Essen-Haarzopf. Die Bewohner der Ruhmbachsiedlung in Essen-Haarzopf leiden seit Jahren unter sehr langsamem Internet. Was die Telekom dazu sagt.
- Der Breitbandausbau ist ein erklärtes politisches Ziel.
- Dennoch hakt es an vielen Stellen, besonders in ländlichen Gebieten.
- Die Corona-Krise hat die Probleme aufgrund von Homeoffice und Homeschooling verstärkt.
Seit Jahren fordern Anwohnerinnen und Anwohner der Ruhmbach-Siedlung in der Nähe des Flughafens Essen-Mülheim schnelleres Internet. Gerade in Corona-Zeiten sei der Schul- und Arbeitsalltag mit den vorhandenen Anschlüssen zu Hause kaum zu bewältigen, sagen sie. Wie die Telekom Abhilfe schaffen will.
Seit langem ist der Unmut über die schlechten Internet-Verbindungen von teils zwei bis drei Mbit/s groß, jetzt haben die Haarzopfer Nachbarn rund 250 Unterschriften für schnelleres Internet in ihrer Siedlung gesammelt und an die Telekom geschickt. „Der Bedarf ist immens. Homeoffice und Homeschooling sind in Corona-Zeiten immer wieder erforderlich, sind aber bei uns quasi unmöglich. Auch für Selbstständige, die ja teils Kunden im Ausland haben, ist diese langsame Verbindung, die nicht einmal streamingtauglich ist, unzumutbar“, erklärt Anwohnerin Susanne Alles, Oberstudienrätin am Hugo-Kükelhaus-Berufskolleg in Essen.
Die Anwohner der Siedlung in Essen-Haarzopf hoffen auf schnelles Internet
Als Digitalisierungskoordinatorin an der Schule wisse sie, wovon sie spreche. Bei einer Fortbildung hätten ihre thailändischen Gesprächspartner kaum glauben können, dass sie die Kamera auslassen müsse, damit die Verbindung nicht abbreche. Ihr Sohn gehe schon mit dem Tablet zum Discounter, um Updates herunterzuladen. Da gebe es wenigstens brauchbares Internet, so die Anwohnerin, die sich mit den Nachbarn in einer Whatsapp-Gruppe über die Internetprobleme austauscht.
Sie selbst habe als Lehrerin während der Homeschooling-Phase sehr unter den ständigen Internet-Abbrüchen gelitten, obwohl sie sogar Hybrid-Technik nutze und eine LTE-Antenne auf dem Dach habe.
Betroffen von dem extrem langsamem Internet seien Anwohner der Straßen Neulengrund, Am Ruhmbach, Fängershofstraße und einem Teil der Eststraße. „Die Situation belastet ja fast alle Menschen, auch die älteren Anwohner haben unterschrieben“, so Susanne Alles. Von der schlechten Internet-Anbindung seien besonders die Bewohner der Neubauten geschockt, die auf dem Gelände der abgerissenen Kirche St. Mariä Königin entstanden seien.
Weitere Haarzopfer haben Verbindungsprobleme
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Ruhmbach-Siedlung in Haarzopf sind nicht die einzigen, die unter sehr langsamem Internet leiden.Auch die Nachbarn am Sonnenscheinsweg in Haarzopf und die Anwohner der Scheidtstraße in Fulerum sind betroffen.
Im Sommer 2021 hätten Telekom-Kunden in der Siedlung die Nachricht erhalten, dass sie nun einen Breitbandanschluss bestellen könnten. Der sei für Herbst 2021 avisiert worden. „Die Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt, das Ganze ist aber auch nicht abgesagt worden“, ärgert sich Susanne Alles, die sich von der Stadt und der Politik mehr Unterstützung gewünscht hätte.
Lehrerin hält die zugesagte Geschwindigkeit nicht für zukunftsfähig
Selbst wenn die versprochenen Anschlüsse endlich kommen würden, hält Susanne Alles die seitens der Telekom versprochenen 50.000 kbit/s für nicht wirklich zeitgemäß. Seitens der Stadt sei sogar erst nur von einer 25.000er-Leitung die Rede gewesen. „Aber selbst eine 100.000er-Leitung halte ich nicht für zukunftsfähig. Es wird doch immer mehr smarte Geräte im Haushalt geben“, sagt Susanne Alles. Die zugesagte Geschwindigkeit sei „weit entfernt vom globalen Standard in Großstädten“.
Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney bestätigt, dass der Leitungsausbau an den betreffenden Adressen laufe. Die Stadt Essen habe der Telekom den Zuschlag für ihr Angebot erteilt, es handele sich um eine öffentlich geförderte Ausbaumaßnahme.
Zur Versorgung beziehungsweise Anbindung der vorliegenden Adressen würden vier neue Verteiler aufgebaut. „Die erzielbaren beziehungsweise von den Kunden buchbaren Bandbreiten werden in der Regel zwischen 100 bis 250 Mbit/s je nach Adresse liegen. Aus heutiger Sicht ist die Inbetriebnahme bis April 2022 geplant. Damit wird sich die geschilderte Situation für die Anwohner ganz erheblich verbessern.“