Essen. . René Heinersdorff startet 3. Spielzeit im Rathaus-Theater: Programm mit großer Themenvielfalt soll Wahrnehmung stärken und Auslastung steigern
„Ernst ist das Leben, heiter die Kunst“ hat schon Schiller geschrieben. Und doch hat es das Leichte oft schwer – im Leben und in der Kunst. René Heinersdorff, der 2016 nach Köln und Düsseldorf auch das Essener Rathaus-Theater als etablierte Boulevard-Adresse übernommen hat, kennt zwar viele Kniffe und Spielarten, das Leichte auf der Bühne zu platzieren, ohne ihm den Vorwurf des Banalen auszusetzen; so standen in der abgelaufenen Spielzeit Komödienklassiker wie „Charleys Tante“ neben aktuellen Stoffen wie „Terror“, der an Stadttheatern der Umgebung für stets ausverkaufte Häuser sorgte. In Essen aber muss sich die besondere Mischung offenbar noch herumsprechen. Die aktuelle Auslastung liegt mit etwas über 60 Prozent deutlich unter einstigen Bestmarken. Der erfahrene Theatermann setzt in der kommenden Spielzeit deshalb auf mehr Präsenz. „Wir müssen das Haus in der Stadt sichtbarer machen“, hat sich Heinersdorff vorgenommen. Mehr Außenwerbung und ein etwas breiter aufgestelltes Abo-Angebot sollen das Publikum aufmerksam machen. Vor allem aber soll die Mischung des abwechslungsreichen Programms überzeugen.
„Vater Beimer“ fördert Integration
Da steht mit „Achtung Deutsch!“ ein Stück zur aktuellen Integrationsdebatte auf dem Spielplan (6. September-14. Oktober). Eine multikulturelle WG muss plötzlich zur deutschen Bilderbuch-Familie mutieren, um den Mietvertrag nicht zu verlieren. „Vater Beimer“, Joachim Hermann Luger, ist als ausgewiesener Mietshausexperte dabei, Jochen Busse führt Regie. Vier Herren in der Midlife-Krise schickt Tilmann von Blombergs musikalische Komödie „Wir sind mal kurz weg“ auf den Jakobsweg. Am Lagerfeuer vorm Zelt geht es nicht nur um Erleuchtung, sondern auch um Haarausfall, Prostata und geschiedene Ehefrauen (16.- 21. Oktober)“. Um Loslösung wider Willen geht es auch in „Trennung für Feiglinge“, Regie René Heinersdorff. Dorkas Kiefer, Max Claus und Jan Kittmann bilden eine ungewöhnliche Ménage-à-trois (25. Oktober-2. Dezember). Für „Chaos auf Schloss Haversham“ sorgt danach eine Amateurtheatergruppe, die auf korrupte Polizeibeamte und skurrile Diener trifft. Das englische Kriminalstück war 2015 ein Publikumshit am Londoner West End.
Auf Herz und Organspendenbereitschaft prüft sich ein Paar in Stefan Vögels Komödie „Die Niere“. Hardy Krüger JR. und Lara-Joy Körner sind in dieser heiteren Eheschlacht mit durchaus ernstem Hintergrund erstmals in Essen zu erleben (31. Januar-17. März). Hosen runter heißt es danach auch für sechs Herren ohne Job und allzu große Hemmungen. „Ladies Night“ ist die hinreißende Geschichte von ein paar strippenden Kumpeln, die bereits „ganz oder gar nicht“ Kinogeschichte geschrieben haben. Die kultige Bühneninszenierung von Folke Braband kommt vom 21. März bis 7. April ins Rathaus-Theater.
Eben erst ließen sie Geld regnen, nun kommen Herbert Herrmann und Partnerin Nora von Collande bereits mit einem neuen Stück nach Essen. „Alles was sie wollen“ bringt zwei Menschen zusammen, die am Ende nicht nur eine Schreibblockade überwinden (25. April bis 26. Mai).
Für „Rita will es wissen“ steht Hausherr René Heinersdorff neben Jeanette Biedermann auf der Bühne. Der Literaturkenner und die Friseuse kommen sich im Erwachsenenbildungskurs näher. Das Blumenmädchen Eliza ist da nicht weit, nur gesungen wird in der Inszenierung von Hugo Egon Balder nicht (30. Mai bis 30. Juni).
Rund vier Wochen bleibt jede Produktion am Stück in Essen – eine angemessene Zeitspanne für eine Großstadt wie Essen, findet Heinersdorff. Kleine Zwischenspiele streut aber auch er in der neuen Spielzeit ein. So machen „Hotte & Toto“ auf der Bühne „Sch(l)uss mit lustig“ (20./21. Oktober). Kabarettist Robert Kreis bringt „Rosige Zeiten“ mit (11.- 14. April 2019). Und Entertainer Jörg Knör verbindet den 60. Geburtstag und 40 Jahre Showkarriere zur „Jahr-100-Show“ (3. Juni 2019).
Nicht wegzudenken ist Thomas Glup: Mit seinen humorvollen Weihnachtslesungen oder Klassikern wie dem „Best of Heinz Erhardt“ verstärkt er das gesamte Jahr über das Programm.
Hier gibt’s die Tickets
Der Ticket-Vorverkauf für die kommende Saison startet am 10. August, Abonnenten können bereits ab dem 8. August ihre Kartenwünsche anmelden. Neben dem Fest-Abonnement, das sechs Vorstellungen umfasst, gibt es auch das Wahl-Abo (mindestens drei Vorstellungen und mehr). Neu im Angebot ist das Sonntags-Abo, das sechs Mal beste Unterhaltung zur Matinee-Zeit ab 11.30 Uhr verspricht. Reservierungen per Mail sind auch während der Ferienzeit möglich.
Die Theaterkasse im der Essener Rathausgalerie, Porscheplatz, ist telefonisch unter 0201-24 555 55 erreichbar, per Mail unter service@theater-im-rathaus.de. Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 bis 18.30 Uhr samstags 10 bis 18 Uhr und eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.