Essen. Thomas Siepmann ist in Essen bekannt als Mann mit Ideen. Doch der Agentur-Chef hat ein Alter Ego und hat nun sein kreatives Doppelleben enthüllt.

Thomas Siepmann ist man in Essen schon in mancherlei Position begegnet. Viele kennen den Mann mit Hut als Gründer und Geschäftsführer der Agentur TAS, aber auch als Veranstalter großer Publik-Viewing-Fußballtreffen oder als engagierter Anschieber fürs Autokino im ersten Pandemie-Jahr auf dem Flughafen Essen/Mülheim Dass Siepmann aber noch eine zweite Identität pflegt, war bislang nur wenigen bekannt. In der Essener Galerie Goltz wird das künstlerische Doppelleben nun mit der Ausstellung „Clash of Centuries“ enttarnt.

Sein Künstlername ist Danier, Cyriel Danier. 2010 ist der Name schon einmal beim Kulturhaupstadt-Projekt auf dem Ruhrschnellweg aufgetaucht. Danach blieb es vergleichsweise still um den vermeintlich zurückgezogenen Künstler aus der Auvergne, der in der Galerie Goltz nun erstmals ans Licht der Öffentlichkeit tritt. Bei einer Preview zunächst, auf der auch die engsten Freunde und Vertrauten staunen durften über die bislang verborgene Siepmann-Rolle als bildender Künstler.

Ein Teil des Verkaufserlöses kommt den Opfern des Ukraine-Kriegs zugute

Fachkundig und dabei zunächst noch geheimnisvoll eingeführt wurde er von Galerist und Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz. Dass die Arbeiten dann am ersten Abend gleich etliche Liebhaber fanden, dürfte nicht nur an der originellen Motivik liegen, den historischen Figuren und den frechen Sprüchen, die Siepmann in seinen Arbeiten verbindet. Die Tatsache, dass 20 Prozent des Verkaufspreises für die Opfer des Ukraine-Kriegs bestimmt sind, gab dem späten „Outing“ als Künstler noch mal einen neuen Bedeutungsschub.

Die Liebe zur Kunst habe ihm seine heute 81-jährige Mutter mit zahllosen Museumsbesuchen schon früh vermittelt, erzählt Siepmann. In der Agentur TAS, die er seit Jahrzehnten leitet, „darf ich kreativ sein. Aber ich darf ja nicht jeden Blödsinn meinen Kunden andrehen“, so Siepmann.

Der geheimnisvolle Herr Danier ist in Essen doch ein guter Bekannter

Die Vorlagen mit Prominenz des 19. Jahrhunderts hat Siepmann irgendwann in einem Antiquariat entdeckt. Die vor allem in Frankreich beliebten Stahlstichserien ähnelten allerdings eher dem gelbstichigen Wandbehang, den viele noch aus elterlichen Wohnzimmern kennen. Siepmann tunkte die Damen und Herren aus Klerus, Wissenschaft und Adel in frische Farbe, flankierte sie, unterstützt von Grafiker-Freund Dirk Uhlenbrock, mit flotten Beschriftungen und einer modernen Typographie, und vermählte das „Instagram des 19. Jahrhunderts“, so Goltz, mit Slogans der heutigen Social-Media-Welt.

„Karma is a Bitch“, seufzt da ein venezianischer Doge names André Dorla mit rosigen Wangen. Und Frankreichs Vordenker Mirabeau gibt die Parole aus: „Go big or go Home“ Sie alle füllen die Blätter des geheimnisvollen Herrn Daniers, der in Essen eben doch ein alter Bekannter ist.

Der Name sei ihm eines Morgens beim Aufwachen eingefallen, erzählt Siepmann. Der Gedanke, seine Kunst in den Dienst der guten Sache zu stellen, war angesichts der aktuellen Bilder aus dem Ukraine-Krieg dann keine Frage. Das Geld wird über den Verein „Menschenmögliches“ nun weiter an die Stiftung Universitätsmedizin gegeben, die bereits erste Medikamententransporte in die Ukraine gestartet hat, ließ Tim Geldmacher am Eröffnungsabend wissen.

Clash of Centuries, Galerie Goltz, Huyssenallee 85, bis 26. April. Öffnungszeiten nach Vereinbarung. www.galerie-goltz.com