Essen. Die Stadt Essen hält die ehemalige Mayersche Buchhandlung als neuen Standort der Zentralbibliothek für geeignet. Eine Kirche ist aus dem Rennen.
Bei der Suche nach einem neuen Standort für Essens Zentralbibliothek ist die Stadt nach Informationen der Redaktion fündig geworden: Die Bibliothek könnte in das Gebäude der ehemaligen Mayerschen Buchhandlung gegenüber der Marktkirche an der Porschekanzel ziehen. Diese Variante hat die Stadtverwaltung am Freitag Vertretern der Politik unterbreitet.
Die ehemalige Buchhandlung in der Essener Innenstadt steht seit vier Jahren leer
Die ehemalige Buchhandlung steht seit nunmehr vier Jahren leer. Anfang 2018 war die Mayersche in das Baedekerhaus an der Kettwiger Straße gezogen. Seitdem ist der Eigentümer auf der Suche nach einem Nachmieter.
Das Haus am Markt 5 gehört Deka Immobilien, einer Tochter der Sparkassen-Finanzgruppe. Die Mayersche Buchhandlung hat in dem Gebäude rund 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche genutzt. Weitere Flächen sind vermietet. Die Zentralbibliothek im Gildehofcenter verteilt sich auf zwei Ebenen mit insgesamt rund 10.000 Quadratmetern. Folglich müsste sich die Bibliothek am neuen Standort deutlich kleiner setzen – oder es müsste anderen Mietern gekündigt werden, deren Platz dann zur Verfügung stünde. In diesem Fall dürfte es allerdings noch Diskussionen geben.
Der Mietvertrag der Stadt für die Flächen im Gildehofcenter läuft Mitte 2025 aus. Erklärtes Ziel der Politik ist es, die Bibliothek an einem zentral gelegenen Ort in der Essener Innenstadt unterzubringen, um diese zu beleben.
Auch ein Umzug der Zentralbibliothek in die Theaterpassage an der Rathenaustraße ist noch nicht vom Tisch. Das Gebäude ist mit 19.000 Quadratmeter deutlich größer. Dem Vernehmen nach ließe sich der notwendige Umbau zur neuen Bibliothek aber nicht bis Mitte 2025 realisieren.
Architekturbüro beschäftigte sich mit dem Umbau der Kirche St. Gertrud zur Bibliothek
Im Gespräch war die Theaterpassage zuletzt auch als Standort für ein Fahrradparkhaus. Auf Antrag von CDU und Grünen hat die Politik die Verwaltung allerdings beauftragt eine geeignete Fläche in der Nähe des Hauptbahnhofs zu suchen. Die Theaterpassage ist im Besitz der Sparkasse und der Stadt Essen. Das Geldinstitut hatte erklärt, die Immobilie veräußern zu wollen.
Essens Stadtbibliothek
Die Zentralbibliothek wurde nach dem Umbau des Gildehofcenters im Jahr 1999 in die beiden Untergeschosse des Gebäudes verlegt. Untergebracht war dort ursprünglich das Gildehofbad, ein Spaßbad, das sich als Kostenfalle entpuppte. Zur Stadtbibliothek gehören 15 Stadtteilbibliotheken und die Französische Bibliothek in Rüttenscheid. Pro Jahr zählt Essens Stadtbibliothek rund eine Million Besucher und vier Millionen Ausleihen.
Erledigt haben sich Überlegungen, die Kirche St. Gertrud in der nördlichen Innenstadt zur Zentralbibliothek umzubauen. Obwohl Essens Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain dem Vernehmen nach ein erklärter Anhänger dieser Idee sein soll. Wie berichtet, trägt sich die katholische Kirchengemeinde angesichts sinkender Gläubigerzahlen und hoher Betriebskosten mit dem Gedanken, das Kirchengebäude zu verkaufen. Ein renommiertes Architekturbüro soll bereits Planungen für einen Umbau zur Bibliothek vorgelegt haben.
Mitglieder des Stadtrates wurden am Nachmittag von der Verwaltung über den Stand der Überlegungen informiert. Ob die Zentralbibliothek tatsächlich in die ehemalige „Mayersche Buchhandlung“ an der Porschekanzel ziehen wird oder in die Theaterpassage, bleibt abzuwarten. Die Verwaltung will zunächst belastbare Zahlen vorlegen, unter anderem über die zu erwartenden Kosten. Die politische Diskussion aber ist eröffnet.