Essen. . Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen ist zufällig für die Teilnahme an einer Gesundheitsstudie ausgewählt worden. Dabei schlägt er sich achtbar.

So recht wusste der Oberbürgermeister zunächst nicht, ob er sich über die Überraschungspost in seinem privaten Briefkasten freuen sollte. „Ich hätte lieber im Lotto gewonnen“, sagt Thomas Kufen und lacht. Mit etwas Bedenkzeit hat er den Brief dann aber doch als willkommene Gelegenheit verstanden. Es ging ja um seine Gesundheit. Jeder zehnte Bundesbürger ist in den vergangenen Monaten und Jahren nach dem Zufallsprinzip zu einer Teilnahme an der größten Gesundheitsstudie Deutschlands eingeladen worden. Am Ende sollen Daten von rund 200.000 Bürgern dokumentiert werden. Darunter auch die des Essener Oberbürgermeisters.

Die Gesundheits-Erhebung dauert mehrere Stunden

Drei bis sechs Stunden dauert der Check im Universitätsklinikum. Thomas Kufen wird ihn in Etappen absolvieren und Platz in seinem Terminkalender für Dinge wie EKG, Ultraschall- und MRT-Untersuchungen, Greiftest oder Blutzuckerbestimmung freiräumen. „Ich kenne meine Schwächen. Ich sollte mehr Sport machen und abnehmen“, sagt er.

„Muss ich mich freimachen?“, fragt er kurz darauf. Muss er nicht. Zum ersten Teil des Checks darf der OB seinen dunklen Anzug und die Krawatte anbehalten. Andernfalls wäre es auch überraschend gewesen, dass die Presse bei diesem Termin zuschauen darf. Name? „Thomas Kufen.“ Alter? „45.“ Die nächsten Antworten werden schwieriger, denn es geht zum Sehtest. Das „C – E – R – V – Z“ kommt dem prominenten Studienteilnehmer zwar schwungvoll über die Lippen. Doch die Zeichen werden kleiner und die Stimme des Oberbürgermeisters zögerlicher. Beim „R – Z – U – K“ ist er froh, alle vier Buchstaben zu erkennen. Dann erfährt er, dass fünf zu sehen sind. Die folgenden Anzeigen formuliert er dann eher als Frage: „K? – O?“

Essen ist eines von 18 Studienzentren

Prof. Karl-Heinz Jöckel leitet die Nako-Studie in Essen.
Prof. Karl-Heinz Jöckel leitet die Nako-Studie in Essen. © Fabian Strauch

Die Essener Uniklinik ist eines von insgesamt 18 Studienzentren bundesweit, die Teilnehmer dieser großen Gesundheitsstudie mit dem Namen Nako untersucht. „Wir hoffen, dass noch viele Essener, die angeschrieben wurden, dem Beispiel des Oberbürgermeisters folgen und mitmachen werden“, sagt Prof. Karl-Heinz Jöckel, Wissenschaftlicher Projektleiter der Nako in Essen. Ziel der Studie sei es, Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung typischer Volkskrankheiten wie Krebs, Demenz oder Diabetes zu verbessern.

Dabei will Thomas Kufen gerne helfen. Er ist ein bekennender Unterstützer des Medizinstandorts Essen. Ein kleines Erinnerungsschreiben war trotzdem schneller als sein Entschluss für eine Teilnahme. „Der zweite Brief kam sehr prompt“, erzählt der Oberbürgermeister. Darin fand er eine freundliche wiederholte Aufforderung zur Teilnahme. Ein Schreiben, das er selbst unterschrieben hatte. Es musste also wirklich um eine gute Sache gehen.

Rund 9500 Essener sind dem Aufruf bislang gefolgt

Mediziner wie Karl-Heinz Jöckel bedauern, dass die Teilnahme-Bereitschaft in der Bevölkerung zurückgeht. Bei einer ähnlichen Studie vor einigen Jahren hätten 56 Prozent der angeschriebenen Essener mitgemacht, jetzt liege die Quote bei knapp 20 Prozent. „Rund 9500 Bürger sind dem Aufruf bislang gefolgt, mindestens 10.000 sollten es in Essen werden“, sagt Jöckel.

Für Thomas Kufen geht der Check demnächst weiter. Teil eins absolviert er erfolgreich. Neben dem Sehtest und einer Augenuntersuchung stellt er sich einem Greiftest, der Erkenntnisse zu seiner Fitness liefern soll. Ergebnisse bekommt er noch keine. Aber besonders besorgt sehen die Experten um ihn herum auch nicht aus.

>>WEITERER BEKANNTER TEILNEHMER

  • Es gibt noch einen weiteren bekannten Essener, der bereits öffentlich gemacht hat, zufällig für die Nako-Gesundheitsstudie ausgewählt worden zu sein: Prof. Thomas Budde, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Krupp-Krankenhaus.
  • Nako versteht sich als Langzeit-Studie. Über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren sollen die Gesundheitswerte verglichen werden. Infos: www.nako.de