Essen. Plattform für Klimafragen, mehr gärtnerische Qualität und endlich ein digitales Ticket-System: Im Grugapark will die Stadt demnächst viel tun.

Der Grugapark kann im Jahr 2029 sein 100-jähriges Bestehen feiern, das runde Jubiläum ist Zielpunkt einer geplanten Runderneuerung, die der Stadt Essen in den nächsten sieben Jahren fast 30 Millionen Euro wert ist. Ein aktuelles Ärgernis, nämlich die lange Warteschlangen unter anderem beim „Parkleuchten“, soll bereits relativ kurzfristig behoben werden: Die zuständige Umweltdezernentin Simone Raskob kündigte an, sie hoffe, dass noch in diesem Frühjahr der Kauf von Tickets online möglich werde, was die Lage sowohl an Sonnenscheintagen als auch bei den nächsten Großveranstaltungen entspannen sollte.

Parkleiter Christian Kamer erklärte, man sehe das Problem und versuche bei absehbar starkem Besucherandrang mit mehr Personal gegenzusteuern. Allerdings sei auch wegen der erforderlichen Corona-Kontrollen Wartezeit nicht immer zu vermeiden gewesen.

Erhalt des Bestehenden und Weiterentwicklung als „Plattform für Klimafragen“

Rund 50 Projekte will die Gruga-Verwaltung bis 2029 umsetzen, geplant ist eine Mischung aus Erhalt und Sanierung des Bestehenden und einer als zeitgemäß definierten Weiterentwicklung. Ein Schwerpunkt und sogar das erste von fünf Handlungszielen soll der Klimawandel sein, dessen Folgen anhand von Mustergärten, Erlebnispfaden und bei Veranstaltungen in der parkeigenen „Schule Natur“ verdeutlich werden soll. Man wolle „eine Präsentationsplattform für Klimafragen“ werden, hieß es am Freitag bei der Vorstellung des Parkentwicklungskonzepts 2029.

Doch auch diejenigen Parkbesucher, denen mehr an Erholung und Entspannung statt an Belehrung gelegen ist, soll einiges geboten werden. Raskob zufolge ist der Gruga-Verwaltung bewusst, dass die elementare Park-Infrastruktur in die Jahre gekommen ist und es etwa bei Wegen, Treppen und Bänken viel zu erneuern gibt.

Neun neue Gärtner sollen im Laufe der nächsten Jahre eingestellt werden

Nicht zu kurz kommen sollen auch die botanische Vielfalt und die Qualität der gärtnerischen Pflegearbeiten, die durch den Personalabbau teils arg gelitten haben. „Wir brauchen schlicht wieder mehr Gärtner!“, rief Raskob aus. Der Personalplan sieht dann auch über die nächsten Jahre die Neueinstellung von immerhin neun Gärtnern und vier Tierpflegern vor – die Tierhaltung soll im wesentlichen auf dem jetzigen Stand belassen werden, leidet dem Vernehmen nach aber ebenfalls unter Personalnot. Mehrere neue Kursleiter für die Schule Natur sowie Fachkräfte für Projektmanagement und Verwaltung runden die geplante Aufstockung ab.

Ein wichtiges Thema ist der Umgang mit der Orangerie, die zwar erst in den 1980er entstand, aber dennoch bereits stark marode ist. In einer Machbarkeitsstudie, die im Juni vorliegen soll, versucht die Gruga-Verwaltung zu klären, ob eine Sanierung des Gebäudekomplexes lohnt oder Abriss und Neubau nicht sinnvoller sind. Raskob deutete auf Nachfrage an, es könne auf letzteres hinauslaufen. 7,6 Millionen Euro steht allein für dieses Projekt in Rede.

Für die Orangerie deutet sich eher Abriss und Neubau als eine Sanierung an

Für einen Neuanfang an dieser zentralen Stelle des Parks spräche auch, dass die Gruga-Chefs die Nutzer des überaus beliebten Gruga-Radwegs stärker in den Park hineinziehen wollen. Die Trasse grenzt direkt an die Orangerie, die den Radfahrern jedoch ihre wenig attraktive Rückseite zuwendet. Mit einer neuen Orangerie wäre wohl auch ein Neuanfang bei der Gastronomie im Haus verbunden.

Generell gilt die Park-Gastronomie seit langer Zeit als verbesserungsbedürftig, doch wegen des wetterabhängigen Saison-Geschäfts und der damit verbundenen schwer kalkulierbaren Verdienstmöglichkeiten kam man bislang nicht so recht von der Stelle. Immerhin scheint die Planung für ein Café am Bauernhof soweit fortgeschritten zu sein, dass in diesem Jahr die Umsetzung beginnen soll, hieß es. Sanierungspläne gibt es für den Wassergarten, der abseits der Hochsaison im Sommer schon seit vielen Jahren einen trostlosen Anblick bietet.

In Gestaltungsfragen will der Grugapark einheitlicher auftreten

In Gestaltungsfragen will der Grugapark klarer werden, das Sammelsurium einhegen und nach außen möglichst mit einem einheitlichen Corporate Design auftreten. „Man soll auf den ersten Blick erkennen: Das ist Grugapark“, so Sprecherin Christina Waimann. Auch hier gelte aber der Schutz für Bewährtes. „Die Tulpe bleibt erhalten.“

30 Millionen Euro in sieben Jahren - das ist eine beachtliche Summe. Rund ein Drittel soll durch Zuschüsse anderer Institutionen und freier Geldgeber eingeworben werden. „Die immense Bedeutung öffentlichen Grüns in der Stadt ist in der Corona-Zeit noch einmal deutlich geworden“, so Raskob. Der Stadtrat muss das Parkentwicklungskonzept demnächst noch verabschieden, doch gilt eine Zustimmung als sicher. Offizieller Name: „Grugapark – Begeistert für Grün“.