Essen. Essens Clubs feierten am Wochenende die Rückkehr ins Nachtleben. Vor der Musikpalette standen erste Partygäste schon zwei Stunden vor Einlass an.

Die Warteschlange vor der Musikpalette reicht einmal um die Ecke bis zur Kettwiger Straße. Kurz vor zehn. Dutzende Jugendliche warten sehnsüchtig darauf, dass der Einlass in der „Mupa“ in Essen beginnt. Etwa vier Monate ist es her, dass sie das letzte Mal in den Club gehen durften. Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung. Plötzlich stürmen fünf Leute auf das Dach der Disco, starten einen Countdown, drei, zwei, eins – Boom: Mit mehreren Konfetti-Kanonen wird die Wiedereröffnung des Clubs eingeläutet. Der Einlass beginnt.

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Mit einem Drink in der Hand betrachten Celine und Nadine das Spektakel. Die beiden Freundinnen sind etwas aufgeregt. Kein Wunder, denn das letzte Mal, dass sie hier standen, war im November. „Wir haben die Mupa vermisst“, sagen die beiden. Musik zuhören und neue Menschen kennenzulernen, dass hat ihnen gefehlt. „Als die Clubs zu hatten, da war man nur Zuhause, hat Serien geschaut und sich gelangweilt“, erzählt Nadine. Umso mehr freuen sich die beiden, jetzt ganz vorn in der Schlange zustehen: Ihre Freunde hatten sich bereits zwei Stunden vor dem Einlass angestellt und ihnen einen Platz frei gehalten.

Celine (links) und Nadine (rechts) warten mit einer Freundin auf den Einlass in die Musikpalette.
Celine (links) und Nadine (rechts) warten mit einer Freundin auf den Einlass in die Musikpalette. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Etwas weiter hinten warten Ben und sein Kumpel Mats. Auch sie sind froh, heute hier zu sein. Ben war ebenfalls zuletzt im November hier. Mats ist an diesem Freitag zum allerersten Mal in der Musikpalette: Er ist gerade 18, Corona hat seinen Start ins Club-Leben erheblich verzögert. In dieser Nacht machen sie sich keine Gedanken wegen Corona – im Gegenteil: Sie seien gekommen, um den Kopf frei von Sorgen zu bekommen. „Zwei Jahre lang hatten wir wegen der Pandemie ein mulmiges Gefühl, und jetzt auch noch der Krieg in der Ukraine – da muss man auch mal rauskommen, um ein wenig abzuschalten“, sagt Ben.

Früher Tod des Juniorchefs erschütterte die Essener Clubszene

Mit Sekt wurden die Partygäste in der Essener Mupa begrüßt.
Mit Sekt wurden die Partygäste in der Essener Mupa begrüßt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Dieses mulmige Gefühl ist auch für Mupa-Betriebsleiter Tim Zaslavski seit Beginn der Pandemie ein treuer Begleiter. Es ist die erste Eröffnung unter seiner Leitung. Im November 2021 übernahm er die Führung der Disco, nachdem Junior-Chef Nikolai Koch mit nur 26 Jahren aus dem Leben gerissen wurde. Der Sohn von Mupa-Gründer Klaus Koch starb beim Fitness-Training an einer plötzlich akut gewordenen, angeborenen Gefäßerkrankung. Erst vier Monate zuvor hatten Vater und Sohn nach langer Corona-Schließung und zeitweiliger Insolvenz verkündet, die Mupa wieder zu neuem Leben zu erwecken.

Der Tod des jungen Veranstaltungskaufmanns erschütterte die Essener Clubszene. „Es war natürlich auch für das gesamte Team und mich sehr bedrückend,“ sagt Tim Zaslavski. Mit viel Herzblut und Handarbeit hätten sie versucht, die Pläne des verstorbenen Nikolai Koch in die Tat umzusetzen. „Als wir wieder schließen mussten haben mein Bruder und ich die Renovierungsarbeiten gemacht: Wir waren über die letzten Monate jeden Tag hier und haben alle Böden neu gemacht, das Parkett komplett neu aufbereitet und eine neue Lüftungsanlage installiert.“ Kein Wunder, dass Zaslavski die Disco auch als „Wohnzimmer“ bezeichnet.

„Ich werde an der Theke und am Eingang aushelfen – zum Tanzen bleibt heute keine Zeit“, sagt Tim Zaslavski, Mupa-Betriebsleiter.
„Ich werde an der Theke und am Eingang aushelfen – zum Tanzen bleibt heute keine Zeit“, sagt Tim Zaslavski, Mupa-Betriebsleiter. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Er ist froh, dass es nun wieder los geht, dass das Nachtleben zurückkehrt. Auf die Frage, ob man ihn im Laufe des Abends auch auf der Tanzfläche antreffen kann, antwortet er schmunzelnd: „Ich werde an der Theke und am Eingang aushelfen – zum Tanzen bleibt heute keine Zeit.“ Das Erledigen ja die Gäste. Wie die Freundinnen Hanna Goldstein und Danja Kowitz, die es als erste auf die Tanzfläche zieht. „Wir sind total glücklich, heute hier zu sein und hoffen ein paar bekannte Gesichter wiederzusehen,“ sagen die beiden Essenerinnen im Einklang. Ihr Ziel: „Wir sind die Ersten die heute hier sind und wir wollen auch die letzten sein die die Disco zusammen mit den Türstehern verlassen.“