Essen. Seit über zehn Jahren werden Bücherschränke gut genutzt. Stadt, Politik, Vereine und Firmen engagieren sich. Allbau schafft Angebot für Kinder.
Seit gut zehn Jahren erfreuen sich Bücherschränke in Essen großer Beliebtheit, nicht nur in Corona-Zeiten. Stadt, Bezirksvertretungen, Vereine, Unternehmen, Wohnungsgesellschaften: Sie alle beteiligen sich am Ausbau des Angebotes in den Stadtteilen. Nicht nur Erwachsene sollen davon profitieren. Die städtische Wohnungsgesellschaft Allbau hat gerade fünf Bücherschränke speziell für Kinder aufgestellt.
Gerade wurde ein neuer Schrank auf dem Storpplatz in Südostviertel eingeweiht. Kinder zum Lesen anzuregen und einen neuen Kommunikationspunkt zu schaffen - das ist die Idee der Allbau-Sozialmangerin Annette Giesen, die hinter der Aufstellung von fünf offenen Kinderbücherschränken im Hangetal (Stoppenberg), im Mitzmannweg (Bochold), im Nothofsbusch (Stoppenberg), in der Wickenburg-Siedlung (Frohnhausen) und auf dem Storpplatz (Südostviertel) steckt.
Bei der Einweihung auf dem Storpplatz kam auch Oberbürgermeister Thomas Kufen vorbei und berichtete unter anderem einigen Kindern der Grundschule am Wasserturm über seine ersten Leseerfahrungen. Gleichzeitig brachte er ihnen und natürlich auch für den Kinderbücherschrank einige Exemplare vom Kinderbuch der Stadt Essen „Komm ich zeig Dir Essen“ mit. „Hoffentlich nutzen den Bücherschrank viele kleine und große Essenerinnen und Essener, denn durch den kostenfreien Zugang zu Geschichten, Erzählungen und kindgerecht aufbereiteten Informationen wird die Lesekompetenz angeregt und damit die Entwicklung der Kinder gefördert“, so Thomas Kufen.
Paten kontrollieren die Bücherschränke regelmäßig
Die Patenschaft für den Bücherschrank auf dem Storpplatz übernimmt ein Team des Stadtteiltreffs Storp 9. Es hat regelmäßig ein Auge auf den Bücherschrank, der 1,65 Meter hoch und 60 Zentimeter breit ist, damit Platz für ungefähr 200 Bücher bietet und deren Türen aus bruch- und schlagfestem Acrylglas und der Korpus aus Stahl und Holz bestehen. Eine Besonderheit an diesem Modell ist die integrierte Sitzbank an einer Seite des Schrankes, so Allbau-Sprecher Dieter Remy.
Standorte von Bücherschränken im Stadtgebiet
Die Stadt unterhält folgende Bücherschränke: Altendorf: Surstraße Höhe Haus Nr. 4 auf dem Ehrenzeller Platz; Heisingen: Heisinger Straße 500, links von der Zufahrt zur Georg-Schule; Holsterhausen: Gemarkenstraße, Vorplatz der Kirche Mariä Empfängnis; Innenstadt: Theaterplatz vor dem Grillo-Theater; Innenstadt: Viehofer Straße 31; Karnap: Karnaper Markt, Katernberg: Katernberger Markt, vor Bürgerzentrum „Kon-Takt“; Kupferdreh: Kupferdreher Markt; Leithe: Isingplatz; Rüttenscheid: Kranichwiese im Grugapark, Virchowstraße 167; Rüttenscheid: Rüttenscheider Straße 62; Schonnebeck: Huestraße / Straßeneinmündung Kleiner Bruch; Stoppenberg: Hallostraße / Ecke Gelsenkirchener Straße; Werden: Haus Fuhr / Ecke Heckstraße.
Das in Essen ansässige Unternehmen Innogy hatte für acht Bücherschränke finanzielle Starthilfe gegeben.
Weitere, nicht städtische Bücherschränke befinden sich in Borbeck: Pförtnerhaus der Dampfbierbrauerei, Heinrich-Brauns-Str. 9–15; Frohnhausen: Frohnhauser Markt; Haarzopf: Fulerumer Straße 221–222, vor Eingang der Sparkasse Neue Mitte; Haarzopf; Rellinghausen: Frankenstraße 135; Steele: Dreiringstraße 1.
Diese Aufzählung ist nicht vollständig. Es gibt weitere Bücherschränke, die durch die Suchthilfe direkt bei von gemeinnützigen Trägern aufgestellt wurden.
Das Prinzip der fünf Bücherschränke, deren Gesamtkosten sich für die Allbau GmbH auf rund 26.000 Euro belaufen, ist einfach. Die Bücher werden kostenlos und anonym zum Tausch angeboten. Wer ein interessantes Buch für sich darin entdeckt, darf es mitnehmen. Umgekehrt funktioniert der Büchertausch ebenso: Wer ein Kinderbuch abgeben möchte, stellt es in den Schrank. So finden das Bilderbuch und der Krimi neue Leser. Außerdem haben die Kinder die Möglichkeit, einen Zettel in die Bücher zu legen, auf den sie schreiben oder malen können, was ihnen besonders gut an dem jeweiligen Buch gefallen hat.
Die Versorgung mit neuem Lesestoff ist jederzeit möglich
Neben Büchern können auch Gesellschaftsspiele zum Tausch in den Bücherschränken Platz finden, die sieben Tage die Woche, rund um die Uhr geöffnet und für alle Anwohner in den Stadtteilen kostenlos zugänglich sind. Viele Bücher in den fünf Bücherschränken seien von der Katholisch öffentlichen Bücherei (KöB) Stoppenberg und von Mitarbeitern der Allbau GmbH gespendet worden, so der Allbau-Sprecher. Weiterer Partner des Projektes ist die Neue Arbeit der Diakonie, die Menschen bei der Integration in den Arbeitsmarkt fördert.
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Diese Helfer werden bei 14-tägigen Anfahrten die Bücher sortieren und „neue“ alte Bücher zur Verfügung stellen. Diese werden an die jeweiligen Bücherpaten, die die Aufgabe alle ehrenamtlich übernommen haben, geliefert. Die Standorte der öffentlichen Kinderbuchschränke seien so gewählt worden, dass in der Nachbarschaft bereits Mietergruppen bestehen würden, deren Mitglieder sich ehrenamtlich um die Pflege der Schränke und deren Inhalt kümmern könnten.
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„Ein öffentlicher Bücherschrank im Quartier fördert das Interesse am Lesen und führt zu einem Zusammenkommen und Austausch der Nachbarschaft. Das ist auch das, was wir in unserer Unternehmensstrategie verankert haben: unsere Mieter zusammen zu bringen,“ so Allbau-Prokurist Samuel Serifi bei der Vorstellung im Südostviertel.
Bücherschränke sind auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sinnvoll
Dies funktioniere auch beispielsweise im Vollmerskamp in Huttrop. Dort habe Allbau im Jahre 2010 einen Bücherschrank für Erwachsene und Kinder aufgestellt, der von den dortigen Mietern gut angenommen werde. Auch dort würden unter anderem Ehrenamtliche die Kontrolle und Pflege des Bücherschrankes übernehmen. Vorfälle von Vandalismus seien dort nicht bekannt. Auch einen ökologischen Aspekt hätten die Bücherschränke: Im Sinne der Nachhaltigkeit werde ein Wegwerfen von Büchern verhindert.
Nicht nur die Allbau GmbH kümmert sich um die Leseförderung. Innogy hatte bereits etliche Bücherschränke in Essen finanziell unterstützt. Auch Bürgerschaften und Bürgervereine kümmern sich in ihren Stadtteilen um Bücherschränke, geben Geld für die Aufstellung und stellen Paten. So schauen zum Beispiel in Rellinghausen zweimal pro Woche Mitglieder der Bürgerschaft nach der „Büchertelefonzelle“ an der Frankenstraße, tauschen Bücher aus und entfernen, wenn nötig, Müll. „Das Angebot wir sehr gut angenommen, manchmal wird dort aber Unrat abgeladen. Ansonsten gab es noch keine größeren Probleme“, sagt Michael Delfs, Vorsitzender der Bürgerschaft.
Nur selten kommt es zu Beschädigungen oder Schmierereien
Auch Henner Höcker, Vorsitzender der Bürgerschaft Heisingen, zieht rund ein Jahr nach der Aufstellung des Bücherschranks am Kreisverkehr Kreuz-/Bahnhofstraße eine positive Bilanz – mit einer kleinen Einschränkung. Ärger habe es bisher noch nicht gegeben. „Allerdings wurde jetzt zu Halloween ein Buch dort herausgenommen und angezündet, was für Reaktionen in den sozialen Netzwerken sorgte“, so Henner Höcker. Das sei – zum Glück – aber bisher ein Einzelfall gewesen.