Essen. Ungeschminkte Wahrheiten mit viel Witz und Esprit. „Die Kehrseite der Medaille“ im Essener Rathaus-Theater überrascht mit einem besonderen Clou.

Mit französischem Charme überzeugt „Die Kehrseite der Medaille“ im Rathaus-Theater. Die Geschichte ist soweit vertraut: Patrick (Martin Armknecht) hat eine Neue. Die ist nur halb so alt wie der Mittfünfziger und seine Ex-Frau. Für Emma (Mia Geese), die Schauspielerin werden will, aber als Bardame jobbt, hat er die geordneten Bahnen verlassen. Und fühlt sich an Emmas Seite jung wie lange nicht.

Nur Daniel (Timothy Peach) fehlt ihm, sein bester Freund. Der der ist mit Isabelle (Ulla Wagener) verheiratet. Sie war und ist die beste Freundin seiner Ex. Die Männer laufen sich zufällig über den Weg, Daniel lädt Patrick und seine Flamme zum Abendessen bei sich ein. Kaum ausgesprochen, verflucht er die Idee. Wie soll er es Isabelle sagen?

Das Publikum ist mittendrin in der Misere

Voilà, gleich ist das Publikum mittendrin in der Misere. Sieht und hört, wie Daniel und Isabelle abwechselnd mit sich und Worten ringen. Ein toller Clou: Neben den eigentlichen Dialogen zeigt die Gesellschaftskomödie immer auch diese zweite Ebene – die Kehrseite der Medaille. Die ist weniger schön, aber amüsant für das schadenfrohe Publikum. Der Wechsel zwischen Handlung und Gedachtem sorgt für wunderbar komische Momente. Denn die vier Darsteller frieren dabei in ihren Bewegungen ein, während einer seine Gedanken beiseite ausspricht.

Auf diesem normalerweise Nicht-Gesagten fußt das Stück. Nach außen höflich-formal verläuft die Begegnung im eleganten Wohnzimmer des langjährigen Ehepaares. Doch hinter der Fassade brodelt es. Um die attraktive Emma zu verletzten, legt die Gastgeberin gehässig ein Foto auf den Tisch: die vier Freunde in glücklichen Zeiten. Isabells Meinung über die Jüngere steht fest. Die kann ja nur ein Flittchen sein.

Schauspieler Timothy Peach steht mit Ehefrau Nicola Tiggeler auf der Bühne