Essen. Viele Lehrerinnen und Lehrer an Essens Schulen fallen derzeit wegen Corona aus. Die Folge: Unterricht findet nicht statt.
Die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer an Essener Schulen, die wegen Corona nicht unterrichten können, ist ungebrochen hoch. Bei der vorletzten Erhebung des Landes (Stichtag Mittwoch, 2. Februar) betrug der Anteil der Pädagogen in Essen, die wegen der Pandemie nicht eingesetzt werden können, erstmals mehr als zehn Prozent - das sind 500 der knapp 5000 Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen im Stadtgebiet. Bei der letzten Erhebung (Stichtag Mittwoch, 9. Februar) waren es etwas mehr als 300 Pädagogen.
Corona kommt für Schwangere einem Beschäftigungsverbot gleich
Die Fehlzeiten entstehen entweder, weil die Männer und Frauen selbst infiziert sind oder sich in Quarantäne befinden oder Kinder betreuen müssen, die wegen Corona zu Hause bleiben. „Ein großes Problem sind auch die schwangeren oder stillenden Kolleginnen“, erklärt Berthold Urch, Sprecher der Gymnasialdirektoren in Essen. Corona bringt für diese Frauen quasi ein Beschäftigungsverbot mit sich, denn sie dürften theoretisch erst dann wieder das Schulgebäude betreten, wenn 14 Tage keine Neuinfektion in der Schule verzeichnet wurde.
Wie viel Unterricht derzeit ausfällt, wird offiziell nicht erhoben. „Diese Daten liegen nicht vor“, berichtet die Bezirksregierung Düsseldorf als Schulaufsichtsbehörde auch auf wiederholte Anfrage. Verwiesen wird stets auf die breit angelegte Erhebung von Unterrichtsausfall, die die Landesregierung vor Jahren startete - die wegen Corona und den folgenden Schulschließungen dann aber nicht fortgesetzt wurde.
Kein Ersatz für Ausfälle von schwangeren und stillenden Kolleginnen
Klar ist aber, dass derzeit ungewöhnlich viel Unterricht ausfällt. Es gibt auch Schulen, die ganze Klassen schon wieder in den Distanzunterricht geschickt haben, zumindest tageweise – und die Schulleiter ärgern sich darüber, dass es für die Schwangerschafts-Ausfälle derzeit keinen Ersatz von Land gibt. Dass die schwangeren Kolleginnen von zu Hause aus digital unterrichten, sei kaum eine Alternative: „Dann müssen die Kinder und Jugendlichen in der Schule, die mit ihren iPads dann in der Klasse sitzen, ja trotzdem beaufsichtigt werden“, sagt Berthold Urch. Schwangere könne man maximal an den Randstunden einsetzen für den Unterricht in der Oberstufe, sodass die älteren Schüler vorher nach Hause gehen und dort dann den Unterricht über Internet verfolgen. „Aber das ist kaum umsetzbar.“
„Die Lage ist so angespannt – wenn sich morgens derzeit zwei neue Kollegen krank melden, kann man das System kaum noch aufrechterhalten“, sagt Olaf Kehlert, Sprecher der Essener Realschul-Leiter. Dort, wo Unterricht nicht ersatzlos ausfalle, müsse derzeit häufig fachfremd unterrichtet werden - was häufig heißt: Selbstbeschäftigung unter Aufsicht, und Aufgaben in den digitalen Lern-Plattformen der Schule seien nur schlechter Ersatz: „Der Distanzunterricht in den Lockdown-Phasen“, konstatiert Berthold Urch, „hat nicht immer gut funktioniert.“
„Dass sich jetzt alle dem Diktum der Landesregierung zu unterwerfen haben, dass Schulen um jeden Preis geöffnet bleiben müssen, ist wenig hilfreich“, sagt Hendrik Härtig, Sprecher des Vereins „Eltern der Essener Schulen“. „Faktisch sind die Kinder dann ja doch jeden zweiten Tag zu Hause.“