zumal man hier nur die Miete zahlen muss und beim Catering freie Hand hat“, sagt der Eigentümer. Es habe immer mal wieder Beschwerden von Nachbarn gegeben. Daraufhin habe er zum Schallschutz eine Glastür einbauen und das Dach mit Schall- und Wärmedämmung erneuern lassen. Außerdem habe er einen Wachdienst beauftragt, der bei Feiern abends gegen 22 Uhr nach dem Rechten sehe und gegebenenfalls dafür sorge, dass die Gäste die Musik dämpften.

„Anfang August 2017 habe ich dann ein unangenehmes Schreiben von der Stadt erhalten, dass ein ordnungsbehördliches Verfahren gegen mich laufe, weil ich ohne Genehmigung Feierlichkeiten in der Scheune veranstaltet habe“, berichtet Ochel. „Da ist tatsächlich ein Fehler passiert. Für die Toilettenanlagen wurde die Nutzungsänderung beantragt, für die Scheune selbst nicht.“ Er habe dazu schriftlich Stellung genommen und auf ein persönliches Gespräch gehofft, das aber lange nicht zustande gekommen sei. Ende August habe er dann den Bauantrag für die Nutzungsänderung gestellt.

Dem Eigentümer droht ein Bußgeld von 250 000 Euro

„Erst im Oktober hat es ein kons­truktives Gespräch mit Vertretern von Bauamt und Bauaufsicht gegeben“, blickt Ochel zurück. Man habe ihm geraten, den Bauantrag in eine Bauvoranfrage umzuwandeln, um im Falle eines negativen Bescheids Geld zu sparen. Inzwischen habe er von der Unteren Landschaftsbehörde und der Denkmalbehörde einen positiven Bescheid erhalten – trotzdem wisse er noch nicht, wie es weitergehe. „Eigentlich sollte die Entscheidung bis zum Jahresende gefallen sein“, so Ochel.

Stattdessen habe er Anfang Januar erneut ein Schreiben von der Stadt bekommen, das eine Geldbuße von 250 000 Euro androhe, falls er Veranstaltungen in der Scheune abhalte. Im März sei er aufgefordert worden, ein Lärmgutachten beizubringen. „Ich ärgere mich vor allem darüber, wie ich von der Stadt behandelt werde. Man wird als Bürger nicht für voll genommen“, so der Eigentümer, der alle Feste für 2018 abgesagt hat. Er gehe davon aus, dass sich das Verfahren noch Monate hinziehe. „Für mich bedeutet das einen Verlust von 40 000 Euro für dieses Jahr.“

Bauaufsicht weist die Vorwürfe zurück

Als Leiter der städtischen Bauaufsicht weist Dieter Schmitz die Vorwürfe von Dieter Ochel zurück. „Wir müssen grundsätzliche planungsrechtliche Dinge prüfen“, erklärt er. Die ersten Schritte seien ja bereits positiv beschieden. „Wir sind Herrn Ochel doch schon sehr entgegengekommen“, so Schmitz. Mit dem Hinweis, den Bauantrag in eine Bauvoranfrage umzuwandeln, habe man ihm helfen wollen, Kosten zu sparen. „Sonst hätte er womöglich viel Geld investiert, obwohl es ja keine Garantie gibt, dass die Sache in seinem Sinne positiv ausgeht“, sagt Schmitz. Es gehe auch noch um Themen wie Brandschutz und Stellplätze. Auch im Kaufvertrag habe man die Scheunennutzung nur vorbehaltlich der Genehmigung zusagen können. Da der Bauantrag aber damals nicht gestellt worden sei, habe es auch keine Genehmigung gegeben.

Nachbarn sind von den Partys nicht begeistert

Weiterhin liege kein Bauantrag vor. Wenn er gestellt werde, prüfe man das Ganze ergebnisoffen, zumal es ja Nachbarn gebe, die von den Veranstaltungen auf dem Schürmannhof auch angesichts des großen Besucheraufkommens nicht begeistert seien.

„So etwas hat immer zwei Seiten“, sagt Schmitz. „Die Vorwürfe, die Herr Ochel gegen die Stadt erhebt, sind nicht gerecht, da er die Scheune ja ohne Genehmigung genutzt hat.“