Essen. Giulia Montanari gehört zu den ersten erfolgreichen Absolventen des Opernstudio NRW. Am Aalto-Theater erhält die Sopranistin ein Festengagement.

Ihr Name klingt wie ein Versprechen. Wer Giulia Montanari heißt, muss einfach Opernsängerin werden. Sie absolvierte ihr Gesangsstudium, wurde als eine der Besten für das Opernstudio NRW ausgewählt und startet nun als frisches Ensemblemitglied am Aalto-Musiktheater durch. „Es ist genau der richtige Zeitpunkt. Ich habe die Energie. Die will jetzt raus“, sagt die 27-Jährige voller Elan.

Die Musik war von Kindesbeinen ein Teil ihres Lebens. Von den Eltern, beide Naturwissenschaftler aus Mailand, erbte sie die Leidenschaft für Barockmusik. Mit zwei Jahren entstand die erste Aufnahme von einem italienischen Kinderlied. Mit sechs ging sie in den Kirchenchor. Ihre Mutter meinte, dass sie und ihre Brüder dort am besten die deutsche Sprache lernen könnten. Sie wuchs in München auf. Mit 16 war sie in sechs Chören. „Man kann immer dazulernen“, so Giulia Montanari.

Sie debütierte als Papagena am Nationaltheater Weimar

Sie traute sich nicht sofort nach dem Abitur, Gesang zu studieren, „weil Musik bei uns nur ein Hobby war“. Aber es gab auch diesen dauernden „Zug zu neuen Herausforderungen“. So begann sie ihr Studium mit Musikwissenschaften in München. Gesang kam in Augsburg hinzu. In Weimar vollendete sie es begleitet von Gastrollen am dortigen Deutschen Nationaltheater.

Sie debütierte als Papagena in der „Zauberflöte“, war als Sandmännchen und Taumännchen in „Hänsel und Gretel“ und in der Kinderoper „Der Eisblumenwald“ zu sehen. Als Solistin sang sie Konzerte mit der Staatskapelle Weimar. In Bad Lauchstädt verkörperte sie gar die Königin der Nacht in der „Zauberflöte“, ihre bisher prominenteste Rolle. In Essen stellte sie sich beim Themenabend „Sommernachtstraum“ 2019 als Rosita in Jacques Offenbachs „Ein Ehemann vor der Tür“ vor.

Talentschmiede ebnet den Besten den Weg in den Beruf

Das war schon das erste Resultat, nachdem sie in der Philharmonie für einen Platz am Opernstudio NRW vorgesungen hatte. Die Talentschmiede vereint die Opernhäuser Dortmund, Wuppertal, Gelsenkirchen und Essen, um, gefördert von Land und Brost-Stiftung, den Besten einen Weg in den Beruf zu ebnen. Giulia Montanari hält es für „eine großartige Sache. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass man nach dem Studium einen Job bekommt. Die Konkurrenz ist groß.“

Einige hundert Videos wurden von Bewerbern eingesandt, 80 kamen zum Casting, erinnert sie sich. Zehn Plätze wurden vergeben, acht für Sänger, zwei für Korrepetitoren. Einen erhielt sie. Und noch bevor sie am Opernstudio loslegte, hatte die Zielstrebige einen Vertrag für das Aalto-Theater in der Tasche. Fünf Mitglieder sind bereits vermittelt, erzählt sie. „Das spricht für das Opernstudio.“ Und es spricht für ihr Talent.

In „Frankenstein“ zum ersten Mal auf der Bühne gestorben

Dennoch hat sie von den zwei angedachten Jahren ein Jahr genutzt und ist dankbar für die vielen ersten Male: „In ,Frankenstein’ bin ich zum ersten Mal auf der Bühne gestorben“, berichtet die Hochbegabte. Mit , ,Zum weißen Rössl’ habe ich meine erste Operette gesungen. Ich habe viele Interviews gegeben und wurde zum ersten Mal von einer Kamera begleitet. Man kann zeigen, was man kann.“

Im Opernstudio werde aber eben auch geschaut, wer wo noch etwas lernen kann, erklärt sie. In Meisterkursen geht es um Gesangstechnik oder wie eine Arie erarbeitet wird. Es gibt Schauspieltraining. Es gibt die Möglichkeit, „in verschiedene Rollen zu schlüpfen, um mehr Ausdrucksformen kennenzulernen. Je mehr Produktionen ich mache, desto besser weiß ich, wie ich mich auf die Bühne stelle.“

Im Februar zog sie nach Essen. Daneben gibt es noch den Lebensmittelpunkt in München bei der Familie und den in Augsburg bei ihrem Freund. Aber die Konzentration liegt auf ihrem ersten Engagement. Im Herbst geht es los. Und ausnahmsweise hat ihr die „verrückte“ Corona-Zeit, die so viele Ausfälle hervorrief, in die Hände gespielt. Der Spielplan wurde geändert. Statt ,Tannhäuser’ gibt es mit Glucks „Orfeo|Euridice“ und Purcells „Dido and Aeneas“ zwei Barockopern. Bei letzterer steht sie auf der Besetzungsliste. Für sie ist es ein Versprechen.