Essen. Die Stadt Essen erwägt, an allen Kitas Lolli-Tests einzusetzen. Die Lolli-Tests sind bislang nur an Grund- und Förderschulen vorgeschrieben.

Die Stadt erwägt, so genannte „Lolli-Tests“ künftig auch in Kitas einzuführen, um eine Ausbreitung des Coronavirus unter Kindern einzudämmen sowie Erzieherinnen und Erzieher zu schützen. Das bestätigt Stefanie Kutschker, die Sprecherin des Jugendamts der Stadt Essen. Die Kommune betreibt etwa die Hälfte der Kitas in Essen. Man sei mit den Trägern der anderen Kitas im Gespräch und überprüfe, ob die Einführung so genannter Lolli-Tests logistisch möglich wäre. Das Ergebnis soll in den nächsten Tagen vorliegen.

Zwar hatte NRW-Familienminister Joachim Stamp am Donnerstag erklärt, ein flächendeckender Einsatz von „Lolli-Tests“ sei nicht möglich, weil es dafür an Labor-Kapazitäten fehle. Beim Jugendamt der Stadt Essen versteht man diese Aussage aber ausschließlich aufs gesamte Land bezogen – „genau das prüfen wir derzeit“, sagt Stefanie Kutscher: „Ob wir in Essen und Umgebung genügend Labor-Plätze zur Verfügung haben.“

Landesweit ist die Sorge um Corona-Infektionen unter Kindern im Kindergartenalter stark gewachsen. Das liegt an derzeit hohen Infektionszahlen in dieser Altersgruppe. In Essen waren am Mittwoch, 8. Dezember, 121 Kinder zwischen null und fünf Jahren offiziell corona-positiv. Wie viele von ihnen wirklich in die Kita gehen und nicht noch zu Hause betreut werden, ist unbekannt. Stadtweit sind etwas mehr als 20.000 Jungen und Mädchen in Kinderbetreuungsstätten in Essen registriert. Die Inzidenz bei den Null- bis Vierjährigen beträgt derzeit 116,8, bei den Fünf- bis Neunjährigen 754,2. Das Impfen für Kinder ab fünf Jahren steht derweil in den Startlöchern, soll am 17. Dezember beginnen. Der Impfstoff soll bereits ab Montag, 13. Dezember, verfügbar sein; eine offizielle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (StiKo) steht allerdings noch aus. In Essen wird derzeit stadtweit eine durchschnittliche Inzidenz von 271,3 gemeldet.

Lolli-Tests gelten als sicher, sind aber logistisch aufwändig

Bislang sind Tests in Kitas freiwillig. Man sei wegen „des aktuellen Infektionsgeschehens“ mit einer weiterreichenden Regelung beschäftigt, sagt Stefanie Kutschker.

Die „Pool-Testungen“, von denen jetzt die Rede ist, sind die so genannten „Lolli-Tests“. Sie sind seit Mai 2021 an den Grundschulen im Einsatz und funktionieren so: In der Einrichtung müssen die Kinder zweimal pro Woche kurz auf einem Stäbchen herumlutschen. Die Stäbchen aus einer Gruppe gehen – anonym – ins Labor und werden gemeinsam – als Pool – getestet. Ist nur eins der Test-Stäbchen positiv, wird ein zweiter Test gemacht, um den Betroffenen zu identifizieren. Ab Januar 2022 werden die Lolli-Tests direkt doppelt vor Ort ausgeführt, um im Fall einer Infektion weniger Zeit zu verlieren, bis der Betroffene ausfindig gemacht werden kann. Lolli-Tests sind - anders als die Antigen-Schnelltests an weiterführenden Schulen - PCR-Tests, können nur in Laboren analysiert werden und gelten als ergebnissicher.

„Das Ziel ist, Infektionen schneller zu identifizieren und für alle Beteiligten eine höhere Sicherheit zu gewährleisten“, sagt Stefanie Kutschker. Die stark erhöhte Zahl von infizierten Kindern und Jugendlichen macht sich derzeit auch an den Schulen bemerkbar: In der ersten Dezember-Woche fehlten an den Essener Schulen knapp 1900 Schülerinnen und Schüler wegen Corona – darunter waren allerdings lediglich 587 bestätigte Infektionsfälle. Die Zahl der fehlenden Schülerinnen und Schüler in Essen ist einerseits ein neuer Höchstwert; es handelt sich allerdings immer noch gerade mal drei Prozent aller Schüler im Stadtgebiet.

Was halten Kita-Eltern von der Initiative der Stadt? „Bei den Müttern und Vätern gibt es kein einheitliches Meinungsbild“, sagt Robert Armbruster, Sprecher des Jugendamts-Elternbeirat (JAEB), dem Gremium der Eltern von Kindern in Betreuungseinrichtungen. „Nicht wenige finden die Maßnahme richtig und haben schon vor Monaten gefragt, warum Lolli-Tests nicht auch in den Kitas möglich sind.“ Andere Väter und Mütter hielten den Aufwand für übertrieben.