Heisingen. Historische Bauten prägen das Bild der Essener Stadtteile und müssen oftmals Neubauten weichen. In Heisingen steht nun ein Baudenkmal zum Verkauf.
Historische Bauten, geschichtsträchtige Gebäude und markante Häuser: Sie prägen das Bild eines Stadtteils mit – und manche verschwinden, sind baufällig oder weichen Neubauten. In Heisingen gibt es mehrere Beispiele dafür und immer wieder Diskussionen über die Architektur. Es gibt aber ebenso ein gerettetes Fachwerkhaus und jetzt auch ein Baudenkmal zum Verkauf. Andere landen in einem neuen Kalender.
Für rund 250.000 Euro (mit dem Verweis Preis auf Anfrage) warten an der Heisinger Straße etwa 35 Quadratmeter Wohnfläche und 380 Quadratmeter Grundstück auf einen Käufer. Und einen Liebhaber. Denn das kleine Fachwerkhaus, dessen Alter mit Anfang des 19. Jahrhunderts angegeben wird, ist laut Makler „denkmalgeschützt und komplett sanierungsbedürftig“. Politiker nannten es in diesem Zustand zuletzt einen Schandfleck, Dorfhistoriker hofften auf die Rettung.
In Stadtteilen werden manche historische Bauten abgerissen
Immerhin sind in Stadtteilen wie in Heisingen in jüngster Zeit einige Bauten abgerissen worden, die für viele Geschichte wie Erinnerungen bedeuteten. Ob die Villa an der Elsaßstraße, der markante Bau, der einst die Gaststätte Türmchen“ am Baderweg beherbergte, oder das kleine, blaue Haus (1892 als Fachwerkhaus errichtet) mitten im Dorf an der Bahnhofstraße. Wo einst Familie König Brot für die Heisinger gebacken hat , ist ein mehrgeschossiger Bau in die Höhe gewachsen und hat das Aussehen zumindest an dieser Kreuzung erheblich verändert.
Schräg gegenüber ist genau das Gegenteil geschehen: Ein privater Käufer hat das kleine Fachwerkhaus am Stemmering 2015 gekauft, das er für sich umgebaut hat und nun bewohnt. Einst gehörte das zum Stemmerhof, der bereits 1250 erwähnt wurde. Das Hauptgebäude brannte dann 1890 ab, schließlich erwarb die Ortsgemeinde das Grundstück, die evangelische Schule wurde gebaut und eine Familie kaufte die kleine Leibzucht (Altenteil für Landwirte). 100 Jahre (bis 2003) blieb das Stemmerhäuschen in Familienbesitz.
Stadt Essen nannte Zustand „höchst unbefriedigend“
Das Nebenhaus an der Heisinger Straße gehört zum Buschkampkotten, gebaut wurde es nach Angaben des Heisinger Museumskreises 1766. Verpächter war zunächst die Abtei werden, die Bewohner später auch Bergleute. 1912 kaufte die Zeche Carl Funke das kleine Haus, bevor es zuletzt an Privatleute wechselte. Einer der Bewohner (ein Ehepaar) war als Laternenanzünder tätig, als es noch Straßengaslaternen gab. Bis 2000 wohnten die beiden dort, haben Mitglieder des Museumskreises herausgefunden.
Zwischenzeitlich war ab 1977 auch die Stadt Essen einer der Eigentümer in der langen Geschichte. Dahinter stand ein möglicher Abriss, da die Heisinger Straße verändert werden sollte. Stattdessen aber wird ein Wohnhaus heute noch genutzt, das Häuschen indes steht leer, die Fassade wirkt marode. Kotten und Leibzucht stehen seit 1990 unter Denkmalschutz.
Die Stadt wählte mit Blick auf den Zustand des Baudenkmals das Wort „höchst unbefriedigend “, forderte den Eigentümer nach eigenen Angaben bereits 2013 auf, die Missstände kurzfristig zu beheben. Nun könnte das ein Käufer tun.
Baugenehmigung für Anbau
Immerhin soll laut Makler ein Bauantrag für einen
Ein Heimatkalender für Essen-Heisingen
Die Mitglieder des Museumskreises des Bergbau- und Heimatmuseums, das sich im Paulushof befindet, haben den Heimatkalender 2021 erstellt.
Ziel sei die Erhaltung der noch vorhandenen Zeugnisse der stolzen dörflichen Vergangenheit des historischen Ortes am Nordufer der Ruhr, das seine Wurzeln („Wotteln“) bis 796 n. Chr. zurück beweisen könne. Neben den zwölf Denkmal-Bildern gibt es zu jedem auch Erläuterungen zu den geschützten Bauwerken und eine Übersichtskarte.
Auf dem Deckblatt: die Jugendhalle (1913/14), fotografiert aus der Wohnung einer Nachbarin, die diesen Blick erlaubte: auf „die schönste Turnhalle von ganz Essen “, wie der frühere Vorsitzende der Sportgemeinschaft Heisingen, Fritz Lauer, stets behauptet habe.
Der Kalender (9,50 Euro) ist erhältlich in der Heisinger Buchhandlung, in der Papeterie Drange, im Kiosk Schüffler und während der Sprechstunde der Bürgerschaft im Alten Rathaus, freitags, 14-15 Uhr.
Anbau/Neubau (ca. 67 m²) gestellt und genehmigt worden sein. Möglich wären demnach bis zu 110 m² Gesamtfläche, heißt es. Und weiter: Aus dem „kleinen Knusperhäuschen könnte Ihr neues Traumhaus mit Terrasse und Garten oder einen Wohnbereich mit angrenzendem Atelier“ gezaubert werden. Der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt, lautet die Aufforderung. Die Baugenehmigung allerdings müsste dafür zuvor aktualisiert werden.
Ganz aktuell haben sich auch Mitglieder des Heisinger Museumskreises mit den Baudenkmälern befasst. Die sind nun etwas günstiger zu haben, denn sie sind ein einem Kalender für das kommende Jahr abgebildet. „Keine historischen Bilder von anno dazumal mit dem romantischen Blick nach gestern – dafür aktuelle Farbbilder der noch vorhandenen Denkmale im Dorf, wie die Heisinger ihren Stadtteil liebevoll nennen“, erklären die Mitglieder.
Liebevoll instandgesetzt und genutzt oder offensichtlich dem Verfall preisgegeben
Von den Ur-Gebäuden ist Haus Heisingen vertreten, das sein Schicksal von einer Dorffestung, über Raub-Ritterburg, Adels- und Äbte-Sommersitz, Zechenverwaltungsort bis zum Privateigentum recht gut überstanden habe. Und dann die zwei durchaus putzig anmutenden Mini-Fachwerkhäuschen: Die als Leibzuchten bekannten Gebäude am Stemmering und an der Heisinger Straße zeigten allerdings auch die Probleme des akuten Denkmalschutzes.
„Das eine im Ortskern ist liebevoll instandgesetzt und genutzt, das andere offensichtlich dem Verfall preisgegeben“, so beschreiben es die Mitstreiter des Museumskreises. Ob sich nun auch das zweite Fachwerkhäuschen wird retten lassen, bleibt offen. Jürgen Döhler, Sprecher des Museumskreises, indes formuliert es folgend: „Wir hoffen, dass unser Kalender das Bewusstsein für die Schönheiten vor Ort stärkt und die Wichtigkeit des aktiven Denkmalschutzes deutlich wird.“