Essener Süden. Die Bürgerschaften in Kettwig, Heidhausen und Bredeney wünschen sich weitere Standorte für Bücherschränke. Ein Projekt ist schon sehr konkret.

Die Leselust der Essener ist ungebrochen – und der Ruf nach mehr Bücherschränken, den unkomplizierten Tauschbörsen für Groß und Klein auf Straßen und Plätzen, wird auch in den südlichen Stadtteilen immer vernehmlicher. In ihrer jüngsten Sitzung beschäftigten sich die Bezirkspolitikerinnen und -politiker mit verschiedenen Standorten in Bredeney, Kettwig vor der Brücke und Heidhausen.

Sehr konkret ist dabei schon ein Projekt, das der Bauverein Kettwig vor seinem Treffpunkt an der Ringstraße 150 vorantreiben möchte. „Ab Februar wollen wir wieder mit unseren Veranstaltungen und Kursen loslegen, natürlich unter den Bedingungen der Coronaschutzverordnung“, sagt Carola Kraft-Sommer, die den Treffpunkt betreut. „Es wäre toll, wenn wir zeitnah unseren Besucherinnen und Besuchern, die zum Klönen kommen, dabei auch ein attraktives Leseangebot machen könnten.“

Weitere Bücher schlummern noch in Bauverein-Kisten

Im Treffpunkt organisiert Carola Kraft-Sommer (links) ab Februar wieder verschiedene Kurse. Bauverein-Geschäftsführer Hans-Joachim Kraft (2. von links), ein waschechter „Berschener“ (gebürtig aus Kettwig vor der Brücke) im Übrigen, freut sich über regen Zuspruch. Daniel Behmenburg und Susanne Gilbert (rechts) von der SPD Kettwig unterstützen das Bücherschrank-Vorhaben der Genossenschaft.
Im Treffpunkt organisiert Carola Kraft-Sommer (links) ab Februar wieder verschiedene Kurse. Bauverein-Geschäftsführer Hans-Joachim Kraft (2. von links), ein waschechter „Berschener“ (gebürtig aus Kettwig vor der Brücke) im Übrigen, freut sich über regen Zuspruch. Daniel Behmenburg und Susanne Gilbert (rechts) von der SPD Kettwig unterstützen das Bücherschrank-Vorhaben der Genossenschaft. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zwar gibt es im Treffpunkt schon Bücher aus dem „Bücherkeller“ des Förderkreises der Stadtteilbücherei Kettwig, „aber wir haben einen noch viel größeren Fundus“, sagt Bauverein-Geschäftsführer Hans-Joachim Kraft. „Ich kann einfach nichts wegschmeißen“, erklärt er schmunzelnd. Vor allem keinen attraktiven Lesestoff, der in den Regalen schlummert, wenn Wohnungen von Bauverein-Mietern aufgelöst werden. Schon etliche Kartons stapeln sich im Keller des Treffpunkts.

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Dieses Material, findet auch der Kettwiger SPD-Ratsherr Daniel Behmenburg, sollte nicht ungenutzt bleiben. Seine Fraktion unterstützt daher das Vorhaben des Bauvereins, vor dem Treffpunkt in vor der Brücke einen Bücherschrank zu installieren. Nachdem im Rosengarten an der Nittlau (betreut vom Verein „Wir in Kettwig“) und auf dem Freiligrathplatz in Kettwigs Ortsmitte Bücherschränke aufgestellt wurden, fehle es jenseits der Ruhrbrücke definitiv an einer vergleichbaren Tauschbörse.

Stadtverwaltung soll Standort vor dem Treffpunkt des Bauvereins prüfen

Strittig unter den Fraktionen in der BV IX ist noch der Standort für den Bücherschrank in Kettwig vor der Brücke. Auf dem Gehsteig oder auf privatem Grund des Bauvereins? Die Stadtverwaltung soll beide Möglichkeiten prüfen.
Strittig unter den Fraktionen in der BV IX ist noch der Standort für den Bücherschrank in Kettwig vor der Brücke. Auf dem Gehsteig oder auf privatem Grund des Bauvereins? Die Stadtverwaltung soll beide Möglichkeiten prüfen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Strittig ist unter den Fraktionen in der Bezirksvertretung IX jedoch der genaue Standort. Während die SPD kein Problem darin sieht, den Schrank auf dem Grundstück des Bauvereins zu installieren, wollen die anderen Fraktionen zunächst von der Stadtverwaltung geprüft wissen, ob der öffentliche Straßenraum geeigneter sei.

Miniaturbibliotheken für Lesehungrige

In Essen gibt es mittlerweile eine Reihe von Miniaturbibliotheken im öffentlichen Raum. Bislang zwölf dieser Stationen wurden unter Beteiligung der Stadt aufgestellt, weitere wurden von Initiativen, gemeinnützigen Trägern, Vereinen oder Verbänden installiert. Einen Überblick gibt es unter dem Stichwort Kulturförderung auf stadt-essen.de.

Der Bauverein Kettwig bietet in seinem Treffpunkt ebenfalls Lesestoff an. Dieser stammt aus dem Bücherkeller des Förderkreises der Stadtteilbibliothek sowie aus Wohnungsauflösungen.

Willkommen ist jeder im Treffpunkt, Ringstraße 150. Informationen dazu gibt es online auf bauverein-kettwig.de/treffpunkt.

Hans-Joachim Kraft: „Der Bauverein würde sich um die Pflege kümmern. Da wir bereits eine Sitzgruppe draußen haben, passt ein Bücherschrank dort gut hin.“ Ihm komme es vor allem auf eine schnelle Entscheidung für eine finanzielle Unterstützung an, „damit der Schrank im Sommer stehen kann“.

Weitere Bücherschränke in Heidhausen und Bredeney gefordert

In Heidhausen, so der Antrag von CDU und FDP, soll am Heidhauser Platz ein geeigneter Standort für die Aufstellung eines Bücherschrankes gefunden werden. Der Platz habe durch die Errichtung der Boulebahn – auch mit Mitteln der BV IX – eine Aufwertung erhalten und dieser Bereich kristallisiere sich zunehmend als die bislang fehlende Heidhauser Mitte heraus.

Eine mögliche Option für einen weiteren Bücherschrank wäre vor dem alten Rathaus in Essen-Bredeney.
Eine mögliche Option für einen weiteren Bücherschrank wäre vor dem alten Rathaus in Essen-Bredeney. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Desgleichen die Situation in Bredeney: Auch in diesem Stadtteil vernimmt die Politik den Wunsch nach einer Tauschbörse für Bücher. Die Stadtverwaltung wird gebeten, Standorte entlang der Bredeneyer Straße im Umfeld des alten Rathausgebäudes zu prüfen. Als Angebot soll auch dort ein gut erreichbarer, zentral gelegener, öffentlicher Bücherschrank aufgestellt werden.

Einzig im Stadtteil Fischlaken gebe es noch keine Planungen für einen Bücherschrank, merkten die Bezirksvertreter in der Januar-Sitzung an. Man hoffe, aber auch bald von der dortigen Bürgerschaft auf entsprechende Vorschläge.