Essen. In Essen und Mülheim öffnen zwei neue Autokinos. Große LED-Leinwände machen Vorstellungen auch bei Tageslicht möglich. Filmangebot für Familien.

Lange Zeit galten Autokinos als Relikt aus den 1960ern und als etwas nostalgische Form von Freizeitgestaltung wie Minigolf oder Käseigel-Parties. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie aber erleben die Parkplatz-Lichtspiele eine echte Renaissance. Das Essener Drive-in-Autokino am Sulterkamp, lange Jahre einer der letzten verbliebenen Standorte bundesweit, meldet seit ein paar Wochen regelmäßig ausverkauften Hof. Nun soll es in Essen und Mülheim weitere Angebote geben.

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Schon am heutigen Samstag, 18. April, 19 Uhr, geht das „Autokino-Ruhr“ in Essen und am darauffolgenden Dienstag, 21. April, 16 Uhr, in Mülheim an den Start. Gespielt wird auf dem Parkplatz P1 vor der Grugahalle und am Flughafen Essen/Mülheim. Wichtigster Unterschied zum klassischen Autokino: Die Filme werden nicht auf die Leinwand projiziert, sondern auf einer riesigen LED-Leinwand gezeigt. Der Vorteil: Gespielt werden kann so nicht erst mit Einbruch der Dunkelheit, Vorstellungen für Kinder und Jugendliche sollen bereits um 13 und 16 Uhr gezeigt werden, um 19 Uhr beginnt dann die Abendvorstellung.

Autokino Ruhr: In Essen und Mülheim gibt es täglich drei Vorstellungen

Denn nicht nur Thomas Siepmann weiß: „Ganz Deutschland fällt die Decke auf den Kopf.“ Weil alle mal wieder runter von Sofa und raus auf die Straße wollen, hat der Geschäftsführer der Essener Agentur TAS das Projekt gemeinsam mit der Essener Lichtburg und der Luftfahrtgesellschaft WDL in nur wenigen Wochen auf die Beine gestellt.

Knapp eine Viertelmillion habe man an beiden Standorten in Technik, Organisation und Ausrüstung gesteckt. Abstimmungen und Genehmigungsverfahren, die sonst mehrere Wochen in Anspruch nehmen würden, seien in wenigen Tagen abgeschlossen worden, lobt Siepmann auch das Mitziehen der Stadt. Vor der Messe Essen soll das „Motor-Movie“ zunächst bis zum 31. Mai laufen. Hier stehen knapp 200 Parkplätze zur Verfügung. Am Standort Essen/Mülheim plant man bereits bis in den Herbst. Dort wurden 250 Stellplätze eingerichtet. An beiden Standorten soll es täglich drei Vorstellungen um 13, 16 und 19 Uhr geben.

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„Die Leute lechzen danach, etwas zu unternehmen“, glaubt auch Frank Peylo, Geschäftsführer der WDL Luftschiffgesellschaft mbH. Vor allem Familien mit Kindern will man mit dem Mittagsvorstellungen entgegenkommen. Kuratiert wird das Programm von Lichtburg-Chefin Marianne Menze, die in den vergangenen Tagen fieberhaft mit den Film-Verleihen verhandelt hat. Fast alle aktuellen Kinostarts wurden in den vergangenen Wochen wegen der Corona-Pandemie schließlich abgesagt.

Sie verantworten das neue Autokino in Essen und Mülheim (v. links): Kinobetreiberin Marianne Menze, TAS-Projektleiter Oliver Schwan, TAS-Geschäftsführer Thomas Siepmann, Barbara Majerus, Geschäftsführerin WDL Luftschiffgesellschaft mbH und WDL-Geschäftsführer Frank Peylo.
Sie verantworten das neue Autokino in Essen und Mülheim (v. links): Kinobetreiberin Marianne Menze, TAS-Projektleiter Oliver Schwan, TAS-Geschäftsführer Thomas Siepmann, Barbara Majerus, Geschäftsführerin WDL Luftschiffgesellschaft mbH und WDL-Geschäftsführer Frank Peylo. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dafür will Menze nun ein Programm zusammenstellen, das Kinodauerbrenner wie „Ziemlich beste Freunde“ zeigt, aber auch aktuelle Erfolge der Vor-Corona-Zeit wie die „Känguru-Chroniken“ oder die Star-gespickte Filmkomödie „Das perfekte Geheimnis“. Auf Kinder und Jugendliche warten Erfolge wie „Angry Birds“, „Die drei Ausrufezeichen“ oder auch der gerade wieder sehr angesagte Pippi Langstrumpf-Film aus den späten 1960ern – zeitlich sehr passend zum 1960 in Deutschland eingeführten Autokino.

Auf dem Programm stehen Kinoklassiker oder die Känguru-Chroniken

Mit 18 mal 9 Meter bietet die Leinwand am Flughafen Essen/Mülheim dabei ein großes Kinoerlebnis, das Format an der Grugahalle ist unwesentlich kleiner. Sogar über ein Catering denkt man nach. Möglicherweise könnten Goodybags mit den Kinokarten vorbestellt und dann an den Autospiegel gehängt werden, überlegt Thomas Siepmann. Weil vieles aber in extrem kurzer Zeit gestemmt werden musste, ist auch wenige Stunden vor dem offiziellen Start in Essen am Samstag, 18. April, 19 Uhr, noch einiges in der Abstimmungsphase und soll in den nächsten Tagen abschließend geklärt werden. Auf dem Gelände des Flughafens Essen/ Mülheim kann Motor-Movie aus planungstechnischen Gründen erst ab Dienstag, den 21. April mit der Vorstellung um 16 Uhr seinen Betrieb aufnehmen.

Um alle Corona-bedingten Vorgaben zu erfüllen, sind die Abstände der Autos vorgegeben. Pro Fahrzeug sind zwei Personen erlaubt, Eltern können zusätzlich zwei eigene Kinder oder Jugendliche aus dem gleichen Hausstand mitbringen. Die Eintrittspreise pro Auto (berechnet werden generell 2 Personen) betragen je nach Vorstellungszeit zwischen 12 und 20 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühren. Bestellungen sind nur online möglich. Tickets für Kinder können dazu gebucht werden. Vor allem für Familien will man günstige Konditionen bieten.

Neben Kino sind auch Autogottesdienste oder Fußball-Übertragungen geplant

Thomas Siepmann denkt schon über die Kinovorstellungen hinaus. So plant man nach einem Gespräch mit dem Bistum Essen an den kommenden Wochenenden bereits einen ökumenischen Autogottesdienst, auch Konzert- oder Fußball-Übertragungen aus dem RWE-Stadion, sogar Zoom-Autokonferenzen kann sich der TAS-Chef vorstellen. „Wir haben ein multinutzbares Instrument geschaffen.“

Fest steht für Siepmann und WDL-Geschäftsführer Frank Peylo aber auch eines: Motor-Movie soll kein Kinoersatz, sondern ein temporäres Angebot in Corona-Krisenzeiten bleiben. „Dieses besondere Kino-Ambiente werden wir niemals ersetzen“, erklärt Peylo bei der Projektvorstellung in der Lichtburg. Und so hofft Kinochefin Marianne Menze weiter, dass es auch im größten Einzelkino Deutschlands irgendwann weitergeht. Dort würde man den 1250-Platz-Saal gerne auch für nur 50 Besucher pro Vorstellungen öffnen.

„Wir könnten den Betrieb völlig kontaktfrei fahren“, versichert Menze. Und selbst wenn das bei weitem nicht kostendeckend wäre, könne man geringfügig Beschäftigte doch so wieder zurückholen und demonstrieren: „Wir sind noch da!“

Hier gibt es in Kürze alle Infos und Tickets: www.autokino-ruhr.de