Essen-Kettwig. Der Kettwiger Sportverein baut eine neue Gymnastikhalle. Damit wird die Bezirkssportanlage Ruhrtalstraße noch attraktiver. Hier die Einzelheiten.

Auch wenn die Corona-Pandemie den Sportbetrieb lange fast zur Gänze zum Erliegen gebracht hat: Der Kettwiger Sportverein (KSV) schaut inzwischen optimistisch in die Zukunft. Denn der Bauantrag für die neue Gymnastikhalle ist gestellt, und noch dieses Jahr rechnet der Verein mit der Realisierung des Projektes. „Damit wäre das Sportzentrum im Essener Süden komplett“, sagt Klaus Knobloch, Geschäftsführer Finanzen, mit Blick auf die umfangreichen Sanierungen der Bezirkssportanlage an der Ruhrtalstraße.

Der Football- sowie der Fußball-/Leichtathletikbereich sind schon seit längerem fertiggestellt und – soweit die Corona-Verordnungen es gestatten – in Betrieb. Die Assindia Cardinals und der FSV Kettwig freuen sich dabei über moderne Kunstrasenplätze und renovierte Vereinsheime. Die Leichtathleten des LAC-THG nutzen die Anlage, auch die Boulegemeinschaft Kettwig hat auf dem Gelände ihre sportliche Heimat gefunden. Skatern wird auf dem Areal ebenfalls ein Angebot gemacht.

Das Bauamt hatte mehrere Änderungswünsche

Das ehemalige Vereinshaus aus den 1950er Jahren wird abgerissen. Es steht zu nah am Hang und ist marode.
Das ehemalige Vereinshaus aus den 1950er Jahren wird abgerissen. Es steht zu nah am Hang und ist marode. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Nur wir fühlten uns etwas abgehängt“, berichtet Klaus Knobloch. „Immerhin haben wir über 2000 Mitglieder, das ist schon eine Hausnummer.“ Doch die Planungen für Gymnastikhalle plus Umkleiden und Sanitäranlagen sowie Parkplätze zogen sich über Monate hin. „Wir müssen uns unermüdlich mit Behörden, Banken, Baufirmen und Sponsoren auseinandersetzen, um den Bau unseres Sporthauses möglichst günstig und finanzierbar umzusetzen“, stöhnt Finanzexperte Knobloch.

Mehrmals seien vom städtischen Bauamt Nachfragen und Änderungswünsche gekommen: Mal war es die Entwässerung, mal die Zuwegung, dann die Ausweisung von Parkraum. „Warum wir noch extra Parkplätze erstellen müssen, obwohl es inzwischen einen sehr gut ausgebauten und genügend großen Schotterparkplatz für die Bezirkssportanlage gibt, ist uns da ein Rätsel.“

Landschafts- und Tierschutz mussten berücksichtigt werden

Die Bäume sind bereits gefällt: Wenn es nach dem KSV geht, können die Bauarbeiten beginnen.
Die Bäume sind bereits gefällt: Wenn es nach dem KSV geht, können die Bauarbeiten beginnen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Berücksichtig werden muss auch der schon bestehende Landschafts- und Tierschutz. Im Bereich der Steilwand hinter dem Grundstück ist beispielsweise der Kuckuck heimisch, „so dass wir mit der Bebauung einen großen Abstand halten müssen“, erläutert das Vorstandsmitglied.

Eine Grube zur Versickerung des Regenwassers ist eine weitere Auflage. „Damit die nicht zu riesig und damit teuer wird, bekommt der Neubau ein begrüntes Dach“, hebt Knobloch hervor.

Altes Sporthaus aus den 1950er Jahren muss weichen

Weichen muss das alte Sporthaus an der Ruhrtalstraße. Der Altbau aus den 1950er Jahren diente bis zur Fusion des Kettwiger Turnvereins (KTV) mit dem Turnverein Kettwig Vor der Brücke zum KSV im Jahr 2013/14 als Geschäftsstelle des KTV. Diese zog dann nach Vor der Brücke um.

Geblieben ist an der Ruhrtalstraße nur ein Lagerraum im Untergeschoss. „Die obere Etage war vermietet. Aber seit einem Wasserrohrbruch im Winter ist das Haus leer, der Schimmel breitete sich zu schnell aus.“ Der Abstand zum Hang zu gering, die Bausubstanz hinfällig – da sei dem Vorstand die Entscheidung zum Abriss nicht schwer gefallen.

Geschäftsstelle zieht wieder an die Ruhrtalstraße

Die Gymnastikhalle wird das Sportzentrum im Essener Süden mit Football, Leichtathletik, Fußball und Boule komplettieren.
Die Gymnastikhalle wird das Sportzentrum im Essener Süden mit Football, Leichtathletik, Fußball und Boule komplettieren. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

In dem 360 Quadratmeter großen Neubau sei dann wieder eine Geschäftsstelle geplant, freut sich Klaus Knobloch über die kompakte Lösung, Vereinsorganisation und Trainingsräume an einem Ort zu bündeln.

„Die Halle wird teilbar sein, so dass sie gleichzeitig von mehreren Gruppen nutzbar ist.“ Insbesondere im Kinder-und Jugendbereich sei die Nachfrage derzeit groß. „Wir könnten sogar sieben Tage die Woche Kursusangebote machen“, sagt der 66-Jährige.

Ballsportler trainieren weiter in den städtischen Hallen

Die Ballsportler werden aber weiter in den städtischen Hallen trainieren, betont Knobloch. „Die Gymnastikhalle ist mit 3,50 Meter Höhe geplant, das ist zu wenig für Handball und Basketball.“

Auch die Tischtennis-Abteilung bleibt zunächst einmal in der Sporthalle der Schmachtenbergschule. Dorthin war man ausgewichen, weil Grundschule und Halle am Mintarder Weg abgerissen und neu gebaut werden. „Die Geräte haben wir in einem Lagerraum untergebracht.“

Finanzierung aus mehreren Töpfen

Kalkuliert sind für den Abriss des alten Vereinshauses, die Aufbereitung des Geländes und die Erstellung der Gymnastikhalle des KSV derzeit 620.000 Euro. „Wenn wir unter 700.000 Euro bleiben, können wir froh sein“, sagt Klaus Knobloch als Geschäftsführer Finanzen. Das Geld für das Projekt wird aus mehreren Töpfern kommen. Bei der Sportförderung der Stadt sind 80.000 Euro beantragt, doch die fließen erst, wenn die Baugenehmigung vorliegt. 270.000 Euro kommen von der Sportstättenförderung des Landes. Ein KfW-Sportstätten-Kredit hilft ebenfalls. Zudem sollen „ein gerüttelt Maß“ an Eigenkapital und Sponsoren zur Bausumme beitragen.

2020 musste der Verein die Jubiläumsveranstaltungen verschieben

Da die Bauvoranfrage ein positives Signal aus der Stadtverwaltung erhielt und der Bauantrag nun gestellt ist, hofft der Vorstand auf eine schnelle Bewilligung. „Das Gelände ist schon vorbereitet. Wir können direkt loslegen.“ Da die Gymnastikhalle auf dem knapp 1400 Quadratmeter großen Areal in Fertigbauweise erstellt wird, rechne man mit nur einem halben Jahr Bauzeit. Knobloch: „Vielleicht können wir dann je nach Pandemie-Lage unser 2020 verschobenes 150-jähriges Bestehen doch noch nachfeiern.“