Essen. Thorsten Legat wird im Rahmen einer Studie zur Prävention von Verletzungen im Profifußball zum Probanden. Was es mit der Studie auf sich hat.
Mehr als acht Stunden ist Thorsten Legat am Dienstag (15.2.) in der Uniklinik Essen untersucht worden: Blutabnahme, Test der Greifkraft, EKG und vieles mehr. Er komme sich vor wie zu Profizeiten, als man solche Tests zweimal im Jahr an ihm durchgeführt habe, erzählt der 53-Jährige. Doch warum das Ganze?
Ärzte am Uniklinikum untersuchen derzeit den Gesundheitszustand ehemaliger Fußballprofis – im Rahmen der sogenannten der NAKO-Studie. Auch Thorsten Legat ist mit der von der Partie.
Gesundheit sei für ihn das A und O, berichtet der Ex-Profi, der in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen TV-Formaten zu sehen war. So mache er auch nach seiner aktiven Karriere siebenmal die Woche Sport, ernähre sich gesund, trinke keinen Alkohol und vermeide Stress. Deswegen sei es für ihn eine Selbstverständlichkeit gewesen, an der Studie teilzunehmen, als er gefragt wurde.
NAKO-Langzeitstudie im Universitätsklinikum Essen
Seit 2014 läuft die NAKO Gesundheitsstudie bereits, um Volkskrankheiten wie Demenz, Diabetes, Rheuma oder Depressionen früher erkennen, besser behandeln und vorbeugen zu können. Es wird versucht, Rückschlüsse auf die Rolle von Genen, Umwelteinflüsse, Lebensstil und sozialen Faktoren zu ziehen. Die Probanden werden medizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt.
Insgesamt haben bereits rund 200.000 Menschen im Alter von 20 bis 69 Jahren an der Studie teilgenommen. Über 6500 davon im UK Essen, wie Prof. Dr. Benedikt Schaarschmidt, geschäftsführender Oberarzt der Radiologie, erzählt. In Essen befindet eines von nur fünf Zentren, die eine MRT Ganzkörperuntersuchung anbietet.
Ins MRT ging es am Dienstag für Thorsten Legat aber nicht. Aufgrund seiner großflächigen Tätowierungen, bestehe für ihn eine erhöhtes Risiko auf Hautverbrennungen, das man ohne medizinische Notwendigkeit nicht eingehen wolle, so Schaarschmidt.
Fußballprofis werden in der Studie speziell untersucht
Speziell sind es ehemalige Fußballprofis, die im Rahmen der NAKO-Studie untersucht werden. Dieses Projekt wird von der Deutschen Fußball Liga, dem Deutschen Fußballbund, der gesetzlichen Unfallversicherung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.
Die Beteiligten erhoffen sich, mehr Erkenntnisse über Verletzungen und Krankheiten im Profi-Fußball zu erlangen und diesen langfristig besser vorbeugen zu können. Die Untersuchungen der Profis sind die gleichen wie die in der Hauptstudie. Bei dem Befragungsbogen handelt es sich aber um einen speziell auf den Fußball-Sport angepassten. Mehr als 500 ehemalige Profis im Alter zwischen 40 und 69 Jahren sollen untersucht und ihre Ergebnisse mit denen der Hauptstudie verglichen werden. Thorsten Legat ist einer von ihnen.
Thorsten Legat: „Zu meiner Zeit haben wir uns fit spritzen lassen“
Die Initiative stelle einen weiteren Teil der Professionalisierung des Profi-Fußballs in Deutschland dar, heißt es. Thorsten Legat steht dieser generellen Entwicklung ambivalent gegenüber: „Zu meiner Zeit haben wir uns fit spritzen lassen. Heute haben 17-Jährige Athletik- und Ernährungstrainer. Natürlich ist das eine Verbesserung, aber es ist auch schade, dass es kaum noch Charaktere gibt, die anecken.“
Gerade Verletzungen vorbeugen zu wollen, sei aber eine gute Sache. Legat selbst blickt auf eine lange Liste der Verletzungen zurück, wie er erzählt. Von Wirbelbrüchen bis Rissen der Achillessehne habe er einiges mitgemacht. Aus diesem Grund habe er auch eine gewisse Angst, dass trotz seiner Lebensweise etwas Schlimmes bei der Untersuchung festgestellt werde.
Neben bekannteren Langzeitschäden im Profi-Fußball – wie Gelenk- und Muskelproblemen – richtet sich der Fokus der Studie auch auf mögliche Hirnschäden und deren Folgen, wie zum Beispiel erhöhtes Demenzrisiko. Ausgelöst durch American Football gibt es seit einiger Zeit auch im Fußball eine große Debatte um den Umgang mit Kopfbällen und Zusammenstößen.
Ein Problem mit dem bisherigen Umgang damit sieht Legat im Fußball nicht: „Das ist absoluter Humbug. Wollen die das Kopfballspielen verbieten? Schauen Sie mich an. Ich habe jahrelang den Ball mit dem Kopf gespielt und ich stehe hier und kann normal mit Ihnen reden“.