Essen. Essens traditionsreiche Tanz-Adresse, die Musikpalette, ist gerettet. Wie der Familienbetrieb nach der Insolvenz den Nachtleben-Neustart plant.
Dass die Musikpalette ein echtes Generationenprojekt ist, wissen Scharen von Essener Discobesuchern. Fast 27 Jahre wurde in den Räumen des ehemaligen Kinos „Filmpalette“ gefeiert, was die Feiertage hergaben: Halloween und Happy Kadaver, Weihnachten und Abi-Partys. Freitag- und Samstagnacht sowieso. Corona aber hätte der Kult-Disco fast die Existenz gekostet. Im Herbst 2020 haben Mupa-Betreiber Klaus Koch und sein Kompagnon Frank Siebers Insolvenz anmelden müssen. Pünktlich zum möglichen Neustart des Essener Nachtlebens steht die nächste Geschäftsführer-Generation in der Mupa nun aber bereit. Nikolai Koch wird den Laden hinterm Hauptbahnhof zusammen mit seinem Vater Klaus zu neuem Leben erwecken. Die Umbauten laufen, ab Ende August hofft man wieder Gäste begrüßen zu können.
Der neue Mupa-Chef kennt die Kult-Disco seit frühester Kindheit
Auch interessant
Für Nikolai Koch geht damit nun doch ein Kinderwunsch in Erfüllung. Der 26-jährige Junior-Chef ist einen Monat jünger als die Musikpalette. Mit 18 hat er im Laden seines Vaters angefangen zu jobben, später einzelne Schichtleitungen übernommen „und jede Theke durch“. „Ein echtes Mupa-Kind“, sagt Vater Klaus. Dass der Sohn Essens älteste inhabergeführte Partyadresse irgendwann übernehmen wollte, war für den ausgebildeten Veranstaltungskaufmann eigentlich immer klar. Bis Corona kam. Im März 2020 gingen die Lichter aus, Mietschulden häuften sich an, die erste Corona-Soforthilfe blieb ein Tropfen auf dem heißen Stein und die Aussicht, wann es wieder losgehen könnte, war mehr als vage. „Wir konnten ja nicht mal eine Außengastronomie anbieten und hatten gar keine Einkünfte“, erklärt Klaus Koch die finanziellen Engpässe, die am Ende keine andere Wahl ließen als die Eröffnung des Insolvenzverfahrens.
Für die Bewirtschaftung der Musikpalette gab es viele Mitbewerber
Mittlerweile stehen die Zeichen wieder auf grün. Kompagnon Frank Siebers hat sich aus der Geschäftsleitung verabschiedet. Vater und Sohn Koch haben es am Ende geschafft, abermals den Zuschlag für die Musikpalette zu bekommen. Das Interesse an der kultigen Tanz-Immobilie mit dem kleinen Gastro-Entree und der großen Untertage-Partyfläche war dabei riesig. Gegen knapp 20 Interessenten konnten sich die Kochs am Ende mit ihrem Konzept durchsetzen und mit frischem Kapital. „Wir haben in der Familie gesammelt“, sagt Klaus Koch, mittlerweile 70 und immer noch voller Tatendrang.
Momentan laufen die Umbauarbeiten in der Mupa: neue Technik, neues Licht, neue Böden. Neue Klimageräte vor allem. Denn der „voller, lauter, heißer“-Slogan, den sich die Musikpalette vor einiger Zeit auf die Außenfenster geschrieben hat, er soll in Zukunft wieder eine Chance haben. Nikolai Koch jedenfalls hofft, dass bald alles wieder so wie früher ist: „Der Laden soll beben.“