Essen. Auf dem Kennedyplatz treffen Schüler und Unternehmen erstmals wieder persönlich zusammen. Sie berichten, was ihnen in der Corona-Zeit gefehlt hat.
Peter Kramm von der Ausbildungsvermittlung der Agentur für Arbeit Essen, schaut mit Freude über den Kennedyplatz. Dort findet am Mittwoch und auch noch am Donnerstag (17. März) die Berufsorientierungs- und Ausbildungsmesse „Zukunft - Was geht?“ statt. Es ist das erste Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor zwei Jahren, dass sich Schüler und Unternehmen wieder vor Ort gemeinsam treffen können.
Knapp 40 Essener Betriebe präsentieren sich an den zwei Tagen jeweils von 10 bis 16 Uhr. Kramm hofft, dass auf der Messe möglichst viele Kontakte zustande kommen, dass sich die Jugendlichen Inspirationen für ihre Berufswahl holen und dass sie die Ausbildungsvielfalt Essens kennenlernen. „Das geht in Präsenz einfach besser.“ Virtuelle Veranstaltungen wolle man aber trotzdem weiter anbieten.
Damit angesichts der hohen Infektionszahlen dennoch ein sicheres Zusammentreffen möglich ist, hat die Arbeitsagentur ihre Ausbildungsmesse unter freiem Himmel organisiert. Es gilt die 3G-Regel. Diese wird stichprobenartig überprüft. Insgesamt sind etwa 2500 Schülerinnen und Schüler angemeldet, aber auch alle anderen Interessierten sind willkommen.
„Zukunft - Was geht?“ als Chance aus der Krise
In den beiden Corona-Jahren waren hunderte Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. In diesem Jahr geht die Arbeitsagentur von einer deutlichen Besserung der Lage aus. „Gerade aus dem Bereich Hotel und Gastronomie melden viele Unternehmen jetzt schon vergebene Ausbildungsplätze“, meint Kramm. Optimistisch stimme ihn auch, dass Messen wie diese wieder in Präsenz stattfinden.
Gerade Kommunikationskompetenz, Eigeninitiative und Selbstständigkeit würden vielen angehenden Auszubildenden fehlen. Um Kontaktaufnahmen dennoch zu fördern, hat die Arbeitsagentur mehrere Rallye-Bögen erstellt, die die Schülerinnen und Schüler quer über die Messe führen sollen.
Stimmen der Essener Unternehmen
Thomas Jodl ist Fertigungsleiter bei Anke. Das Galvanikunternehmen hat einige Ausstellungsstücke dabei, um sich damit den Jugendlichen besser vorstellen zu können. „Heute müssen sich die Unternehmen bei den Auszubildenden bewerben. Das ist gerade im Handwerk so.“ Auch er sieht die Präsenz dabei als großen Vorteil.
Victor Heinemann, Abteilungsleiter für berufliche Bildung bei der Kreishandwerkerschaft Essen, sieht das ähnlich. Er hoffe, dass solche Berufsorientierungsmessen, den chronischen Fachkräftemangel im Handwerk lindern helfen.
Nachwuchsprobleme gibt es beim Aluminiumhersteller Trimet scheinbar keine. Trotz Pandemie konnten alle Ausbildungsplätze bislang besetzt werden. Dennoch sei es wichtig, sich den Jugendlichen zu zeigen, meint Ausbildungsleiter Timo Koesting. „Wir wollen Auszubildende für den Standort Essen finden. So eine Messe in Präsenz erlaubt da wesentlich verbindlichere Gespräche als im Digitalen.“
Ebenfalls positiv sieht das Gastrogewerbe diese Messe in Präsenz. Petra Fanselow, Personalleiterin des Welcome Hotels in Essen, stellt fest, dass viele der Schülerinnen und Schüler sehr unentschlossen seien, was ihre berufliche Zukunft betrifft. Die Pandemie habe viele Branchen in ein anderes Licht gerückt, aber durch langes Homeschooling auch den Zugang zu Ausbildungsplätzen erschwert. Sie hoffe, dass sich das wieder ändere.
So sehen Schülerinnen und Schüler die Messe
Für den Großteil der anwesenden Schülerinnen und Schüler ist die „Zukunft - Was geht?“ ihre erste Berufsorientierungsmesse. Viele von ihnen berichten über den Kontakt mit Online-Angeboten zur Berufsorientierung durch die Schule. Doch nur wenige erzählen, dass sie diese auch genutzt haben.
Einer von ihnen ist der 16-jährige Median. Er geht in die neunte Klasse und möchte nach seinem Realschulabschluss im nächsten Jahr eine Lehre bei der Polizei oder bei der Bundeswehr beginnen. Auch die Polizei ist mit einem Stand auf der Messe vertreten. Median sieht einen großen Mehrwert für sich in der Messe. Die direkten Kontakte mit den Unternehmen und die praktischen Einblicke seien hilfreicher als Broschüren und digitale Vorstellungen.