Essen. Der Guide Michelin hat seine Sterne 2022 verliehen. Zwei Essener Restaurants sind wieder dabei: Nelson Müllers Schote und das Hannappel in Horst.

Liebhaber der gehobenen Gastronomie in Essen dürfen sich freuen: Der Guide Michelin, Deutschlands renommiertester Restaurantführer, hat Nelson Müllers „Schote“ in Rüttenscheid und das „Hannappel“ in Horst erneut mit jeweils einem Stern bedacht. Die mit Spannung erwartete Verleihung der diesjährigen Michelin-Sterne in Hamburg ging Mittwochmittag (9. März) in einer Live-Videokonferenz über die Bühne.

Die Corona-Pandemie hat auch der Spitzen-Gastronomie in Deutschland arg zugesetzt. So mancher Kochkünstler sah sich zur Geschäftsaufgabe gezwungen und musste Schürze und Haube an den Nagel hängen. Knut Hannappel, Inhaber des gleichnamigen Restaurants im Stadtteil Horst, hat die Krise hingegen weitgehend unbeschadet überstanden. „Dank der Unterstützung unserer Gäste haben wir diese schwere Herausforderung meistern können“, sagte der Sternekoch wenige Minuten nach der Auszeichnung durch den Guide Michelin.

Gastro-Expertin Uta Bühler wünscht sich wieder ein Zwei-Sterne-Lokal für Essen

Konzepte wie „Kulinarik To Go“, also der Außer-Haus-Verkauf von Gourmet-Paketen, seien von den Feinschmeckern sehr gut angenommen werden. Knut und Ulrike Hannappel konnten während der Krise sogar noch zulegen. „Unser Haus hat sich personell und in puncto Qualität enorm verstärken können“, fügt der Spitzenkoch hinzu. So ist Küchenchef Tobias Weyers zu Hannappels Geschäftspartner aufgestiegen. Und schon seit einem Jahr fungiert Sven Bosch-Wesholek, ein Résidence-Schüler unter Eric Werner und früherer Schote-Koch, nun als Sous-Chef (stellvertretender Küchenchef). Florentine Fleuringer (Ex-Résidence) sorgt als Chef-Patissière neben anderen Verstärkungen ebenfalls für frischen Wind in der Hannappel-Küche.

Es ist daher kein Zufall, dass auch der Restaurantführer „Gusto“ dem Duo Hannappel/Weyers bescheinigt, in der ehemaligen Bergarbeiter-Eckkneipe einen eigenen kreativen Gourmet-Stil entwickelt zu haben. Der Sternekoch macht kein Hehl daraus, dass sein Appetit auf einen zweiten Michelin-Stern zugenommen hat. „Ja, wir streben einen zweiten Stern an“, gesteht Knut Hannappel. Ambitionen, die Berthold und Uta Bühler mit großer Sympathie verfolgen. Beide betrieben lange Zeit das Zwei-Sterne-Restaurant Résidence in Essen-Kettwig. „Wir wünschen uns für die Stadt Essen wieder ein Zwei-Sterne-Restaurant“, sagt die Gastro-Expertin und Gourmet-Journalistin Uta Bühler.

Nelson Müller und sein Team freuen sich schon seit 2011 über den Michelin-Stern

Nelson Müller, einer der bekanntesten TV-Köche in Deutschland, freut sich über den Michelin-Stern für die Schote, die 2019 zum Rüttenscheider Stern gezogen ist.
Nelson Müller, einer der bekanntesten TV-Köche in Deutschland, freut sich über den Michelin-Stern für die Schote, die 2019 zum Rüttenscheider Stern gezogen ist. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Schote“-Inhaber Nelson Müller, 2011 zum ersten Mal mit dem Michelin-Stern geadelt, reagiert zufrieden auf den Sternenglanz aus Hamburg: „Wir freuen uns jedes Jahr aufs Neue, wenn unsere hervorragende Arbeit in der Schote von den Inspektoren des Guide Michelin bestätigt wird.“

Angesichts der heftigen Erschütterungen durch die Corona-Krise empfindet Nelson Müller, einer der bekanntesten TV-Köche in Deutschland, den bestätigten Stern umso mehr als Auszeichnung. „Die Zeit war wirklich nicht einfach.“ Sein Dank gebühre dem Schote-Team, vor allem aber den Gästen, die immer wieder den Weg zum Rüttenscheider Stern fänden. Das Kochhandwerk stetig und auf hohem Niveau zu verfeinern und tolle Teller zu zaubern, sei auch weiterhin seine Marschroute.

Zur Wirklichkeit in der Sterne-Gastronomie gehört aber auch, dass sie neben der immer noch anhaltenden Corona-Krise aktuell mit einer neuen Herausforderung konfrontiert wird: steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen sowie Inflation. Für Knut Hannappel sind Preissteigerungen unvermeidbar. „Die Energiepreis explodieren, allein der Gaspreis hat sich für uns verdreifacht“, sagt der Restaurant-Besitzer. Er erwäge deshalb eine moderate Anhebung der Menü-Preise, etwa beim Acht-Gänge-Menü von 118 auf demnächst 128 Euro. „Trotzdem wären wir dann immer noch 30 bis 40 Euro günstiger als manch anderer in der Branche.“