Essen-Heisingen. Die Bäume sind gerodet, der Abriss am Baderweg in Essen-Heisingen steht an. Es ist eines von mehreren Neubauprojekten von Vivawest im Stadtteil.

Die Häuser stehen längst leer, jetzt haben Rodungsarbeiten begonnen: Was das Wohnungsunternehmen Vivawest in Heisingen plant, fragen sich manche Nachbarn. Im Stadtteil gibt es in jüngster Zeit zahlreiche Neubauprojekte. Daran wird auch immer wieder Kritik laut: Wegen fehlender Infrastruktur oder einer oftmals ähnlichen Architektur. Vivawest erklärt nun, was am Baderweg passiert und lässt einige Fragen offen.

„Der Start der Abbrucharbeiten von 46 Wohnungen ist für April geplant“, sagt Vivawest-Sprecherin Katrin Lamprecht. Für die Dauer der Arbeiten sind rund zwei Monate vorgesehen. Dann solle auf dem Grundstück moderner Wohnraum zur Miete entstehen. Die Wohnungen sollen im Bestand des Unternehmens bleiben.

Das Grundstück ist geprägt durch die Nähe zum Baldeneysee

Die Mehrfamilienhäuser älteren Baujahres am Baderweg und an der Bogenstraße sind lange schon unbewohnt. Nach und nach sind die Mieter in den Vorjahren ausgezogen, neue nicht nachgekommen. Das Wohnungsunternehmen Vivawest als Eigentümer hatte die Pläne für das große Grundstück, das durch die Nähe zum Baldeneysee und auch durch viel Grün geprägt ist, bislang auf Anfrage nicht näher vorgestellt. So gab es immer wieder Gerüchte („Da liegt ein Blindgänger, deswegen traut sich niemand an das Grundstück“) und Spekulationen („Das Grundstück soll noch im Wert steigen und dann verkauft werden“) im Stadtteil.

Im hinteren Bereich (hier fotografiert von der Straße Wasserschnepfe aus) haben die Häuser von Vivawest (links im Bild) Grundstücke mit Grün.
Im hinteren Bereich (hier fotografiert von der Straße Wasserschnepfe aus) haben die Häuser von Vivawest (links im Bild) Grundstücke mit Grün. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Jetzt gibt es vor allem auch Unmut wegen der großflächigen Fällaktion. „Alles ist lieblos weggeholzt worden und Auskünfte dazu bekommen wir nicht“, sagt etwa eine Heisingerin. Viele Nachbarn und vor allem alteingesessene Anwohner hätten gern gewusst, was vor ihrer Tür geschieht.

Der Stadt liegen bislang noch keine Bauanträge vor

„Dabei gibt es nicht einmal einen Bebauungsplan“, weiß eine Heisingerin. Das bestätigt Patrick Betthaus, Sprecher der Stadt: „In Zusammenhang mit den Baumfällungen im Bereich Baderstraße/Bogenstraße in Heisingen liegen bei der Stadt für den Bereich aktuell noch keine Bauanträge vor.“

Die Nachbarn sprechen indes bereits konkret über eine neue Tiefgarage und deutlich mehr Wohneinheiten, als bislang auf dem Grundstück gestanden haben. Einige fürchten ein erheblich größeres Verkehrsaufkommen in der recht ruhigen Wohnstraße. Gesprächsthema sind diese Häuser schon lange, der jahrelange Leerstand vieler Wohnungen wunderte manchen.

Hätten die Bäume nicht stehen bleiben können, bis der Baubeginn ansteht?

Das sei doch unwirtschaftlich, heißt es. Schimmel und Sanierungsbedarf („Die Fenster haben nicht einmal Doppelverglasung“) gebe es. Nun gibt es keine Bäume und Büsche mehr. „Und das in der Nähe zum Vogelschutzgebiet, hat denn keiner an die Tiere gedacht“, beklagt eine Nachbarin. „Hätten die Bäume nicht stehen bleiben können, bis der Baubeginn ansteht?“ Sie hat auch bei der Stadt nachgehakt, aber auch dort habe sie nicht das Gefühl gehabt, auf wirkliches Interesse gestoßen zu sein.

Wo einst die Mühle Bergmann am Ende des Baderweges in Essen-Heisingen stand, bereiten Bagger das Grundstück nun auch für Neubauten vor.
Wo einst die Mühle Bergmann am Ende des Baderweges in Essen-Heisingen stand, bereiten Bagger das Grundstück nun auch für Neubauten vor. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Nachfrage nach Immobilien in Heisingen ist indes groß. Zuletzt wurde die historische Mühle dem Erdboden gleich gemacht, an der Stelle entstehen Neubauten. Wie an vielen anderen Straßen in Heisingen auch. So gibt es ein Großprojekt an der Zölestinstraße, Vivawest vermietet derzeit Neubauwohnungen an der Bahnhofstraße (modern, barrierearm, 2 Zimmer, 79 qm, 930 Euro kalt) sowie ältere Wohneinheiten am Ernst-Tengelmann-Ring (rund zehn Euro der Quadratmeter).

Heisinger beklagen immer wieder die Dichte der Bebauung und die gleichförmige Bauart

Mitten im Dorf ist ein Neubau mit seniorengerechtem Wohnen entstanden, wo einst ein kleines blaues Haus stand. Brötchen wurden an dem Standort einst verkauft, wo die Mieter nun barrierefrei leben. Bei dieser Entwicklung beklagen Heisinger immer wieder die Dichte der Bebauung, den Schwund historischer Bauten und die gleichförmige Bauart der oftmals kantigen Häuser. Sie folgten im Stadtteil nicht nur ehemaligen Bäckereien, sie stehen auch dort, wo es ehemals Gaststätten, Drogerien oder ein Hotel gab – und eben die Mühle Bergmann.

An der Bahnhofstraße in Essen-Heisingen hat Vivawest bereits 33 der insgesamt 35 Wohnungen vermietet.
An der Bahnhofstraße in Essen-Heisingen hat Vivawest bereits 33 der insgesamt 35 Wohnungen vermietet. © HO | Bild

Am Baderweg indes blieben Nachbarn bislang ratlos zurück. Sie klagen über mangelnde Informationen: „Wollen die denn keine gute Nachbarschaft?“ Gerade bei vielen älteren Anwohnern, sagt sie, habe das vor allem eines verursacht: „Große Unsicherheit, was rund um ihr Zuhause passiert.“

Ein anderes Projekt von Vivawest in Essen-Heisingen startet bald

Angaben zur Anzahl und Größe der neuen Wohnungen nennt Vivawest auch jetzt „in der aktuellen Projektphase“ nicht. So viel dann aber doch: „Der Baubeginn ist für März 2023 vorgesehen“, sagt Katrin Lamprecht nun konkret zum Zeitplan. Die Bauanträge würden im Juni 2022 eingereicht.

Von den 35 bereits errichteten Wohnungen an der Bahnhofstraße in Heisingen seien bereits 33 vermietet. Zudem stehe für Vivawest derzeit ein weiteres Bauvorhaben kurz vor dem Start: „An der Zölestinstraße ist der Neubau von 71 Wohnungen geplant. Die Arbeiten werden noch im Januar beginnen und sollen voraussichtlich im März 2024 abgeschlossen sein.“