essen-Kettwig. Der Bauverein Kettwig ist der größte Anbieter im Stadtteil. Mehr als 600 Wohnungen, 94 Garagen und zwei Gewerbeeinheiten hat er im Bestand.
Der Bauverein Kettwig ist der größte Anbieter im Stadtteil. Mehr als 600 Wohnungen, 94 Garagen und zwei Gewerbeeinheiten hat die Genossenschaft derzeit im Bestand – und genau 1499 Mitglieder. 2018 ist für den Bauverein ein ganz besonderes Jahr: 1918, kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges, trafen sich rund 70 Männer in der Gastwirtschaft Abt und beschlossen die Gründung einer gemeinnützigen Baugenossenschaft – am 10. Oktober war es dann soweit und der Bauverein Kettwig wurde aus der Taufe gehoben.
100 Jahre später wird gefeiert – mit einem großen Fest für die Mitglieder, die mehr sind als nur Mieter. Ihnen gehört der Bauverein – so das Genossenschaftsmodell. Sie erwerben Anteile, die im Durchschnitt mit vier Prozent verzinst werden. Ein durch und durch soziales Modell, das irgendwie aus der Zeit gefallen scheint. Aber es funktioniert. Wie die beeindruckende Geschichte zeigt, denn der Bauverein Kettwig hat viele Wirren überstanden, und gerade in den vergangenen Jahrzehnten hat man sich weitsichtig auf den Erhalt und die Modernisierung des Bestands konzentriert.
Sozialer Wohnungsbau in Kettwig
Ein Motor ist Jochen Kraft. Seit 2009 ist er geschäftsführendes Vorstandsmitglied. Und in dieser Zeit wurden 130 Bäder barrierearm umgebaut, 100 Dächer saniert, 45 Häuser energetisch auf den aktuellen Stand gebracht und 330 Wohnungen saniert. Ein Großprojekt steht aktuell an: Elf sanierungsbedürftige Häuser wird der Bauverein abreißen, am Kaienburgsweg und der Icktener Straße entstehen bis zu 77 neue Wohneinheiten, öffentlich gefördert – sozialer Wohnungsbau erstmals seit den 1970er-Jahren.
Die Architekten Hans Kirchner und Stephan Scholz präsentierten das Bauvorhaben, Kirchner stellte die Grundidee vor: „Unser Arbeitstitel lautet Icktener Tor, weil das Grundstück am Entree des Stadtteils liegt.“ Eine zentrale Erschließung der elf Häuser soll Barrierefreiheit für die Erdgeschosse garantieren. Dieser Weg diene auch der Gemeinschaft: „Da spielen Kinder, da kann man auf der Bank sitzen und quatschen.“ An Anfang und Ende dieses „Kommunikations“-Weges werden zwei „Torhäuser“ die gebaute Umsetzung des Namens darstellen. Hans Kirchner: „Ein nicht unabsichtlicher Bezug zur vielgerühmten Margarethenhöhe.“
Selbsthilfe-Siedlergemeinschaft gegründet
Begonnen hat die wechselvolle Geschichte des Bauvereins 1919 mit dem Bau der ersten Häusern in der Gartenstraße und in der Volckmarstraße. Doch die darauf folgende Inflation fraß die Eigenmittel der jungen Genossenschaft auf. Was tun? Wenn das Geld nichts mehr wert ist, muss es doch auch ohne gehen. Eine Selbsthilfe-Siedlergemeinschaft wurde gegründet, 60 Interessenten verpflichteten sich vertraglich, bis zur letzten Fertigstellung der geplanten Häuser mitzuhelfen. Geld gab’s dafür nicht. Die anschließende Zuteilung der Häuser erfolgte ganz demokratisch nach dem Leistungsprinzip.
Im Zweiten Weltkrieg ruhten alle Aktivitäten des Bauvereins. Bei einem Luftangriff im März 1944 wurden fast alle Wohnungen in den Straßen Im Kimpel und Am Bilstein zerstört oder stark beschädigt. Auch neun Tote waren zu beklagen – darunter Bauverein-Mitbegründer Franz Münzenhofer.
Kooperation mit 25 Unternehmen im Stadtteil
Die ersten Nachkriegshäuser waren dann auch Symbole der Hoffnung auf eine bessere Zeit, sie wurden in der Kirchfeldstraße und Im Kimpel gebaut.
Der Bauverein Kettwig ist im Jubiläumsjahr 2018 ein modernes und in vielen Bereichen innovatives Unternehmen. So steht der Gedanke einer starken, stets auf Kettwig bezogenen Gemeinschaft im Vordergrund.
Ein Beispiel: Mit derzeit 25 Unternehmen im Stadtteil hat die Genossenschaft eine Kooperation abgeschlossen – für Bauverein-Mitglieder gibt’s dort Rabatt.
Ein Familienfest im Alten Bahnhof
Der Kartenvorverkauf für das Geburtstagsfest zum 100-jährigen Bestehen des Bauvereins Kettwig hat begonnen. Es ist am Samstag, 20. Oktober, von 11 Uhr bis ca. Mitternacht im Alten Bahnhof Kettwig an der Ruhrtalstraße.
Bauverein-Mitglieder können die Karten für sich und ihre Familien zum Preis von fünf Euro in der Bauverein-Geschäftsstelle, Freiligrath-straße 21, oder im Treffpunkt Bauverein, Ringstraße 150, erwerben. Am Veranstaltungstag selbst werden die Eintrittskarten gegen zehn Essens- und Getränkewertmarken im Wert von je 50 Cent eingetauscht, so dass der Eintritt an sich frei ist. Der Kartenvorverkauf ist jedoch erforderlich, um Mittagessen, Kaffee und Kuchen sowie Abendbüffet planen zu können.
Um 11 Uhr beginnt die Feier mit einem Kinderprogramm. Ein Zauberer und ein Bauchredner, das Spielmobil der Arbeiterwohlfahrt, eine Hüpfburg, Kinderschminken und etliche weitere Angebote sollen Kindern und Eltern Freude bereiten. Um 17 Uhr kommt dann ein DJ mit Oldies und aktuellen Titeln, zu denen man sich gut unterhalten, aber auch tanzen kann. Eine Cocktailbar mit alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken rundet das Angebot ab.