Essen. Homeoffice ist oft kaum möglich: Seit Jahren verspricht die Telekom Bürgern in Essen-Haarzopf schnelleres Internet. Jetzt gibt es neue Hoffnung.

  • Breitbandausbau kommt in einigen Bereichen nur schleppend voran.
  • Corona-Krise sorgt durch Homeoffice und Homeschooling für hohen Leidensdruck.
  • Anwohner in Essen-Haarzopf geben die Hoffnung nicht auf.

Der Breitbandausbau, vor allem in ländlichen Gebieten, beschäftigt die Politik seit langem. Auch in einer Großstadt wie Essen läuft noch längst nicht alles nach Plan, wie das Beispiel von Bürgern aus Essen-Haarzopf zeigt. Doch es gibt Hoffnung.

Seit Jahren leiden Anwohner am Sonnenscheinsweg in Essen-Haarzopf unter extrem langsamem Internet. In Corona-Zeiten hat sich der Leidensdruck noch einmal erhöht: Mit Homeoffice und zeitweisem Homeschooling war für sie der Alltag kaum zu bewältigen. Vom Anbieter Telekom wurden die Bürgerinnen und Bürger immer wieder vertröstet.

In Corona-Zeiten nervt das langsame Internet die Bürger in Essen noch mehr

Volker Uhlemann lebt seit 2012 am Sonnenscheinsweg 32. Aktuell arbeitet der Diplom-Ingenieur wie viele Menschen häufig von zu Hause aus – unter sehr erschwerten Bedingungen, denn oft muss er mit einer Internet-Geschwindigkeit von etwa 2,8 Mbit/s auskommen. Solche Werte sind vor allem für Familien ein echtes Problem: E-Mails abrufen und gleichzeitig einen Film schauen, Whatsapp-Nachrichten empfangen und dazu Internet-Radio hören, Beiträge aus der Mediathek abrufen – das ist parallel nicht möglich.

Zwei weitere Bereiche in Haarzopf und Fulerum sind betroffen

Der Haarzopfer Volker Uhlemann hat sich auch an den örtlichen SPD-Ratsherrn Philipp Rosenau gewandt. Der zeigt sich nach mehreren Gesprächen optimistisch, dass die Internet-Probleme tatsächlich bis zum Frühjahr 2022 gelöst sein könnten.Außer den Anwohnerinnen und Anwohnern am Sonnenscheinsweg – die andere Straßenseite hat seit Jahren schnelles Internet – gebe es auch in der Rumbachsiedlung in Haarzopf und der Scheidtstraße in Fulerum Verbesserungsbedarf in Sachen Breitbandausbau.

„Als wir 2012 in das neu gebaute Mehrfamilienhaus eingezogen sind, war die Internet-Geschwindigkeit mit 5,4 Mbit/s auch nicht gerade toll, aber wir konnten damit noch ganz gut leben“, hatte Volker Uhlemann Mitte 2020 erklärt, als diese Redaktion bereits über den Fall berichtete. Laut Vertrag hätte es allerdings eine Geschwindigkeit von bis zu 6 Mbit/s sein sollen. Ein angebliches Upgrade habe dann aber im Gegenteil zu einer weiteren Verschlechterung geführt.

Um schnelleres Internet zu erreichen, muss ein Großteil der Kupferkabel durch Glasfaserkabel ersetzt werden, nur das letzte Stück bis zum Kunden bleibt aus Kupfer. Das Glasfaserkabel in der Straße sei längst verlegt, aber noch immer sei das schnelle Internet nicht im Haus angekommen, klagt Volker Uhlemann.

Telekom verspricht Abhilfe in den nächsten Monaten

Jetzt gibt es Hoffnung: „Eine Buchbarkeit von besseren Breitbandanbindungen ist laut aktueller Auskunft der Deutschen Telekom AG nun für Anfang März 2022 vorgesehen. Bürgerinnen und Bürger werden dann in den betroffenen Bereichen mindestens 50 Mbit/s Downloadrate erhalten“, teilt das Stadtpresseamt auf Anfrage mit. So recht will Volker Uhlemann daran aber nicht glauben. Zu viele Termine in den letzten Jahren seien nicht eingehalten worden. Er wünscht sich ein besseres Projektmanagement und dass die Stadt mehr Druck auf die Telekom ausübt, damit endlich Besserung eintritt.

Volker Uhlemann aus Essen-Haarzopf hatte schon im Sommer 2020 auf seinem Tablet die Probleme mit dem langsamen Internet verdeutlicht.
Volker Uhlemann aus Essen-Haarzopf hatte schon im Sommer 2020 auf seinem Tablet die Probleme mit dem langsamen Internet verdeutlicht. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Unter anderem haben offenbar Landschaftsschutz-Aspekte zu Verzögerungen geführt – aber nicht nur. Laut Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney hätten vier Bombenverdachtsfälle das Vorhaben deutlich verzögert. „Die Überprüfung hat die Realisierung des Projekts jeweils um vier bis sechs Wochen nach hinten verschoben.“ Bei der Verlegung der Leitungen habe man zudem Privatgrundstücke mitnutzen müssen. „Einige Eigentümer haben die Sache von Anwälten prüfen lassen, was dazu geführt hat, dass der Genehmigungsprozess rund anderthalb Jahre gedauert hat“, so der Telekom-Sprecher.

Der Verwaltungsaufwand für den Breitbandausbau sei insgesamt groß. Auch für jeden Verteilerkasten sei eine eigene Genehmigung erforderlich. „Wir würden uns auch ein schnelleres Verfahren wünschen, um mit der Anlage dann auch Geld zu verdienen“, sagt McKinney.

Bürger leiden nicht nur unter geringer Geschwindigkeit, sondern auch unter Abbrüchen

Die Anwohner am Sonnenscheinsweg geben jedenfalls die Hoffnung auf schnelleres Internet nicht auf, zumal diese im Sommer bereits wieder Nahrung erhielt. „Da war auf der Telekom-Seite im Internet zu lesen, dass ein Upgrade demnächst verfügbar sein werde und man sich schon mal für 50 Mbit/s beziehungsweise 100 Mbit/s bewerben solle. Ich habe mich dann für 50, mein Nachbar für 100 Mbit/s angemeldet, wobei letztere Option dann irgendwann wieder von der Seite verschwunden war“, wundert sich Volker Uhlemann.

Aktuell habe er nicht nur langsames Internet, sondern auch immer wieder komplette Abbrüche. „Aber vielleicht liegt das ja daran, dass da endlich was getan wird.“